Imola: Leclerc & Ferrari vorn, Max Verstappen sauer
Charles Leclerc entzückt im Ferrari die Tifosi: Bestzeit in Imola
Zwei Sprint-Wochenende in Shanghai und Miami, nun wieder ein klassischer Ablauf der Formel-1-Action auf einer klassischen Rennstrecke: Die zweite Trainingsstunde im Autodromo Enzo e Dino Ferrari von Imola begann bei herrlichem Sonnenschein, 24 Grad, die Bahn 38 Grad warm, ideale Bedingungen.
Zur Freude der Tifosi hatte der fünffache GP-Sieger Charles Leclerc im ersten Training die Bestzeit erzielt für Ferrari, zahlreiche Fahrer mit erheblicher Mühe, ihre Autos auf der Bahn zu halten. Dies wegen der welligen Bahn und aufgrund eines strammen Windes.
Weltmeister und WM-Leader Max Verstappen vermisste das gute Fahrgefühl im RB20-Rennwagen von Red Bull Racing – das Auto wollte partout nicht knackig einlenken. «Kein verflixter Grip in der Acque Minerali», knurrte der Niederländer am Funk. Max nur Fünfter im ersten Training.
Klar wiesen einige besonders Kluge sofort darauf hin, dass eben Max’ üblicher Renningenieur Gianpiero Lambiase nicht am Wagen von Verstappen gearbeitet habe, sondern Tom Hart. Wieso das denn? Weil RBR im Laufe einer Saison immer wieder anderen Ingenieuren die Möglichkeit gibt, mit den Piloten zu arbeiten, um Erfahrung zu sammeln. An einem klassischen GP-Wochenende mit drei freien Trainings drängt sich das auf. Tom Hart arbeitet übrigens auch sonst in Verstappens Ingenieurs-Team, als Verantwortlicher für die Leistungsfähigkeit des Autos (Performance Engineer).
RBR hatte die Aerodynamik des Autos von Max Verstappen umgekrempelt. Bestätigung: ein Laser-Messgerät am RB20 des dreifachen Champions.
Die Windböen blieben, obgleich weniger stark als im ersten Training. Die Fahrer rückten auf mittelharten Pirelli-Reifen aus, um Erfahrungen im Dauerlauf zu sammeln.
Verstappen mit seiner ersten fliegenden Runde fünf Hundertstelsekunden vor Miami-Sieger Norris und den beiden Ferrari.
Aufregung nach fünf Minuten: Dreher von Alpine-Fahrer Pierre Gasly. Ausser des Stolzes wurde nichts verletzt.
Max Verstappen meldete am Funk: «Das Auto fühlt sich besser als als im ersten Training.» Zum Beweis legte der 58-fache GP-Sieger mit einer frischen Bestzeit nach.
Aston Martin-Star Fernando Alonso schimpfte am Funk: «Denkt Hamilton, er sei der Einzige auf der Strecke? Und der Kerl hat das jetzt zum zweiten Mal in Folge getan.» Rekord-Champion Hamilton war mitten auf der Bahn herumgegondelt, wohl ungewarnt von der Boxenmannschaft, dass Alonso herangeschossen kommt.
Jubel auf den Rängen nach einer Viertelstunde: Charles Leclerc vor Carlos Sainz, erst dann Max Verstappen. Leader Leclerc monierte am Funk, die Servolenkung funktioniere nicht richtig.
Mercedes-Fahrer George Russell rückte auf Rang 4 vor, als erster Fahrer auf den weichen Pirelli, als Quali-Übung. Das konnte Miami-Sieger Lando Norris besser, jedenfalls auf den ersten zwei Pistensektoren, dann brach der McLaren-Fahrer den Versuch ab, dies nach einem Fahrfehler aus der zweiten Rivazza heraus.
Leclerc legte auf weichen Pirelli-Reifen nach, Sainz versemmelte den letzten Sektor. Dann kam Verstappen: Der Wagen nun sichtlich besser liegend, aber viele Gegner im Weg, eine halbe Sekunde hinter Leclerc.
Wozu McLaren fähig sein, ließ Oscar Piastri anklingen: Zweitbester hinter Leclerc nach 30 Minuten. Hätte Norris die Runde fertigfahren können, wäre er wohl Leader gewesen.
Pérez gelang zunächst keine gute Runde: Ideal läuft das noch nicht bei Red Bull Racing.
Während Sainz in der Variante Alta abkürzte, haute Leclerc eine neue Bestzeit raus, vor Piastri, dem verblüffenden Tsunoda im Auto der Racing Bulls und Lewis Hamilton.
Max Verstappen am Funk: «Ich weiß ja nicht, das ist alles so schwierig. Mir fehlt einfach der Grip an der Vorderachse.»
Dann wurde Max von Hamilton aufgehalten, der sich mit einer Handbewegung entschuldigte, offenbar hatte der Brite seinen früheren WM-Rivalen nicht gesehen. Verstappen sehr irritiert, mit sich und der Welt unzufrieden, nur noch Siebter.
Hamilton dann mit den rot markierten, weichen Pirelli neu auf Rang 4.
Nico Hülkenberg tauchte als Neunter in den Top-Ten auf, wie oft eine bärenstarke Darbietung des Haas-Fahrers.
Danach stellten die meisten Fahrer um auf Dauerläufe, mit mittelharten Reifen (gelb markiert) und harten Walzen (weiß markiert).
Fazit: Ferrari und McLaren sind schnell, Tsunoda ist die Überraschung des Trainings, Red Bull Racing hat noch viel Arbeit. Das zeigte auch ein Ausflug von Verstappen in ein Kiesbett an der italienischen Traditionsbahn, kurz vor Schluss des Trainings.
2. Training, Imola
01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:15,906 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:16,098
03. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:16,286
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:16,297
05. George Russell (GB), Mercedes, 1:16,311
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:16,423
07. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:16,447
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:16,552
09. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:16,826
10. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:16,838
11. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:16,967
12. Lando Norris (GB), McLaren, 1:16,980
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:16,991
14. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:17,008
15. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:17,064
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:17,088
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:17,129
18. Alex Albon (T), Williams, 1:17,135
19. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:17,606
20. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:17,848
1. Training, Imola
01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:16,990 min
02. George Russell (GB), Mercedes, 1:17,094
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:17,120
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:17,233
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:17,240
06. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:17,388
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:17,408
08. Lando Norris (GB), McLaren, 1:17,602
09. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:17,807
10. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:17,867
11. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:17,905
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:18,072
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:18,142
14. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:18,612
15. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:18,667
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:18,827
17. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:19,129
18. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:19,901
19. Alex Albon (T), Williams, 1:20,050
20. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:21,059