MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

China-Sieger Max Verstappen: «Wir brennen richtig!»

Von Mathias Brunner
Sieg für Max Verstappen in China

Sieg für Max Verstappen in China

​58. GP-Sieg für Weltmeister Max Verstappen beim Formel-1-WM-Lauf von China auf dem Shanghai International Circuit. Der Red Bull Racing-Star lässt seinen Gegnern keine Chance.

Was für eine weltmeisterliche Darbietung von Max Verstappen auf dem Shanghai International Circuit: Der 26-jährige Red Bull Racing-Pilot fährt in China unwiderstehlich zum Sieg, zum 58. Mal in der Königsklasse, zum vierten Mal in dieser Saison und zum ersten Mal in China. Dies ist der 102. Podestplatz für den Niederländer. Damit ist Max nur auf einer der 2024er Rennstrecken ohne Sieg, in Singapur. Dritter GP-Sieg nach Sprint-Sieg in Folge auch für diesen Ausnahmekönner.

Für seinen Rennstall Red Bull Racing bedeutet der Sieg von Verstappen den 117. Triumph in der Königsklasse, den dritten in China nach Sebastian Vettel 2009 und Daniel Ricciardo 2018.

Formel-1-Champion Nico Rosberg ist tief beeindruckt von Max Verstappen: «Wir erleben GP-Historie mit diesen Siegfahrten von Max, für mich ist er schon heute einer der besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Und da kommt noch so viel mehr.»

Schreckmoment kurz vor Ende des Rennens: In der letzten Runde sagte der WM-Leader am Funk: «Ich bin über Trümmer gefahren, könnt ihr meine Reifen checken?» Renningenieur Gianpiero Lambiase zurück: «Aus unserer Sicht ist alles okay.»

Verstappen auf der Auslaufrunde: «Das war fantastisch, das Auto war so gut, wir brennen richtig! Großen Dank ans ganze Team, das war fabelhafte Arbeit von allen, Riesenkompliment!»

Danach erzählt der beste GP-Pilot der Gegenwart: «Das ganze Wochenende über waren wir schnell, eine Freude, hier zu fahren. Das Auto wie auf Schienen, ich konnte machen, was ich wollte. Solche Rennwochenenden sind rar.»

«Alles klappte nach Wunsch, aber zum Ende habe ich mich erschrocken, weil ich mit 300 Sachen über Trümmer gerattert war und Angst hatte, den Sieg zu verlieren.»

«Nun kann Miami kommen, aber das ist keine einfache Bahn. Es wird ein verrücktes Wochenende, zumal wir erneut im Sprintformat fahren werden.»

So lief der China-GP

Um 15.00 Uhr Lokalzeit in Shanghai, 9.00 Uhr in Europa, machten sich die 20 GP-Piloten auf die Socken – bei guten Bedingungen auf trockener Bahn mit 19 Grad Lufttemperatur, die Rennstrecke 31 Grad warm, also kühler als am Samstag. Regenwahrscheinlichkeit bei zehn Prozent. Verstappen berichtete auf der Startaufstellung von ersten Tropfen …

Auf den Tribünen: 200.000 Fans, das Rennen seit Monaten ausverkauft, die meisten von ihnen drückten dem in Shanghai geborenen Sauber-Fahrer Guanyu Zhou die Daumen, der allerdings vor einer schwierigen Aufgabe stand – Startplatz 16.

19 Autos in der Startaufstellung, ein Fahrzeug nicht: Williams-Fahrer Logan Sargeants Rennwagen war so umgebaut worden, dass er aus der Boxengasse losfahren musste.

Große Sorgen bei Aston Martin mit Aston Martin: Bis in letzter Sekunde musste rechts unten an den Zacken des Unterbodens seines Autos repariert werden, nachdem der spanische Superstar (Startplatz 3) bei der Erkundungsrunden einen Stein getroffen hatte.

Reifenwahl der Piloten: Aston Martin-Pilot Lance Stroll sowie Hamilton, Tsunoda und Sargeant auf weich, Magnussen auf hart, der Rest des Feldes auf den mittelharten Walzen von Pirelli. Shanghai (das Wetter ausgeklammert) ist ein Zweistopprennen.

Beim Start kam Max Verstappen von Pole-Position gut weg, Alonso schnappte sich gleich mal außen herum in Kurve Pérez. Hamilton konnte den Vorteil weicher Reifen nicht nutzen.

Stand nach Runde 1: Verstappen, Alonso, Pérez, Norris, Piastri, Russell, Leclerc und Sainz, nach einem saftigen Ferrari-Duell in der ersten Kurve, Stroll und Hülkenberg, Hamilton nur auf P19. Lewis am Funk: «Ich mach auf diesen Reifen keinen Boden gut.»

