KTM: Trotz Problemen Bekenntnis zur MotoGP

Wie Nico Rosberg auf 100 Millionen Dollar verzichtete

Von Mathias Brunner
Vivian und Nico Rosberg

Vivian und Nico Rosberg

​Am 27. November 2016 wurde Nico Rosberg Formel-1-Champion, beim WM-Finale von Abu Dhabi gegen den Mercedes-Stallgefährten Lewis Hamilton. Auf ein lukratives Comeback hat er verzichtet.

Heute vor genau acht Jahren, am 27. November 2016, krönte Nico Rosberg seine Rennfahrer-Karriere und wurde Formel-1-Weltmeister.

In jener Nacht von Abu Dhabi war Nico vielleicht der glücklichste Mensch der Welt. Jedenfalls fühlte sich der Mercedes-Star so, nachdem er im Hitchock-Finale von Abu Dhabi den Formel-1-WM-Titel sichergestellt hatte.

Nico Rosberg flogen damals die Sympathien zu. Er bekam von den hartgesottensten Berichterstattern Applaus, überall glückliche Gesicher im Fahrerlager, die meisten Menschen freuten sich mit dem Wiesbadener. An diesem Abend hörte ich im Fahrerlager des Yas Marina Circuit niemanden, der damit hausieren ging, Rosberg habe den Titel nicht verdient. Ganz im Gegenteil – Nico erhielt die Anerkennung, die ihm gebührt.

In seiner Medienrunde Stunden nach dem WM-Finale sagte Rosberg auf die Frage, was sein Papa Keke zu ihm gesagt habe: «Er war wie ich – zunächst einmal sprachlos. Und dann meinte er, die letzten beiden Runden seinen grauenvoll gewesen für ihn. Für mich waren sie es auch!»

Rosberg senior hatte das Finale bei Freunden in Dubai geschaut, es ist nicht überliefert, wieviel Baldriantee ausgeschenkt werden musste.

Nico erzählte noch einmal, wie er diese Saison gegen den bärenstarken Hamilton angepackt hatte: «Ich versuche immer, mich zu verbessern. Der Kopf ist in der Formel 1 ein machtvolles Instrument. Ich habe mir angeschaut, wie ich die Saison anpacken will und kam zum Schluss, dass diese Herangehensweise für mich einfach am besten funktioniert – also ein Rennen ums andere.» (Der Satz könnte auch von Max Verstappen stammen. M.B.)

Nico weiter: «Wenn du zu sehr daran denkst, was alles auf dem Spiel steht, dann macht dich das irre. Jeder weiss, wie sehr ich das wollte. Aber man kann sich das auch zum Mühlstein am Bein machen. Ein Grand Prix nach dem anderen, im Moment leben, das klappt für mich gut. Ich wollte absichtlich nie vom Titel reden, weil ich weiss, was für eine gigantische Kiste das ist. Ich versuchte, mir selber Druck zu nehmen.»

«Das hat für mich gut geklappt, das hat einen grossen Anteil an meinem Titelgewinn. Selbst als ich zu Beginn der Saison diese vier Rennen in Folge gewonnen hatte, wollte ich den Titelgewinn ganz bewusst aus meinem Denken streichen. Hey, ich habe Lewis Hamilton als Stallgefährte! Ich wusste, der wird nie und nimmer nachlassen, der ist in jedem Rennen ein Berg, den ich überwinden muss.»

Im Rennen kam es so, wie einige vor diesen Abu-Dhabi-Wochenende erwartet hatten – Hamilton führte, dahinter Rosberg, und Lewis versuchte, nur so schnell zu fahren, damit die Verfolger von Nico eine Chance erhalten, sich auf den Deutschen zu werfen.

Hatte Nico selber das auch kommen sehen? «Ich hatte das nicht erwartet, vielleicht war das naiv von mir. Aber ich habe Verständnis für Lewis. Es ging um den Titel, es ging um alles. Natürlich musste er alles versuchen. Ich begreife das, und dabei sollten wir die ganze Sache beruhen lassen.»

Für Nico gab es in diesem Rennen zwei kritische Situationen: «Als mein Renningenieur Tony an den Funk kam und sagte – du musst jetzt UNBEDINGT an Max Verstappen vorbei, das war keine schöne Sache. Es war ein grauenvolles Gefühl zu hören, dass du um jeden Preis an Verstappen vorbei musst. Die letzten zehn Runden waren ebenfalls nervenzerreibend. Ich wusste nicht, wie weit Lewis gehen würde. Er hätte ja noch mehr verlangsamen können, und dann hätte ich mit den Piloten hinter mir ein richtiges Problem bekommen.»

War dies das härteste aller Rennen? «Ja», sagt Nico sofort, «denn ich konnte ja nicht verdrängen, was alles auf dem Spiel steht. Beim Finale geht das einfach nicht mehr. Und dann hörst du von Tony: ‚Es ist kritisch für den Titel, dass du Max Verstappen überholst.’ Heiliger Strohsack! Nein, ehrlich! So etwas willst du am Funk nicht hören.»

«Am Ende, mit Vettel und Verstappen hinter mir, wollte ich Rang 2 unbedingt behalten. Denn wenn du eine Position verlierst, dann wäre ich ja noch angreifbarer gewesen, was den Titel angeht.»

Zeitspung.

Nico Rosberg besucht als Formel-1-Experten für verschiedene Sendeanstalten regelmässig Grands Prix. Er ist inzwischen 39 Jahre alt, also jünger als Fernando Alonso, der noch immer an den Start geht, und es stellte sich die Frage: Wenn Nico Rennen guckt, denkt er dann nicht doch klammheimlich, er sollte noch immer am Start stehen?

Nico: «Nein, wirklich nicht. Ich bin sehr zufrieden. Ich hege keine nostalgischen Gefühle. Was ich erreichen wollte, das habe ich erreicht und zwar alles.»

Dennoch gibt Rosberg zu: «Klar gab es auch schwierige Momente. Ich meine, ich habe mein Leben total geändert. Mit diesem neuen Leben umzugehen, das musste ich zuerst lernen. Zuvor war alles ganz einfach: Wie gewinne ich das kommende Rennen? Nur darum ging es, zwanzig Jahre lang. Dann sass ich gewissermassen vor einem leeren Blatt Papier, ohne Plan.»

Für Mercedes-Benz kam die Entscheidung von Rosberg, den Helm an den Nagel zu hängen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. 2021 sagte der zweifache Familienvater im Times Magazine: «Ich wollte es verhindern, sportlich weg vom Fenster oder nicht mehr erwünscht zu sein und deshalb gehen zu müssen. Als ich aufhörte, lag mir ein Angebot über 100 Millionen Dollar vor, und ich habe es ausgeschlagen.»

«Ich sehnte mich nach einem anderen Leben. Wenn du Motorsport auf diesem Niveau betreibst, dann hast du einfach keine Flexibilität mehr. Ich wollte bewusst eine Entscheidung für meine Familie treffen, und dabei hat das Geld keine Sekunde lang eine Rolle gespielt.»


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