Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Red Bull: Verkauf von AlphaTauri ist denkbar

Von Günther Wiesinger
Der Red Bull-Konzern besitzt zwei Formel 1-Teams. Nach dem Tod von Didi Mateschitz wird wieder über den Verkauf des Alpha Tauri-Teams nachgedacht. Zumindest eine Kostensenkung wäre erwünscht.

Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz galt als Marketing-Genie, hat im November 2004 den Jaguar-Rennstall gekauft und in Red Bull Racing unbenannt. Inzwischen wurden sechs Fahrer-WM-Titel gewonnen, vier mit Sebastian Vettel (und Renault-Motoren), zwei mit Max Verstappen. 2021 mit Honda-Triebwerken, 2022 mit vom Red Bull Powertrain weiterentwickelten Antriebseinheiten.

Vor der Saison 2006 kaufte Red Bull auch das ehemalige Minardi-Team von Paul Stoddard. Über Vermittlung von Bernie Ecclestone bezahlte der Energy-Drink-Konzern aus Österreich ca. 8 Millionen US-Dollar Schulden des Teams, dann ging der Rennstall unter der Bezeichnung Scuderia Toro Rosso an den Start und galt als Junior-Team, in dem die Talente ausgebildet wurden, von Sebastian Vettel über Daniel Ricciardo, Carlos Sainz und Max Verstappen bis zu Pierre Gasly.

Nach der Verpflichtung des genialen Konstrukteurs Adrian Newey sollte der Engländer die Fahrzeuge beider Teams konstruieren. Auf diese Weise sollten Synergien genutzt und Kosten gespart werden.

Doch bald danach trat die Reglementsänderung in Kraft, wonach jedes Formel-1-Team eine eigene Entwicklung betreiben müsse. Für Toro Rosso mussten also eigene Konstrukteure wie James Key engagiert werden, die Kosten stiegen am Standort Faenza von Jahr zu Jahr.

Dazu kamen manche Jahre, in denen die F1-Autos des Teams von Teamprinzipal Franz Tost nicht so konkurrenzfähig waren wie erhofft, oder die Qualität der Nachwuchsfahrer ließ zu wünschen übrig.

Deshalb wurden immer wieder Käufer für Toro Rosso gesucht.

Aber Dietrich Mateschitz wollte ein seriöses Unternehmen als neuen Besitzer, die Arbeitsplätze sollten erhalten und die Qualität gesichert werden.

Es meldeten sich jedoch meist nur Interessenten wie ein dubioser Schmuckhändler aus Südafrika. Auch eine mögliche Übernahme durch Renault scheiterte später, weil das Automobilwerk in Automobilwerken in Frankreich tausende Arbeitsplätze abbauen und in dieser Phase kein Geld in die Formel 1 investieren konnte. Dazu kam der Finanzskandal mit Renault-CEO Carlos Ghosn.

Doch für Red Bull Racing machte der Weiterbetrieb des Toro-Rosso-Teams immer wieder Sinn, nicht nur zur Ausbildung von Talenten, wodurch nie überteuerte Superstars von anderen Topteams eingekauft werden mussten.

Auch beim Umstieg von Renault- auf Honda-Motoren war das zweite Team aus Italien nützlich, weil dort die Honda-Aggregate 2018 zuerst erprobt und auf ihre Tauglichkeit geprüft wurden, ehe Red Bull Racing auch die Fahrzeuge von Max Verstappen, Pierre Gasly und Alex Albon für die Saison 2019 damit antrieb.

Nach dem Tod von Firmenchef Didi Mateschitz wurde Oliver Mintzlaff (47) beim Energydrink-Hersteller aus Salzburg zum CEO für «Corporate Projects und Investments» ernannt. Er kam als Geschäftsführer vom Fußballclub RB Leipzig und ist jetzt für alle Projekte zuständig, die nicht mit dem Kerngeschäft zu tun haben, also mit allen Motorsport-Projekten, Fussball, dem Red Bull Media House und so weiter.

Zum Aufgabenbereich von Mintzlaff gehören auch die beiden Formel-1 Teams, Red Bull Technology und so weiter. Mintzlaff verschafft sich seit Monaten einen Überblick über all diese «Corporate Projects». Natürlich wird in dieser Phase im Sinne der Gesellschafter und Eigentümer geprüft, ob und in welchen Bereichen Kosten eingespart werden können, ob alle Projekte noch der Vorstellung von Didi Mateschitz in punkto Sinnhaftigkeit entsprechen und zur Marke passen.

