MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Max Verstappen nach Sieg: «Ich verstehe das nicht»

Von Mathias Brunner
Start zum Grossen Preis von Australien

Start zum Grossen Preis von Australien

​Weltmeister Max Verstappen gewinnt einen chaotischen Grossen Preis von Australien auf dem Albert Park Circuit von Melbourne. Der Red Bull Racing-Star nach seinem Triumph: «Was für ein Durcheinander!»

Max Verstappen hat das dritte Saisonrennen der Formel-1-Saison 2023 gewonnen, der Niederländer zeigte im Albert-Park von Melbourne eine starke Leistung und baut seine WM-Führung aus.

Es ist der 37. GP-Sieg von Verstappen, sein erster in Australier, sein 80. Podestplatz (gleich viele wie Ayrton Senna), der 95. GP-Sieg von Red Bull Racing, der erste für RBR seit Sebastian Vettel 2011. Es ist auch das erste Mal seit Ungarn 2018, dass wir drei Weltmeister auf dem Siegerpodest haben, mit Verstappen, Hamilton und Alonso, damals mit Hamilton, Vettel und Räikkönen.

Das Rennen begann bei strahlendem Sonnenschein und milden 18 Grad. Pole-Mann Max Verstappen kam nicht so gut wie George Russell, dann quetschte sich auch Lewis Hamilton am Niederländer vorbei.

Schock für die Ferrari-Fans: Charles Leclerc im Kiesbett von Kurve 3. Der Monegasse war von Aston Martin-Fahrer Lance Stroll angeschubst worden. Die FIA befand: keine Strafe. Der Kanadier war zwischen Leclerc und Fernando Alonso eingeklemmt worden.

Beim Re-Start in Kurve 4 machte Russell alles richtig, Verstappen erhöhte den Druck auf Hamilton, der rückte Leader Russell näher, dann zweite Safety-Car-Phase – Unfall von Alex Albon im Williams. Dem Thai-Briten war das Heck seines Wagens weggewischt. Zum Glück ist er okay.

Das Rennen wurde unterbrochen, um die Bahn von den Kiesels zu reinigen und die Pistenbegrenzung zu reparieren. Die Pause dauerte 16 Minuten. Verlierer neben Albon: George Russell, der noch unter Geld Reifen gewechselt hatte. Er fiel zurück, während die Gegner durch die rote Flagge einen frischen Satz Reifen erhielten.

Beim stehenden Neu-Start in Runde 10 kam Hamilton besser weg als Verstappen, dahinter die Aston Martin von Alonso und Stroll. Russell rückte um zwei Ränge vor auf P5, Nico Hülkenberg hatte keinen guten Start und fiel auf den siebten Platz zurück.

In Runde 12 ging Verstappen mit Hilfe des verstellbaren Heckflügels (DRS) an Hamilton vorbei in Führung. Einmal mehr zeigte sich: Der Red Bull Racing-Renner gewinnt bei flach gestelltem Flügel am meisten Speed.

Verstappen setzte sich leichtfüssig ab. Weiter hinten machte Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Ränge gut. Stand nach 15 Runden: Verstappen, Hamilton, Alonso, Russell, Gasly und Sainz, Hülkenberg Achter.

In Runde 18 wurde der Mercedes von George Russell langsamer und parkte kurz nach Start und Ziel: Motorschaden! Die Rennleitung verfügte eine virtuelle Safety-Car-Phase. Erster Ausfall wegen eines mechanischen Grunds für Russell, seit er für Mercedes fährt.

In Runde 26 ging Carlos Sainz an Pierre Gasly vorbei: Vierter. Schmerzlich für Zuschauer Charles Leclerc.

Aufregung in Runde 46: Verstappen in der zweitletzten Kurve im Gras, nach einem Verbremser. Sorgenvolle Mienen am Kommandostand von Red Bull Racing, Vorsprung von zwölf auf sieben Sekunden gefallen. Der Niederländer beklagte sich über das Verhalten der Bremse. Max fuhr sofort wieder beste Rennrunde.

Nico Hülkenberg wehrte sich rundenlang wie ein Löwe gegen Lando Norris, aber sechs Runden vor Schluss musste der Deutsche Rang 8 preisgeben.

Fünf Runden vor Schluss: gelbe Flagge. Kevin Magnussen hatte seinen rechten Hinterreifen verloren (die Felge war noch dran), dies nach einem Mauerkuss des Dänen am Ausgang von Kurve 2 – Safety-Car, dann erneut rote Flagge! Zu viel Felgen-Trümmerteile auf der Bahn, welche die Walzen der anderen Piloten verletzen könnten.

Max Verstappen und Fernando Alonso reagierten am Funk verständnislos. Also gleiche Ausgangslage wie in Baku 2021, als auch kurz vor Schluss eine rote Flagge kam.

Das war Grund zur Sorge für Max Verstappen, denn bei allen Starts kam Hamilton in Australien besser weg als WM-Leader Verstappen. Denn gemäss Reglement erneut ein stehender Start, womit weiteres Ungemach programmiert war. Dieses Mal dauerte die Pause 14 Minuten.

Ausgangslage: eine bis zwei Runden freier Fahrt, denn nach einem Neu-Start darf zwei Runden lange der Heckflügel nicht flachgestellt werden. Nur Pérez, Ocon und Norris hatten noch frische weiche Reifen. Wir kennen Sprint-Rennen in der Formel 1, nun kam ein Super-Sprint.