Vorne setzte sich Verstappen scheinbar mühelos ab. Hamilton schnappte sich Zhou und Magnussen, P17. In Runde 5 ging Pérez in Kurve 6 an Alonso vorbei, Zweiter. Fernando hatte verstanden: Sein Rennen ist nicht gegen den Mexikaner, sondern gegen die McLaren-Fahrer Norris und Piastri dahinter.

In Runde 7 lag Verstappen schon sechs Sekunden vor Pérez, dann Alonso, schon mit Reifenproblemen knapp vor Norris, Piastri, Russell, Leclerc, Sainz, Stroll und Hülkenberg in den Top-Ten. Am Ende der Gegengeraden ging Norris an Alonso vorbei in Runde 8. Platz 3 für den Engländer.

Leclerc rückte in Runde 9 einen Rang vor: in Kurve 1 außen vorbei an Russell, wunderbares Manöver. Der Monegasse neu auf Platz 6. Dahinter Russell nun unter Druck von Sainz, aber der Mercedes-Fahrer wehrte sich wie ein Löwe.

Die ersten Boxenstopps folgten, Hülkenberg entschied sich für harten Gummi, Hamilton für die Mischung mittelhart. Lewis noch immer über die weichen Walzen schimpfend: «Das waren die übelsten Reifen, Mann.»

In Runde 12 dampfte Leclerc am Ende der Gegengeraden an Piastri vorbei, während Alonso für frische Reifen an die Box tauchte – harte Reifen am Aston Martin. Auch Russell holte sich frische Pirelli, der Brite entschied sich für mittelhart.

Runde 14: Beide Red Bull Racing-Rennwagen an der Box, Verstappen neu auf hart, der Mexikaner ebenfalls auf hart. Damit Norris in Führung vor Leclerc und Piastri.

Katastrophaler Stopp bei Gasly: Das rechte Hinterrad war beim Stopp nicht richtig befestigt, fiel ab, als der Alpine-Rennwagen vom Wagenheber fiel, ein Mechaniker wurde vom Rad umgeworfen. Pierre am Funk: «Ist alles okay mit ihm?» – «Ja, mach dir keine Sorgen, alles in Ordnung.» Hatte nicht so ausgesehen.

Runde 16: Verstappen an Leclerc vorbei wieder Zweiter (hinter Norris), dahinter Piastri und Sainz (wie Leclerc noch kein Stopp), dann Pérez, Alonso, Russell und Stroll (alle schon einmal angehalten).

Hamilton auf P14 hinter Ocon, Lewis über seinen Mercedes: «Dieses Auto ist so langsam!»

Funkverkehr bei Ferrari mit Leclerc – Umstellung auf einen Einstopper. Sainz hingegen wurde von Ferrari hereingeholt. Auch bei McLaren wurde mit Norris über nur einen Stopp nachgedacht, mit der Chance, Pérez Platz 2 wegzuschnappen.

In Runde 19 ging Verstappen wieder in Führung, dahinter die Einstopper Norris und Leclerc, dann Pérez, Alonso, Russell, Piastri, Stroll, Sainz und Hülkenberg in den Top-Ten, Hamilton nur auf P13.

In Runde 21 blieb der Sauber von Valtteri Bottas stehen: «Der Motor ist hinüber.» Virtuelle Safety Car-Phase, also Position halten mit niedrigem Tempo.

Würden Norris und Leclerc die Chance auf einen Stopp unter VSC mit Zeitverlust von nur 15 Sekunden nutzen? (Statt normal 24 Sekunden). Nein – Norris verpasste im entscheidenden Moment die Boxeneinfahrt, Ferrari hingegen holte Leclerc herein. Auch Hamilton nutzte diese Chance.

Da die VSC-Phase länger dauerte (der Sauber steckte im Gang fest), konnte McLaren-Fahrer Norris das im zweiten Anlauf nutzen. Da kam McLaren mit einem blauen Auge davon. Norris nun auf frischen harten Reifen Dritter, Pérez auf gebrauchten vor ihm Zweiter.

Dann eine volle Safety Car-Phase in Runde 24, weil der Sauber noch immer im Weg herumstand. Beide Red Bull Racing-Fahrer wurden sofort hereingeholt, Max und Sergio auf harten Reifen, Alonso hingegen holte sich weichen Gummi ab. Mutig!

Neuer Stand in Runde 25 hinter dem Safety Car-Mercedes von Bernd Mayländer: Verstappen, Norris, Leclerc, Pérez, Sainz, Alonso, Russell, Piastri, Ricciardo, Stroll und Hülkenberg, die Karten neu gemischt.

Die SC-Phase dauerte länger als üblich, weil nicht nur der Wagen von Bottas mit einem Kranwagen zur Seite geschafft werden musste, darüber hinaus wurden einige Trümmerteile aufgelesen.

