Rote Flagge in Bahrain: Wieder Ärger mit Drainage!
Zwangspause auf dem Bahrain International Circuit: Die Rennleitung hat die Formel-1-Tests mit der roten Flagge unterbrochen, nachdem Charles Leclerc (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) beim Überfahren des Drainage-Gitters entlang des Randsteins bei der Anfahrt zu Kurve 10 Karbonteile verloren haben.
Während derzeit Ferrari und Mercedes ihre Autos untersuchen, läuft eine Inspektion der Zwischenfallstelle mit Formel-1-Rennchef Niels Wittich. Die Uhr läuft gnadenlos weiter.
Nach ersten Erkenntnissen hat sich ein Gitter des Wasserablaufs an der Aussenseite des Randsteins aus der Verankerung gelöst. Nun werden alle Abläufe entlang der Bahn geprüft, dazu wird bei Kurve 11 nach Mitteln und Wegen gesucht, wie der beschädigte Ablauf repariert werden kann.
Das Gitter an jeder Stelle ist ungefähr eine Hand breit und im Rot/Weiß der Randsteine bemalt. Die lose Stelle ist ungefähr 50 cm lang.
Um 11.00 Uhr (Bahrain 13.00) wurde bekannt – das Training wird frühestens um 12.00 Uhr weitergehen, die Mittagspause also um eine Stunde vorgezogen, am Nachmittag wird dann fünf Stunden gefahren, um die verlorenen 60 Minuten gutzumachen.
Ferrari musste am Wagen von Leclerc den beschädigten Boden wechseln.
Kanaldeckel und Drainage: Immer wieder Ärger
SPEEDWEEK.com-Leser erinnern sich: Nach knapp zehn Minuten des ersten Trainings auf dem neuen Las Vegas Strip Circuit 2023 war alles vorbei – Carlos Sainz’ Ferrari blieb nach einem üblen Schlag stehen. Wie sich herausstellte, war der Betonrahmen eines Wasserventildeckels gebrochen und hat dann den Wagen von Sainz beschädigt. Auch Alpine meldet Schäden am Auto, am Renner von Esteban Ocon.
Die FIA brach das Training ab, dann mussten alle Deckel auf dem mehr als sechs Kilometer langen Kurs geprüft und notfalls repariert werden. Das erste Training konnte nicht beendet werden, das zweite fand mit erheblicher Verspätung statt, ein Fiasko.
Wasserventildeckel, Drainage, Kanaldeckel? Moment mal, da war doch was! Genau – auch das erste freie Training zum Grand Prix von Aserbaidschan 2019 in Baku musste nach dem Unfall von George Russell abgebrochen werden. Lose Kanaldeckel bleiben im Motorsport eine tödliche Gefahr.
Nachdem George Russell über einen losen Kanaldeckel gefahren ist und sein Williams schwer beschädigt wurde, konnte das erste freie Training zum Aserbaidschan-GP nicht wieder aufgenommen werden.
Fachkräfte schwärmten auch damals aus, um die Kanaldeckel zu sichern. Das klingt einfach, ist es aber nicht – rund um den Kurs des Baku City Circuit gibt es beispielsweise 320 solcher Kanaldeckel!
So ungewöhnlich ist es nicht in der Formel 1, dass Drainagen zur tödlichen Gefahr werden. 2018 ist in Monaco Ähnliches passiert. Nur einer konnte damals am Trainings-Donnerstag in Monte Carlo die Red Bull Racing-Piloten stoppen – ein Kanaldeckel. Max Verstappen befand sich auf einer extrem flotten Runde, als im zweiten freien Training die rote Flagge gezeigt wurde. Wie sich herausstellte, gab es ein Problem an einem Gully-Deckel ausgangs Casino-Platz Richtung Mirabeau.
Der frühere Rennleiter Charlie Whiting (im März 2019 verstorben) begab sich vor Ort. Wie aus dem Nichts tauchte ein Lieferwagen mit Schweißgerät und Fachpersonal auf. Die Monegassen sind in solchen Fällen extrem fit, denn es gab dort nicht zum ersten Mal Ärger mit Kanaldeckeln.