Beim zweiten Neu-Start kam Verstappen gut weg, vor Hamilton, weiter hinten stubste Carlos Sainz seinen Landsmann Fernando Alonso an, während sich die beidenAlpine-Rennwagen gegenseitig von der Bahn schubsten, ebenso schob Logan Sargeant der Niederländer de Vries zur Seite! Wieder rote Flagge!

Die Rennkommissare schauten sich an, ob die Autos einen Sektor passiert haben. Falls nicht, würde der Stand vor dem Re-Start gelten. Da sich die Autos schon in Runde 58 befanden, würde es bei einem neuen Start ohnehin kein Rennen mehr geben.

Dann kam die Entscheidung: Neu-Start in der Reihenfolge des vorhergehenden Starts minus die Autos, die wir verloren haben. Rollender Start, aber da die Fahrzeuge in der letzten Runde sind gleich karierte Flagge.

Reihenfolge beim Re-Start: Verstappen, Hamilton, Alonso, Sainz, Stroll, Pérez, Norris, Hülkenberg, Piastri, Zhou in den Top-Ten. Wieso diese Reihenfolge? Wenn nicht alle Autos beim Zeigen der roten Flagge den ersten Pistensektor passiert haben, gilt die Reihenfolge beim Start zuvor für den neuen Start

Die Nachrichte erzeugte Jubel auf den Tribünen, denn Melbornian Piastri in den Punkten! Erleichterung auch bei beim viertplatzierten Sainz, der Alonso weggestossen hatten. Ernüchterung bei Haas: Hülkenberg wäre bei einer anderen Anwendung der Regeln Vierter gewesen!

Und es wurde bekannt: Fünfsekundenstrafe für Ferrari-Fahrer Carlos Sainz, wegen der Kollision mit Alonso. Also würden alle Fahrer hinter dem Safety-Car ganz dicht aufrücken, um Sainz (fünf Sekunden zu seiner Rennzeit addiert) nach hinten durchzureichen. Carlos Sainz schäumte.

Die Autos fuhren also ein Rennen also ohne Rennen zu Ende, nach der Safety-Car-Runde fiel die karierte Flagge, nach der normalen Renndistanz von 58 Runden.

Reihenfolge wegen der Sainz-Strafe nach diesem kuriosen Schluss des Grand Prix – Verstappen, Hamilton, Alonso, Stroll, Pérez, Norris, Hülkenberg Siebter, Piastri Achter, Zhou und Tsunoda. Carlos Sainz nur Zwölfter, keine Punkte für Ferrari, mamma mia!

Sieger Max Verstappen nach dem ganzen Durcheinander: «Ein ziemlich langer Nachmittag, aber ein Sieg ist ein Sieg, und wir nehmen ihn gerne.»

«Mein erster Start war mässig, daher Mercedes vorne. Ich war sehr vorsichtig, denn ich hatte viel zu verlieren, sie nicht.»

«Danach war es eine Frage der Geduld, ich wusste, dass mein Auto schnell genug ist, um sie zu überholen, und ich wartete.»

«Es war ein schwieriges Rennen mit all diesen roten Flaggen und dem ganzen Durcheinander. Die erste rote Flagge wegen Albon kann ich nachvollziehen, die zweite verstehe ich nicht. Hinter dem Safety-Car war es so knifflig, die Reifen auf Temperatur zu halten, es war, als würdest du auf Eis fahren.»

«Dieser Grand Prix war ein komplettes Durcheinander, aber wir haben gewonnen, das ist das Wichtigste.»

Wieso war Max zwischendurch im Gras? Verstappen grinst: «Ich habe der Stadt einen Gefallen getan, denn dort müssen die Stadtgärtner die Wiese nicht mehr mähen! Nein, ernsthaft – ich habe mich verbremst und mir eine Bremsplatte eingehandelt, aber es ging letztlich alles gut. Ich fühle grosse Erleichterung – ich musste jahrelang auf den ersten Sieg hier warten, ich musste heute lange auf den Sieg warten, aber es hat sich gelohnt.»

Ergebnis Australien-GP, Albert Park Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +0,179 sec
03. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +0,769
04. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +3,082
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +3,320
06. Lando Norris (GB), McLaren, +3,701
07. Nico Hülkenberg (D), Haas, +4,939
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +5,382
09. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +5,713
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +6,052
11. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +6,513
12. Carlos Sainz (E), Ferrari, +6,594
Out
Pierre Gasly (F), Alpine, Kollision mit Ocon
Esteban Ocon (F), Alpine, Kollision mit Gasly
Logan Sargeant (USA), Williams, Kollision mit De Vries
Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, Kollision mit Sargeant
Kevin Magnussen (DK), Haas, Unfall
George Russell (GB), Mercedes, Motorschaden
Alex Albon (T), Williams, Unfall
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Kollision mit Stroll

WM-Stand (nach 3 von 23 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 69 Punkte
02. Pérez 54
03. Alonso 45
04. Hamilton 38
05. Sainz 20
06. Stroll 20
07. Russell 18
08. Norris 8
09. Hülkenberg 6
10. Leclerc 6
11. Bottas 4
12. Ocon 4
13. Piastri 4
14. Gasly 4
15. Zhou 2
16. Tsunoda 1
17. Magnussen 1
18. Albon 1
19. Sargeant 0
20. De Vries 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 123 Punkte
02. Aston Martin 65
03. Mercedes 56
04. Ferrari 26
05. McLaren 12
06. Alpine 8
07. Haas 7
08. Alfa Romeo 6
09. AlphaTauri 1
10. Williams 1

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