Formel 1: Hamilton über Kampf mit Verstappen

Der neue GP-Sieger Oscar Piastri: Eine coole Socke

Von Mathias Brunner
Oscar Piastri

Oscar Piastri

​Der 23-jährige Australier Oscar Piastri hat sich zum 115. GP-Sieger der Formel 1 gemacht, als fünfter Racer seines Landes. Was an Piastri beeindruckt – er wirkt selbst in heissen Situationen ganz gelassen.

Der langjährige Formel-1-Fahrer Martin Brundle bezeichnet Oscar Piastri als «reifen Kopf auf jungen Schultern». Mit 23 Jahren zeigt der McLaren-Fahrer in seiner zweiten GP-Saison beneidenswerte Reife. In Ungarn hat er im 35. Anlauf seinen ersten Grand Prix gewonnen, Formel-1-Sieger war er ja schon, wegen seiner Fahrt zum ersten Platz im Sprint von Katar 2023.

Der fünfte Podestplatz von Oscar nun also ein Volltreffer: Dritter in Japan 2023, Zweiter in Katar 2023, Zweiter in Monaco 2024, Zweiter in Österreich 2024, nun Sieger in Ungarn.

Oscar: «Da oben auf dem Siegerpodest zu stehen, das war ein unfassbarer Moment. Ich hatte als Junge zwei Träume – es in die Formel 1 zu schaffen und dort zu gewinnen. Das habe ich nun beides geschafft. Ich bin stolz und überglücklich.»

«Meine Familie hat weitreichende Entscheidungen gefällt, um mich auf die richtige Spur Richtung Formel 1 zu bringen. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.»

«Das was heute passiert ist, das fühlt sich ganz anders an als in Katar. Okay, das war damals ein Sieg, aber es hat sich irgendwie wie unecht angefühlt. Das hier ist echt. Das ist kein Fragezeichen. Das ist ein Grand-Prix-Sieg!»

Hand auf Herz: Hat sich Piastri nicht die Frage gestellt, ob Norris auf die Stallorder pfeifen und vorbei bleiben würde? Oscar: «Nein, ich machte mir eher Sorgen wegen einer Safety Car-Phase. Denn dann wäre uns der Platzwechsel verwehrt gewesen. Als Norris vor mir zum Boxenstopp hereinkam, wurde mir gesagt, dass sich das Team später um die Situation kümmern würde. Und ich hatte Vertrauen in meine Leute, dass dies auch passieren würde. Und genau so kam es letztlich.»

Das ist Oscar Piastri

Piastri ist der 115. Formel-1-Sieger, der erste seit Lando Norris in Miami 2024 und der fünfte aus Australien – nach Sir Jack Brabham (14 Siege), Alan Jones (12), Mark Webber (9) und Daniel Ricciardo (8). Wir wagen die Vorhersage: Von diesem jungen Mann werden wir noch viel hören.

7 Fahrer aus Australien traten von 1950 bis 2022 in der Königsklasse an, vier davon haben Formel-1-WM-Läufe gewonnen, Brabham wurde drei Mal Formel-1-Weltmeister (1959, 1960, 1966), Alan Jones holte den Titel 1980.

Viele aus der Vollgasbranche waren sich schon vor Jahren einig: Der nächste neue GP-Sieger aus Australien wird Oscar Piastri heissen. Der junge Piastri hatte in drei aufeinanderfolgenden Jahren in drei verschiedenen Formel-Kategorien auf Anhieb den Titel geholt – 2019 den Formel Renault Eurocup, 2020 die Formel-3-Meisterschaft, 2021 dann den Sieg in der Formel 2. Ein Expresszug Richtung Königsklasse!

Der tolle Trend kam erst Ende 2021 ins Stocken: Denn im November 2021 gab Alpine zwar bekannt, dass Piastri Test- und Reservefahrer wird, aber da war klar, dass es für den aufstrebenden Piloten in der Saison 2022 kein Renncockpit geben würde. Piastri wurde auf 2023 vertröstet, und das Alpine-Management war sich sicher – dieses Juwel haben wir in der Tasche.

Leider unterschätzte Alpine, dass sich Superstar Fernando Alonso mir nichts, dir nichts zu Aston Martin abseilen würde. Noch immer sahen die Franzosen keinen Grund zur Sorge, sie hatten ja Piastri. Nein, hatten sie eben nicht, wie sich kurz nach dem Alonso-Coup zeigte. Alpine verkündete, 2023 Piastri an den GP-Start zu bringen. Doch postwendend kam vom jungen Piloten ein Dementi.

Denn vor dem Hintergrund des ganzen Vertragsgezerres mit Alonso hatte Piastri-Berater Mark Webber die berechtigte Frage gestellt, wie entschlossen Alpine wirklich sein würde, Oscar für 2023 einen Platz zu geben. Die Variante von zwei Lehrjahren bei Williams fanden weder Webber noch Piastri berauschend.

Also unterzeichnete Oscar einen Vertrag bei McLaren, um 2023 an der Seite von Lando Norris zu fahren. Es folgte eine öffentliche Schlammschlacht, in welcher Piastri mangelnde Loyalität unterstellt wurde. Der Wahrheit näher kommt: Das ist Formel 1, ein Pilot ergreift eine Chance, wenn er sie bekommt.

Oscar sagt am Hungaroring: «Ich profitiere ständig von der gewaltigen Erfahrung von Mark. Was er alles erlebt hat, dass lehrt er mich.»

Die FIA-Schiedsstelle für Vertrags-Angelegenheiten schätzte die Lage so ein – das Abkommen mit McLaren ist rechtens und basta. Schon beim Nachsaisontest 2022 in Abu Dhabi rückte Piastri im McLaren aus.

Kurioses Detail beim WM-Auftakt 2023 in Bahrain: Als Fernando Alonso im März 2001 sein GP-Debüt gab, da war in der GP-Stadt Melbourne Mama Piastri im achten Monat schwanger mit Oscar ...

Hat sich Oscar überlebt, wie Daniel Ricciardo auf dem Siegerpodest einen Shoey zu machen? Also aus dem Rennstiefel zu trinken? Piastri lacht: «Nein, das ist ein Ding von Daniel Ricciardo, das überlasse ich gerne ihm. Ich denk mir dann für mich beim nächsten Mal vielleicht etwas Eigenes aus.»

Ungarn-GP, Hungaroring

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:38:01,989 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +2,141 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +14,880
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +19,686
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +21,349
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +23,073
07. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +39,792
08. George Russell (GB), Mercedes, +42,368
09. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:17,259 min
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:17,976
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:22,460
12. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1 Runde
13. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
14. Alex Albon (T), Williams, +1
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1
18. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
19. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1
Out
Pierre Gasly (F), Alpine, Hydraulikdefekt

WM-Stand (nach 13 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 265 Punkte
02. Norris 189
03. Leclerc 162
04. Sainz 154
05. Piastri 149
06. Hamilton 125
07. Pérez 124
08. Russell 116
09. Alonso 45
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Ricciardo 11
14. Oliver Bearman (GB) 6
15. Gasly 6
16. Magnussen 5
14. Albon 4
18. Ocon 3
19. Zhou 0
20. Sargeant 0
21. Bottas 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 389 Punkte
02. McLaren 338
03. Ferrari 322
04. Mercedes 241
05. Aston Martin 69
06. Racing Bulls 33
07. Haas 27
08. Alpine 9
09. Williams 4
10. Sauber 0

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