Am ersten Monaco-Trainingstag 2016 wurde vom Mercedes von Nico Rosberg ein Kanaldeckel aus seiner Verankerung gehoben, der nachher den McLaren-Honda von Jenson Button traf. Nach dem Zwischenfall wurde ein Ersatzdeckel beschafft und erneut mit dem Schweißbrenner festgemacht. Grundsätzlich werden alle Kanaldeckel vor einem Rennwochenende auf dem Straßenkurs besonders verschweißt oder gesichert. Doch beim betreffenden Deckel reichte das offenbar nicht.
Aber wieso nicht? Wie sich herausstellte: In der 25 auf 25 Zentimeter großen Platte hatte sich ein Riss gebildet. Als immer und immer wieder Formel-1-Renner darüberfuhren, brach der Deckel – obschon er an vier Punkten verschweißt worden war. Es handelt sich übrigens um eine massive Platte, kein Gitter, das Gitter befindet sich dahinter. Die Platte wird normalerweise geöffnet, um die Drainage zu inspizieren.
Die FIA-Regelhüter baten daraufhin die Rennorganisatoren, sämtliche Kanaldeckel noch einmal zu überprüfen. Was am Donnerstagabend bis in die Nacht hinein erledigt wurde. Eine ähnliche Inspektion gab es nach dem Zwischenfall 2018.
2010 crashte Rubens Barrichello oben am Casino schwer. Wie sich später herausstellte, hatte sich der Brasilianer offenbar an einem Kanaldeckel den Reifen aufgeschlitzt. Die Williams-Techniker glauben, dass damals der Vorderreifen des Renners den Deckel herausgesaugt hat, daraufhin wurde der Hinterreifen lädiert. In Runde 31 platzte der Reifen und bei Tempo 260 war «Rubinho» nur noch Passagier.
Aber Ärger gab es nicht nur in Monaco, sondern auch auf dem Sepang International Circuit von Malaysia. Ein kurioser Crash hatte 2017 in Malaysia für eine vorzeitiges Ende des zweiten freien Trainings gesorgt – und für einen stark beschädigten Haas-Boliden. Romain Grosjean wurde Opfer eines losen Gully-Deckels, der seinen rechten Hinterreifen explodieren ließ.
In Baku 2016 löste sich in der Boxengasse ein Abflussdeckel, als der damalige Williams-Fahrer Valtteri Bottas ein wenig nahe an der Boxenmauer entlangfuhr. Der Deckel wurde auf die Bahn geschleudert, zum Glück traf das Metallbruchstück niemanden.
Der Genfer hatte Glück im Unglück und blieb beim Unfall unverletzt. Für den Schaden von rund 750.000 Dollar kamen die malaysischen Rennorganisatoren auf. Für solche Fälle sind sich versichert.
2005 fuhr der frühere McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya in Shanghai über einen Kanaldeckel, der sich wie eine wütende Schlange aufgestellt hatte. Unterboden und Kühler wurden beschädigt.
1990 fuhr der Spanier Jesus Pareja beim Sportwagen-WM-Lauf auf dem Circuit Gilles Villeneuve über einen losen Kanaldeckel, der Tank seines Porsche 962 wurde aufgeschlitzt, der Gruppe-C-Renner begann zu brennen. Pareja kam zum Glück rechtzeitig aus seinem Auto heraus.
Bahrain-Test 22. Februar, Stand nach drei Stunden
1. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:31,750 (36 Runden)
2. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,328 (35)
3. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:32,578 (30)
4. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:32,879 (20)
5. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,053 (31)
6. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W15, 1:33,225 (39)
7. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,715 (38)
8. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:33,804 (33)
9. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:37,534 (31)
10. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:38,706 (40)
Bahrain-Test 21. Februar
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:31,344 min (142 Runden)
2. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,484 (72)
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:32,584 (69)
4. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:32,599 (51)
5. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:32,805 (60)
6. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,007 (53)
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:33,247 (64)
8. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,385 (77)
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:33,658 (57)
10. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,871 (62)
11. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:33,882 (21)
12. George Russell (GB), Mercedes W15, 1:34,109 (121)
13. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:34,136 (64)
14. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:34,431 (68)
15. Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes, 1:34,587 (40)
16. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:34,677 (60)
17. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,692 (66)
18. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,906 (81)