In Runde 27 ging es weiter: Verstappen beim Re-Start souverän, dann erneut gelb – Stroll war vor dem Re-Start am Ende der Gegengeraden mit Ricciardo kollidiert, klassischer Auffahrunfall, dann unter Grün Magnussen mit plumpem Manöver gegen Tsunoda, der Japaner out, Magnussen in langsamer Fahrt zurück zur Box, wieder Safety Car-Phase. Strolls Aston Martin erhielt eine neue Fahrzeugnase. Der Unterboden am Wagen von Ricciardo kaputt. Die FIA-Rennkommissare ermittelten.

Eingangs Runde 32 zweiter Re-Start: Verstappen erneut makellos, dann Norris, Leclerc, Pérez, Alonso, Sainz, Russell, Piastri und Hülkenberg, alle Fahrer auf harten Reifen außer Alonso (auf weichen Pirelli).

Ricciardo kam in Runde 34 an die Box: Diffusor kaputt, Aufgabe. Bösewicht Stroll erhielt eine 10-Sekunden-Strafe. Auch Magnussen erhielt ein 10-Sekunden-Knöllchen. Die beiden zu diesem Zeitpunkt in ein hartes Duell verwickelt.

Runde 36: Verstappen locker in Führung, vor Norris und Leclerc, dahinter Pérez, der mit einem untersteuernden Wagen kämpfte und sich am Ferrari die Zähne ausbiss. Wenn der Mexikaner eine Chance auf P2 gegen Norris haben wollte, musste er nun einen Weg vorbei finden an Leclerc.

In Runde 39 ging Pérez in Kurve 6 endlich an Leclerc vorbei, inzwischen aber fünf Sekunden hinter Norris. An der Spitze hatte Champion Verstappen alles im Griff. Charles monierte am Funk: «Die Reifen sind nicht im besten Zustand.»

Stand in Runde 40: Verstappen, Norris, Pérez, Leclerc, Alonso, Sainz, Russell, Piastri, Hülkenberg und Hamilton. Piastri meldete Schaden am Unterboden (weil er vom unschuldigen Ricciardo getroffen worden war). Pérez kam Norris nicht näher, Hamilton nahm in Runde 42 Hülkenberg P9 ab und machte sich auf die Jagd nach Piastri im beschädigten McLaren.

In Runde 43 hatten die weichen Reifen von Alonso genug, der Spanier holte sich mittelharte Pirelli ab und fiel zurück auf P12. Nicht die beste Rennstrategie von Aston Martin.

Alonso schnappte sich Hülkenberg in Runde 48 (nun Neunter) und machte sich auf die Socken Richtung Hamilton und Piastri. In Runde 49 war Hamilton eine leichte Beute. Dies nach einen üblen Quersteher von Fernando in der letzten Kurve vor Start und Ziel. Wie Alonso da den Aston Martin abfing – weltmeisterlich! Kurz darauf strich sich Alonso auch Piastri aufs Brot. Der Rückstand auf Russell (P6) war für Fernando aber zu groß.

Damit erstmals 2024 kein Doppelsieg in der Formel 1, sondern Max Verstappen vor Lando Norris und Sergio Pérez, dann die beiden Ferrari. Feine Leistung von Nico Hülkenberg – als Zehnter ein Punkt im Haas, dies nach Rang 10 in Jeddah und Platz 9 in Australien, bravo!

China-GP, Shanghai International Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:40:52,552 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +13,773
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +19,160
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +23,623
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, +33,983
06. George Russell (GB), Mercedes, +38,724
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +43,414
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +56,198
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +57,986
10. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:00,476 min
11. Esteban Ocon (F), Alpine, +1:02,812
12. Alex Albon (T), Williams, +1:05,506
13. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:09,223
14. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1:11,689
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:22,768
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:27,553
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:35,110
Out
Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, Kollision
Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, Kollision
Valtteri Bottas (FIN), Sauber, Motor

 

WM-Stand (nach 5 von 24 Grands Prix und 1 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 110 Punkte
02. Pérez 85
03. Leclerc 76
04. Sainz 69
05. Norris 58
06. Piastri 38
07. Russell 33
08. Alonso 31
09. Hamilton 19
10. Stroll 9
11. Tsunoda 7
12. Oliver Bearman (GB) 6
13. Hülkenberg 4
14. Magnussen 1
15. Albon 0
16. Ocon 0
17. Zhou 0
18. Ricciardo 0
19. Gasly 0
20. Bottas 0
21. Sargeant 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 195 Punkte
02. Ferrari 151
03. McLaren 96
04. Mercedes 52
05. Aston Martin 40
06. Racing Bulls 7
07. Haas 5
08. Williams 0
09. Alpine 0
10. Sauber 0

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