Hamilton, Norris, Russell: Ihr Traum vom Gold-Pokal
Lewis Hamilton 2021 mit dem Goldpokal, rechts Ferrari-Fahrer Charles Leclerc
Zwölf Fahrer aus Grossbritannien haben ihr Heimrennen im Rahmen der Formel-1-WM gewinnen können, aber was Lewis Hamilton hier geschafft hat, das ist Rekord – acht Siege beim Heimrennen!
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Hamilton hier an frühere Erfolge anknüpfen kann – Mercedes hat an den vergangenen GP-Wochenenden nachgelegt. Für einen neunten Heimsieg muss Lewis allerdings vorbei an WM-Leader Max Verstappen, an den McLaren von Lando Norris und Oscar Piastri, er wird zudem die Ferrari-Piloten in die Schranken weisen müssen und, last but not least, seinen Mercedes-Stallgefährten George Russell, Sieger des Österreich-GP.
Hamilton, Norris und Russell träumen alle davon einen ganz besonderen Pokal in die Höhe stemmen zu dürfen – den Goldpokal des Grossbritannien-GP.
Mercedes-Star Lewis Hamilton hat dazu erzählt: «Wann immer ich den britischen Grand Prix im Fernsehen sah oder mir alte Videos anguckte, dann sah ich den Sieger mit dieser fabelhaften goldenen Siegertrophäe. Auf die freute ich mich besonders, nachdem ich die Ziellinie gekreuzt hatte.»
Nur: Statt dem ehrwürdigen Pokal erhielt Lewis 2014 beim zweiten Heimsieg ein rotes Gebilde, das aussah, als sei es von einem Zehnjährigen zusammengebastelt worden. Mit Zutaten aus dem nächsten Baumarkt.
Hamilton ätzte: «Die modernen Pokale sind zum Teil furchtbar, nicht nur, was das Design angeht. Bei dem heute brachen schon die ersten Teile ab, er zerbröselte richtiggehend. Als erstes fiel gleich der Boden heraus. Ist die aus Plastik oder was?»
Bei den Worten muss es Lord Terence Burns den Magen zusammengekrampft haben: Er war damals Vorstandschef der Bank Santander in Grossbritannien, seine Firma war Hauptsponsor des Silverstone-GP und damit verantwortlich für die seltsame Trophäe.
Die goldene Trophäe fand Lewis dann bei der Pressekonferenz an seinem Platz vor. Hamilton strahlte: «DAS nenne ich eine Trophäe!»
Aber was hat es nun auf sich mit dem goldenen Pokal aus Silverstone?
Die Auszeichnung des Königlich Britischen Automobilklubs (RAC) besteht aus Gold-beschichtetem Silber und heisst offiziell «Royal Automobile Club Trophy». Auch wenn sie von Prinz Michael of Kent bei einer Preisverleihung als «Goldpokal» (Gold Cup) bezeichnet worden ist und der Name haften blieb.
Der Pokal steht während des Jahres beim Royal Automobile Club (im Klubhaus «Pall Mall» im Londoner Stadtteil St James) und kommt nur fürs Silverstone-Rennen oder für Medientermine ins Freie.
Aus der Nähe sind auf dem Pokal im viktorianischen Stil Hinweise auf den Automobilklub sowie auf das Eton College zu erkennen. Am Sockel eingraviert sind alle GP-Sieger seit 1948, als nach dem Zweiten Weltkrieg der erste Grand Prix auf dem früheren Flugfeld von Silverstone ausgetragen wurde.
2006 musste der Sockel vergrössert werden, weil der Platz alle war. Die Trophäe ist 64 Zentimeter hoch und wiegt sieben Kilogramm. Wieviel der Pokal wert ist, darüber redet der RAC nicht gerne.
Zwei Wachmänner begleiten den Pokal das ganze Wochenende über, von seiner Reise im edlen Klubhaus Pall Mall in London bis nach Silverstone, während der Siegeszeremonie – und dann wieder zurück nach Pall Mall, denn der Gold-Cup ist eine von nur zwei Trophäen in der Formel 1, die ein Sieger nicht behalten darf.
Die andere ist der WM-Pokal. Davon erhält der Weltmeister jeweils eine Kopie.
Grossbritannien-GP: Die Heimsieger
1955 und 1957: Stirling Moss
1957: Tony Brooks
1958: Peter Collins
1962, 1963, 1964, 1965 und 1967: Jim Clark
1969 und 1971: Jackie Stewart
1977: James Hunt
1981: John Watson
1986, 1987, 1991 und 1992: Nigel Mansell
1994: Damon Hill
1995: Johnny Herbert
1999 und 2000: David Coulthard
2008, 2014 bis 2017, 2019 bis 2021: Lewis Hamilton