Formel 1: Rückkehr von Perez mit neuem Team?

Rätsel Racing-Raritäten: Flotte Kirchen-Besucher

Von Mathias Brunner
​Formel 1 vorbei an einer Kirche, das kennen wir vor allem von Monaco. Aber wo sind wir hier? Welches sind die ersten zwei Piloten auf diesem Foto? Und wann ist das Bild entstanden?

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Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Auflösung vom letzten Mal: Der Sportwagen Duckhams LM-Ford V8, mit dem Alain de Cadenet und Chris Craft in Le Mans 1972 den zwölften Gesamtrang erreichten. Der Wagen stammte aus der Feder des legendären Rennwagen-Designers Gordon Murray.

Der Londoner Alain Maxime de Cadenet (1945–2022) beschloss aus einem ungewöhnlichen Grund, Rennfahrer zu werden: «Als ich 1965 mit einem Model ein Autorennen besuchte, liess mich meine Begleitung wegen eines Piloten sitzen. Ich sagte mir – offenbar haben Racer bessere Chancen bei den Mädchen.»

De Cadenet begann Mitte der 60er Jahre mit dem Rennsport und finanzierte seine Fahrzeuge aus einem gut laufenden Autohandel. Fast immer brachte er die Rennwagen in Eigenregie an den Start, selten fuhr er für jemand Anderen.

Der Heilige Gral von de Cadenet (den viele wegen seines Namens für einen Franzosen hielten) war Le Mans. Alain nahm 1971 mit einem von der Ecurie Francorchamps eingesetzten Ferrari 512 am Langstreckenklassiker teil und war dem Rennen sofort verfallen.

Sein Plan für 1972: von Ferrari einen der agilen 312PB kaufen. Enzo Ferrari lehnte ab und liess, etwas hochmütig, de Cadenet auch spüren, dass er es ihm nicht zutraut, diesen Formel-1-Rennwagen mit Sportwagen-Verkleidung zu bewegen.

De Cadenet meldete sich daraufhin beim Brabham-Rennstall, wo der damalige Besitzer Bernie Ecclestone den jungen Südafrikaner Gordon Murray als Chefdesigner verpflichtet hatte. Die Bezeichnung Chefdesigner war ein wenig übertrieben. Gordon: «Wenn ich mich im Büro umblickte, sah ich abgesehen von meinem Zeichenbrett niemanden. Die Design-Abteilung bestand aus mir alleine.»

Finanziert von der Motoröl-Firma Duckhams baute Murray einen schnörkellosen Sportwagen, der formal sichtlich von obigem Ferrari inspiriert war. Das Auto wurde auf dem letzten Drücker fertig. Als zweiten Fahrer holte de Cadenet Chris Craft ins Boot.

Craft (1939–2021) war ein vielseitiger Rennfahrer. Er begann seine Karriere Anfang der 60er Jahre mit Tourenwagen wie dem Ford Anglia und war im Formel-3-Flitzer so zuhause wie im Sportwagen oder in der Formel 2. Einsätze in bei Sportwagenrennen führten zu GP-Wochenenden in Nordamerika 1971, bei der von de Cadenet eingesetzten Ecurie Evergreen, mit einem Brabham BT33-Ford.

Beim ersten Einsatz in Mosport (Kanada) war Craft im Training zu wenig schnell, um sich fürs Rennen zu qualifizieren. Nach Unfällen im Aufwärmtraining hätte er ins Startfeld aufrücken dürfen, aber da hatte das Team schon zusammengepackt, wegen Motorproblemen. In Watkins Glen dann kämpfte Craft mit Reifenproblemen, bevor die Aufhängung brach.

Craft blieb ein motorsportlicher Wandersmann: Formel 3, Formel 5000, Sportwagen, Interserie, Tourenwagen. Highlight in Le Mans war der dritte Gesamtrang 1976 mit Alain de Cadenet in einem Lola T380, hinter den Siegern Jacky Ickx/Gijs van Lennep (Porsche 936) sowie den Franzosen Jean-Louis Lafosse und François Migault in einem Mirage M8. Insgesamt fuhr Craft 14 Mal in Le Mans, fünf Mal davon mit dem japanischen Dome-Team.

Der vielleicht grösste Erfolg von Chris Craft: Er gewann 1973 die Sportwagen-EM in der hart umkämpften Zweiliterklasse.

Zurück nach Le Mans 1972 und dem Duckhams LM: Der Einsatz des adretten Sportwagens durfte sich sehen lassen – de Cadenet/Kraft waren auf Rang 12 die bestplatzierte Mannschaft aus Grossbritannien, sie waren das erste Duo, das es schaffte, mit einem Cosworth DFV V8-Motor Le Mans zu beenden, und Gordon hatte den mit Abstand leichtesten Dreiliter-Sportwagen auf die Räder gestellt. Die Fachwelt lobte das schnörkellose Design und die erstklassige Ausführung.

Der Motor wurde um 1000 Umdrehungen gedrosselt, was eine Leistung von rund 400 PS ergab. Gordon Murray sagte später: «Weil alles nichts kosten durfte, fledderte ich ungehemmt mit Brabham-Teilen, aber ich hatte riesige Angst, dass ich etwas falsch berechnen würde und Alain oder Chris einen grauenvollen Unfall haben würden. Doch alles ging gut. Wegen des Vertrauens von Alain de Cadenet wurde ich international als Rennwagen-Designer bekannt, noch bevor wir Brabham zu neuem Glanz verhalfen.»

Die weitere Karriere von Gordon Murray ist bekannt. Er wird heute in einem Atemzug mit den besten Designern der Formel 1 genannt, Männer vom Kaliber Colin Chapman, John Barnard oder Adrian Newey.

Und Alain de Cadenet? Der trat bis 1986 in Le Mans an, aber ein Sieg blieb ihm versagt – 1976 wurde er mit seinem Kumpel Chris auf einem (natürlich von Alain eingesetzten) Lola T380 Gesamtdritter.

Damit zum neuen Rätsel: Formel 1 vorbei an einer Kirche, das kennen wir vor allem von Monaco. Aber wo sind wir hier? Welches sind die ersten zwei Piloten auf diesem Foto? Und wann ist das Bild entstanden?

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.


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