Diese Vorgehensweise ist nicht nur im Sinne von Mark Mateschitz (30), der von seinem Vater 49 Prozent des Energy-Drink-Konzerns Red Bull geerbt hat, sondern auch der thailändischen Familien-Dynastie Yoovidhya, die 51 Prozent an Red Bull besitzt.

Red Bull erreichte im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 9,6 Milliarden Euro; rund ein Drittel davon wird pro Jahr ins Marketing investiert. Alle Investments und Marketing-Maßnahmen werden einstimmig mit der Familie Yoovidhya in Thailand getroffen, die in den letzten 30 Jahren mit der Familie Mateschitz nicht nur eine geschäftliche Partnerschaft, sondern eine freundschaftliche Zusammenarbeit entwickelt hat.

Didi Mateschitz hat den Motorsport immer als ideales Marketing-Vehikel betrachtet. Der Werbewert und der Imagegewinn durch die Formel-1-Erfolge wird wesentlich höher eingeschätzt als die Kosten für das erfolgreiche Red Bull Racing-Team.

Die Mannschaft von AlphaTauri, einst als Kaderschmiede für das Siegerteam installiert, erfüllte in manchen Jahren die Erwartungen nicht. Deshalb steht die Fortführung des Formel-1-Engagements mit dem Team aus Faenza auf dem Prüfstand. Die Zwickmühle: Bessere Ergebnisse können wohl nur durch höhere Kosten erwirtschaftet werden.

Aber bei den Testfahrten in Bahrain war zu hören, Red Bull strebe beim Rennstall von Franz Tost eine Kostensenkung an; und es soll mehr Effizienz durch Synergien mit namhaften Sponsoren erzielt oder sogar ein ehrenwerter Käufer gesucht werden.

Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko ist auch für das Nachwuchsprogramm der Red Bull-Junioren verantwortlich und weiß, dass Didi Mateschitz stolz darauf war, bei AlphaTauri viele Talente ausgebildet und in die Formel 1 geschleust zu haben.

Ob das Budget von AlphaTauri (eine Bekleidungsmarke des Red Bull-Konzerns) trotz der Kostengrenze auf Dauer vom Red Bull-Konzern finanziert wird, wird jetzt von Oliver Mintzlaff im Auftrag der Gesellschafter geprüft. Es stehen auch einige andere Projekte auf dem Prüfstand, vermutlich auch die 2016 gegründete Modefirma AlphaTauri selbst. Die drei exklusiven Läden des Labels in bester Lage in Salzburg, Wien und Graz werden bereits geschlossen.

Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko wollte die Spekulationen über die Zukunft der Scuderia AlphaTauri in Bahrain nicht kommentieren. Die Entscheidung liege bei den «bei den Shareholders», also bei den Gesellschaftern, sagte er auf eine Anfrage des TV-Senders SKY.

Bilanz Toro Rosso 2006–2019

268 Grands Prix
1 Sieg (Sebastian Vettel in Monza 2008)
1 Pole-Position (Vettel in Monza 2008)
1 beste Rennrunde (Daniil Kvyat in Spanien 2016)
3 Podestplätze (Vettel-Sieg in Monza 2008, Kvyat Dritter in Hockenheim 2019, Pierre Gasly Dritter in Interlagos 2019)
Konstrukteurs-Pokal 2006: 9.
Konstrukteurs-Pokal 2007: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2008: 6.
Konstrukteurs-Pokal 2009: 10.
Konstrukteurs-Pokal 2010: 9.
Konstrukteurs-Pokal 2011: 8.
Konstrukteurs-Pokal 2012: 9.
Konstrukteurs-Pokal 2013: 8.
Konstrukteurs-Pokal 2014: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2015: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2016: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2017: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2018: 9.
Konstrukteurs-Pokal 2019: 6.
500 WM-Punkte
Motorenpartner: Cosworth 2006, Ferrari 2007–2013, Renault 2014/2015, Ferrari 2016, Renault 2017, Honda 2018/2019

Bilanz AlphaTauri 2020–2022

61 Grands Prix
1 Sieg (Pierre Gasly in Monza 2020)
1 beste Rennrunde (Gasly in Ungarn 2021)
2 Podestplätze (Gasly-Sieg in Monza 2020, Gasly Dritter in Baku 2021)
Konstrukteurs-Pokal 2020: 7.
Konstrukteurs-Pokal 2021: 6.
Konstrukteurs-Pokal 2022: 9.
284 WM-Punkte
Motorenpartner: Honda

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