James Allison: «Mercedes war zu wenig selbstkritisch»
Als die Formel 1 Anfang 2014 in die Turbohybrid-Ära trat, hatte Mercedes-Benz die Hausaufgaben am besten gelöst. Lewis Hamilton holte innerhalb von acht Jahren sieben weitere Titel, diese gewaltige Serie wurde nur einmal unterbrochen, 2016 von seinem Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg.
2021 kam das unvergessen WM-Finale Hamilton gegen Verstappen in Abu Dhabi, der Fahrer-Titel ging kontrovers an den Niederländer, Mercedes aber holte den achten Konstrukteurs-Pokal in Serie.
2022 war Schluss: Die Königsklasse begann eine neue Flügelwagen-Epoche, und Mercedes kam mit dem Konzept nicht klar. Nur ein GP-Triumph (mit George Russell in Brasilien 2022), 2023 blieb Mercedes erstmals seit 2011 ohne Sieg, und es dauerte zur Saisonmitte 2024, bis Mercedes aus eigener Kraft gewinnen konnte – mit Lewis Hamilton in Silverstone.
Der Engländer James Allison, Technikchef des GP-Rennstalls, verrät im Formel-1-Podcast Beyond the Grid: «Unsere Arbeitsweise hatte sich als überaus effektiv erwiesen, was die Ära von 2014 bis Ende 2021 anging, mit eng verzahnten Ingenieurs-Gruppen.»
«Aber dann traten wir in diese neue Epoche, und wir waren wohl zu wenig selbstkritisch, um uns darüber klar zu werden – diese Art und Weise der Abläufe, das funktioniert so nicht mehr. Für diese Erkenntnis haben wir einen hohen Preis bezahlt.»
Der 56-jährige Engländer vertieft: «Jeder versucht, mit diesen Autos so bodennah wie möglich zu fahren, aber um das Problem des Bouncing in den Griff zu bekommen, also dieser Stampfbewegung unter aerodynamischer Volllast, müssen Aerodynamiker und Aufhängungsspezialisten enger denn je zusammenarbeiten. Bei der früheren Fahrzeuggeneration waren sie gewissermassen Cousins, nun müssen sie Brüder sein, in ständigem Austausch. Nur so funktioniert das.»