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Audi in der Formel 1: Staatsfond Katar übernimmt 30 %

Von Mathias Brunner
Wenn Audi kommt, ist auch Katar mit an Bord

Wenn Audi kommt, ist auch Katar mit an Bord

​Am 29. oder 30. November wird in Katar veröffentlicht: Der Staatsfond von Katar steigt mit einem Anteil von 30 Prozent ein beim Formel-1-Rennstall von Audi.

Audi kommt 2026 in die Königsklasse, der Traditionshersteller hat schrittweise alle Anteile an Sauber übernommen. Aber das Engagement der Marke mit den vier Ringen wird nicht rein deutsch sein. Am 29. November soll in Katar veröffentlicht werden – der Staatsfond Katar wird einen Drittel der Anteile am Rennstall übernehmen, der Deal sei intern von der Qatar Investment Authority (QIA) bewilligt worden.

Ungewöhnlich ist ein solches Engagement nicht. im Frühjahr 2024 wurde die McLaren Group als Mutterkonzern und der Racing-Abteilung vom bisherigen Anteilseigner, dem bahrainischen Staatsfonds Mumtalakat zu 100 Prozent übernommen. Zuvor hatte die Bahrain Mumtalakat Holding Company bereits 60 Prozent an der McLaren-Gruppe gehalten. Und schon vor mehr als 20 Jahren hat Mumtalakat Anteile von Ferrari übernommen.

Katar engagiert sich seit mehreren Jahren im internationalen Spitzensport, so besitzt Qatar Sports Investments den berühmten Fussballklub Paris Saint-Germain. Der Einstieg von Katar bei Audi ist das erste grosse Engagement bei einem Rennstall.

Es nimmt auch Druck weg von Audi, was den immensen Aufwand für die Formel 1 angeht, dies in Zeiten, in welchen sich die deutschen Automobilhersteller schwertun.

Seit mehr als zwei Jahren laufen die Arbeiten an der Antriebseinheit für den Formel-1-Einstieg von Audi. Die eigens gegründete Audi Formula Racing GmbH (AFR) in Neuburg an der Donau ist für die Entwicklung des F1-Hybridantriebs («Power Unit») verantwortlich und hat die Aufbauphase erfolgreich abgeschlossen.

Gemeinsam mit dem Standort in Hinwil bildet die Mannschaft aus Neuburg das künftige Werksteam, mit dem Audi im Jahr 2026 in der Königsklasse an den Start geht.

Die Audi F1 Power Unit «Made in Germany» macht hinter verschlossenen Türen große Fortschritte. AFR-CEO Adam Baker und AFR-CTO Stefan Dreyer gaben im Sommer einen Einblick zum Stand der Dinge.

Am Standort Neuburg wird seit Frühjahr 2022 an der Entwicklung der Audi Power Unit für die Formel 1 gearbeitet.

Baker: Nach nur zwei Jahren läuft unsere Power Unit, bestehend aus Verbrennungsmotor, E-Motor, Batterie und Steuerungselektronik, dynamisch auf dem Prüfstand. Die verschiedenen Komponenten erfolgreich zu einer Einheit zu verheiraten ist das Ergebnis von harter Arbeit und großem Teamwork. Die Audi Power Unit hat bereits simulierte Renndistanzen auf dem Prüfstand zurückgelegt. Wir haben 2023 viel Erprobungszeit mit den einzelnen Komponenten gesammelt und konnten die gewonnene Erfahrung parallel in die nächsten Baustufen einbringen. Bedeutende Meilensteine und Ziele wurden erreicht, was dem gesamten Team ein gutes Gefühl gibt.

Dreyer: Wir haben eine sehr ambitionierte Modernisierung und Erweiterung unseres Prüffelds umgesetzt. Heute verfügen wir über 22 hochmoderne Prüfstände am Standort. Unsere neuen Entwicklungstools sind State-of-the-Art und haben uns ermöglicht, eine steile Lernkurve hinzulegen. Durch die Erprobung am Prüfstand unter simulierten Rennbedingungen gewinnen wir wichtige Erkenntnisse in dieser Phase des Projekts. Nach den erfolgreichen Renndistanzen mit der Power Unit werden wir das in Kürze auch mit dem gesamten Antrieb, also der Kombination aus Power Unit und Getriebe, durchführen. Parallel dazu geben wir Vollgas bei der Performance-Entwicklung, um unsere selbst gesteckten Ziele zu erreichen.

