Formel 1: Geht McLaren gegen FIA vor?

McLaren: Norris/Piastri – Kommt doch die Stallorder?

Von Silja Rulle
Teamkollegen und Konkurrenten auf der Strecke: Oscar Piastri (l.) und Lando Norris vor der Pressekonferenz nach dem Italien-GP

Teamkollegen und Konkurrenten auf der Strecke: Oscar Piastri (l.) und Lando Norris vor der Pressekonferenz nach dem Italien-GP

In der ersten Saisonhälfte hatte man bei McLaren auf eine Stallorder verzichtet. Nun deutet Teamchef Andrea Stella an, dass sich das ändern dürfte. Was Stella und die Piloten Lando Norris und Oscar Piastri dazu sagen…

Der WM-Kampf, vor allem in der Teamwertung, zieht in der Formel 1 aktuell richtig an. Bei McLaren wollte man bislang von einer Stallorder nichts wissen. Das könnte sich jetzt ändern. Aus den Startplätzen 1 und 2 wurden in Italien die Positionen 2 und 3 im Ziel. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte – in Monza Charles Leclerc.

McLaren-Teamchef Andrea Stella nach dem Rennen: «Wir müssen jetzt anerkennen, dass nicht nur die Konstrukteurs-WM, sondern mit der Leistung, die wir im Moment im Auto haben, und dem Kampf, den wir mit Red Bull Racing sehen, auch die Fahrer-WM definitiv möglich ist. Wenn wir beides erreichen können, müssen wir das Team und Lando in die Lage versetzen, beide Meisterschaften zu verfolgen.» Lando Norris also. Nicht Oscar Piastri.

Der Italiener erklärt: «Beide Fahrer sind rein rechnerisch in der Lage, das zu schaffen, aber Lando ist aus numerischer Sicht in der besten Position, und wir kämpfen gegen Max Verstappen. Wenn wir also einen Fahrer unterstützen wollen, müssen wir den Fahrer in der besten Position auswählen.» Norris liegt 44 Punkte vor Piastri.

Bislang hatte McLaren es vermieden, eine klare Stallorder auszurufen. Seit es an der Spitze aber im deutlich enger zugeht als noch zu Saisonbeginn, wird eine Regelung wohl langsam nötig, um Klarheit zu verschaffen und Konflikte zu vermeiden. Norris behauptete nach dem Monza-Rennen, er hätte nur knapp einen Crash mit Piastri verhindert. Das riecht nach Ärger. Vor der Sommerpause in Ungarn gab es schon während des Rennens Diskussionen um Positionen. Zeit für ein Machtwort also?

Gefragt nach einer Stallorder, sagte Norris nach dem Rennen: «Das wäre gut, aber es funktioniert nicht. Kein Fahrer will, dass die Dinge so geregelt werden. Es ist nicht meine Entscheidung. Wir arbeiten gut zusammen als Team.» Oscar Piastri, der daneben saß, wollte die Frage nicht beantworten.

Vor dem Monza-Rennen hatte Stella keine klare Order, sondern die «Papaya-Regeln» ausgerufen. Das bedeutet, dass die beiden McLaren-Fahrer (Papaya angelehnt an die Farbe des Teams) «extra-vorsichtig» sind, wenn sie miteinander kämpfen. Piastris Überholmanöver gegen Norris war sauber – und echt stark.

Die Problematik bei einer festgelegten Priorisierung im Team zugunsten von Norris: Der Brite liegt rechnerisch zwar vorne, nutzt aber immer wieder seine guten Ausgangspositionen nicht. Zum wiederholten Male verlor er in Monza in der ersten Runde die Führung, wurde schließlich auch von Piastri überholt. Riefe man bei McLaren ihn als Nummer eins aus, müsste auch eine entsprechende Steigerung folgen.

Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza

01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:14:40,727 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2,664 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren, +6,153
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +15,621
05. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +22,820
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +37,932
07. George Russell (GB), Mercedes, +39,715
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +54,148
09. Alex Albon (T), Williams, +1:07,456 min
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:08,302
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:08,495
12. Franco Colapinto (RA), Williams, +1:21,308
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1:33,452
14. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
17. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
18. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1
19. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
Out
Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, Kollisionsschäden

WM-Stand (nach 15 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 303 Punkte
02. Norris 241
03. Leclerc 217
04. Piastri 197
05. Sainz 184
06. Hamilton 164
07. Pérez 143
08. Russell 128
09. Alonso 50
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Ricciardo 12
14. Gasly 8
15. Oliver Bearman (GB) 6
16. Magnussen 6
17. Albon 6
18. Ocon 5
19. Zhou 0
20. Logan Sargeant (USA) 0
21. Bottas 0
22. Colapinto 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 446 Punkte
02. McLaren 438
03. Ferrari 407
04. Mercedes 292
05. Aston Martin 74
06. Racing Bulls 34
07. Haas 28
08. Alpine 13
09. Williams 6
10. Sauber 0

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