Training Silverstone: Norris 1., fast Riesen-Crash
Lando Norris
Beim ersten Training zum Traditions-GP von Grossbritannien ist alles ein wenig anders als sonst. Das beginnt bei den Hauptdarstellern: vier Rookies auf der Bahn. Isack Hadjar für Sergio Pérez bei Red Bull Racing, Jack Doohan für Pierre Gasly bei Alpine, Oliver Bearman für Kevin Magnussen bei Haas, Franco Colapinto für Logan Sargeant bei Williams. Für den 21-jährigen Argentinier Colapinto ist es die Premiere im Rahmen eines GP-Wochenendes.
Kaum zu glauben: Colapinto ist der erste Argentinier in einem Formel-1-Training seit Gastón Mazzacane 2001 im Rennwagen von Alain Prost.
Um das vorwegzunehmen: Nach 60 Minuten am besten abgeschnitten von den Neulingen hat Oliver Bearman – Platz 14 im Haas, Jack Doohan auf P17, Colapinto auf P18, Hadjar auf P20.
Zahlreiche Rennställe haben in England neue Teile an den Autos: Neuer Unterboden bei Red Bull Racing, neue Front- und Heckflügel bei Mercedes, McLaren mit neuem Heckflügel, optimierter Motorverkeidung und neuem Beam Wing (Zusatzflügel über dem Getriebe), neuer Frontflügel bei Aston Martin, am Sauber neue Seitenkasten-Einlässe, Motorverkleidung, Unterboden. Bei Haas verbesserte Lufteinlässe der Seitenkästen, andere Motorverkleidung und ein neuer Unterboden.
Das Ausloten dieser Verbesserungen ist nicht ganz einfach. Denn das Wetter in England spielt wieder mal verrückt: Der Freitag begann mit Regen, am Samstag soll es den ganzen Tag über trocken bleiben, am Sonntag soll es erneut schütten. Ein Alptraum in Sachen Fahrzeugabstimmung und Ausloten der Reifenmischungen. Regenrisiko im ersten Training bei 30 Prozent.
Sieben von zehn Teams haben ihre Rennwagenwerke in der Region, nur Ferrari und die Racing Bulls nicht (Italien) und auch nicht Sauber (Schweiz).
Bei nur 15,6 Grad und klammen 22 auf dem Asphalt gingen die Piloten auf die Bahn, wie üblich ist es in Silverstone windig. Viele Regenzellen in der Gegend, aber die Bahn zunächst trocken. Lando Norris erhielt am Funk die Information: «Das könnte ein Haftniveau sein wie beim Wintertest in Barcelona.»
Frühe Sorgen bei Lance Stroll: Kein Gefühl in der Bremse, der Kanadier brachte seinen Aston Martin zurück an die Box.
Rote Flagge nach knapp zehn Minuten: Yuki Tsunoda hatte seinen Racing Bulls-Rennwagen bei Luffield in ein Kiesbett gesteckt. Aus für den Japaner, sehr ärgerlich.
Andere Fahrer haben auch Sorgen: Neue Antriebseinheit für Alpine-Fahrer Pierre Gasly, der Franzose wird hier eine Strafversetzung erhalten und wohl am Sonntag von ganz hinten losfahren müssen.
Reihenfolge nach 15 Minuten: Österreich-Sieger George Russell vor Hamilton, Verstappen, Leclerc und Piastri. Lando Norris war mit dem Einbringen von Aero-Daten beschäftigt, sein McLaren mit enormen Messrechen bestückt.
Nach sechs Minuten Pause ging es weiter. Lando Norris mit einem üblen Quersteher und kurz neben der Bahn, zum Glück nochmals gut gegangen. Ferrari-Junior Oliver Bearman rückte auf Rang 5 hoch, weichen Reifen sei Dank.
Nach einer halben Stunde Silverstone-Rekordsieger Lewis Hamilton an der Spitze, der Mercedes-Star hat hier schon acht Mal gewonnen! Dann Carlos Sainz im Ferrari vorne, Silverstone-Sieger 2022.
Sauber kommt nicht vom Fleck: Der Chinese Zhou beklagte sich über Bouncing seines Rennwagens.
Weltmeister Max Verstappen übernahm die Führung, inzwischen auf mittelharten Reifen. George Russell im Mercedes nur eine Hundertstelsekunde dahinter. Dann neue Bestzeit von Piastri im McLaren, mit weichen Reifen.
Pechvogel Jack Doohan bei Alpine: nur eine Runde beim Einsatz in Montreal, nun Schwierigkeiten mit den Bremsen links hinten. Bei Red Bull-Junior Isack Hadjar war die Sicherheitsgurt-Einstellung nicht ideal.
15 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge die Reihenfolge: Piastri, Verstappen, Russell, Norris, Hamilton, Leclerc, Sainz, Hülkenberg auf P9. Dann begann es wieder zu nieseln.
Oscar Piastri brachte seinen McLaren im Schneckentempo an die Box zurück: «Ich glaube, ich die Hydraulik macht schlapp.» Der Papaya-Renner rollte in der Boxeneinfahrt aus. Die Boxeneinfahrt wurde kurzfristig geschlossen.
Heisse Szene zwischen Leclerc und Stroll. Zuerst gondelte der Kanadier vor dem Ferrari vor Copse auf der Ideallinie herum, dann stand er in Maggotts im Weg. Charles stöhnte: «Ich wäre fast in Lance gekracht.» Das war knapp!
Stoll entschuldigte sich am Funk: «Ich konnte nirgendwo hin.» Das dürfte Leclerc anders sehen.
Gleiche Szene zwischen Hadjar und Norris kurz vor Schluss – Silverstone bleibt brandgefährlich.
1. Training, Grossbritannien
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:27,420 min
02. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:27,554
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:27,631
04. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:27,729
05. George Russell (GB), Mercedes, 1:27,738
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:27,794
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:27,858
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:27,903
09. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:27,925
10. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:27,974
11. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:28,082
12. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:28,254
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:28,477
14. Oliver Bearman (DK), Haas, 1:28,536
15. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:28,590
16. Alex Albon (T), Williams, 1:28,649
17. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:28,735
18. Franco Colapinto (RA), Williams, 1:29,078
19. Isack Hadjar (F), Red Bull Racing, 1:29,270
20. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:29,864