Dreyer: Wir fahren die Power Unit mit verschiedenen Layouts aus dem aktuellen F1-Kalender auf dem Prüfstand, ganz abhängig vom jeweiligen Erprobungszweck. Beispielsweise ist Las Vegas für unser Entwicklungsteam im Hinblick auf das gesamthafte Energiemanagement interessant. Mehrere schnelle und langsame Kurven im Wechsel sowie eine fast zwei Kilometer lange Vollgasfahrt über den Las Vegas Strip bieten eine perfekte Entwicklungsumgebung, um den Verbrennungsmotor und die ERS-Komponenten (Energierückgewinnungssystem) aufeinander abzustimmen.

Baker: Die Audi Power Unit zu hören, wie sie heute schon simuliert auf Strecken wie Spielberg, Singapur oder Las Vegas fährt, erzeugt bei allen Beteiligten nicht nur Gänsehaut, sondern gibt uns auch das Gefühl, einen großen Schritt näher an unserem ersten Rennen im Jahr 2026 zu sein.

Dreyer: Besonders wichtig war es, sich in allen Bereichen breit aufzustellen, eine gute Basis bei der Entwicklung der einzelnen Komponenten zu schaffen – Verbrennungsmotor, Elektromotor, Batterie, Steuerungselektronik, Software – um diese frühzeitig aufeinander abzustimmen. Dabei hat uns die Erfahrung aus früheren Motorsportprojekten mit Hochvolt-Technologie, Le Mans, Formel E, aber auch aus dem aktuellen Dakar-Projekt, sehr geholfen. Wir haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass wir konventionelle, hybridisierte und rein elektrische Antriebe entwickeln können. Dennoch ist die Herausforderung in der Formel 1 noch einmal eine ganz andere in Bezug auf Spitzentechnologie und Wettbewerb. Das betrifft auch unsere Partner und Lieferanten – wir erleben hier ein sehr starkes Commitment von allen Seiten.
Auch wenn der Aufbau in Neuburg abgeschlossen ist, nimmt die Intensität weiter zu?
Baker: Es gab seit Projektstart im Frühjahr 2022 fast jeden Monat besondere Meilensteine, zum Beispiel Baubeginn für unsere Infrastruktur-Erweiterung, Start des Testbetrieb für den Einzylinder, erster Prüfstandlauf des Elektro- und des V6-Motors oder die ersten Renndistanzen mit der kompletten Power Unit. Dass sich unsere gesamte Mannschaft dabei mit vollem Fokus auf die Entwicklung der Power Unit für 2026 konzentrieren kann, ist ein Vorteil für Audi. In der verbleibenden Zeit bis 2026 geht es darum, mit vollem Fokus unsere Entwicklungsziele in Bezug auf maximale Gesamtfahrzeug-Performance zu erreichen. Es bleibt bis zum ersten Rennen spannend – und natürlich auch danach.
Dreyer: Intensität ist ein gutes Stichwort für unsere Leistungsentwicklung. Das Reglement lässt zum Beispiel für Einzylinder-Tests insgesamt drei Prüfstände zu, die bei den Betriebszeiten von der FIA nicht beschränkt sind. Wir nutzen diese Maximalzahl am Standort für die Entwicklung der Brennverfahren der Verbrennungsmotoren so intensiv wie möglich. Bisher haben wir alle Ziele erreicht, die wir uns für Leistung und Effizienz in dieser Phase gesetzt haben. Dazu läuft unsere Kraftstoffentwicklung seit 2022 mit einem starken Partner, der über langjährige Erfahrung in der Formel 1 verfügt. Ein wirklich entscheidender Faktor für unser Projekt, da der neue nachhaltige Kraftstoff für 2026 eine noch stärkere Wettbewerbsrelevanz haben wird.


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