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Claire Williams: «Ferrari stinksauer wegen Martini»

Von Mathias Brunner
​Im September 2020 gab Claire Williams bekannt, dass sie als Teamchefin des Rennstalls ihres Vaters abtritt, die Investment-Firma Dorilton Capital übernahm. Claire erzählt, wieso Ferrari auf sie voll sauer war.

Williams, der drittälteste Formel-1-Rennstall (nach Ferrari und McLaren) wechselte im August 2020 den Besitzer: Frank und Claire Williams sahen für ihr Team keine andere Lösung, als an die US-amerikanische Investment-Gruppe Dorilton Capital zu verkaufen.

Nach 43 Jahren und 739 WM-Läufen wurde damit Williams nicht mehr von einem Familienmitglied Williams geführt. Seit 8. Mai 1977 und dem GP-Debüt des Teams in Jarama (Spanien) hat Williams 114 Grands Prix gewonnen, 128 Pole-Positions erobert, dazu 133 beste Rennrunden. Williams gewann neun Mal den Konstrukteurs-Pokal und sieben Mal den Fahrer-WM-Titel.

2023 feierte das Williams-Team die 800. GP-Teilnahme, inzwischen mit James Vowles als Teamchef – zur Freude von Claire Williams (48). «Es ist schön, dass der Name Williams in der Formel 1 vertreten bleibt, und mit James scheint sich die Mannschaft in die richtige Richtung zu bewegen. Als mir gesagt wurde, dass James der neue Teamchef werden würde, sagte ich: ‚Das ist genial.‘ Er ist eine sehr gute Wahl. Ich denke wirklich, dass auch mein Vater mit dieser Entscheidung glücklich gewesen wäre.»

Die neunfachen Sieger des Konstrukteur-Pokals profitierten zu Beginn der Turbohybrid-Ära vom Bonus durch den bärenstarken Mercedes-Motor: 2014 und 2015 wurde der Rennstall jeweils WM-Dritter, dann begann der Absturz – nach den Rängen 5 in den Jahren 2016 und 2017 wurde Williams 2018 bis 2020 WM-Letzter. Erst 2023 gab es unter James Vowles ein Lebenszeichen, Schlussrang 7 im Konstrukteurs-Pokal.

Vielen Fans ist bis heute die fabelhafte Martini-Lackierung in Erinnerung, mit welcher Williams jahrelang antrat. Im Podcast «What it takes» mit Olly Fawcett hat Claire vor kurzem erklärt, wie sie es schaffte, sich den legendären Motorsport-Sponsor zu angeln.

Claire erzählt: «Ich war wirklich stolz darauf, dass ich diesen Vertrag damals bekommen habe, denn Martini stand kurz davor, ein Abkommen mit Ferrari zu unterschreiben. Aber ich glaube, sie wollten mehr, als Ferrari bereit war, ihnen zu bieten.»

«Die Ferrari-Lackierung ist nun mal die Ferrari-Lackierung, und man kann nicht so richtig damit herumspielen, aber bei Williams haben wir ihnen die komplette Lackierung unseres Rennwagens angeboten. Wir sagten: ‚Hey, warum bringt ihr nicht die unglaublich kultigen Martini-Streifen zurück und klebt sie auf unser Auto? Guckt mal, wir haben hier vorbereitet, wie das wirken könnte – sieht das nicht toll aus?'»

«Letztlich waren sich die meisten Fans einig, dass die Lackierung 2014 wirklich schön aussah, aber Ferrari war stinksauer, weil sie fanden, dass wir ihnen den Sponsor gestohlen hätten.»

Claire enthüllt: «Ferrari hat sogar ein Schreiben an Martini verfasst, in dem sinngemäss drinstand – wir werden euch in der kommenden Saison in unseren Rückspiegeln sehen, da ihr jetzt Williams sponsert.»

«Und dann ist Williams hinter Mercedes und Red Bull Racing Dritter im Konstrukteurs-Pokal geworden, vor Ferrari wohlgemerkt. Und ja, klar ging mir durch den Kopf: ‚Wir haben euch nicht nur den Titelsponsor vor der Nase weggeschnappt, wir haben euch auch besiegt.’»

Martini im Rennsport

Die deutsche Sportwagenlegende Hans-Dieter Dechent, im September 2014 verstorben, brachte Martini 1969 in den Sport, sein Rennstall Martini Racing Team gewann 1971 mit dem Porsche 917 die 12 Stunden von Sebring (mit Vic Elford/Gérard Larrousse) und die 24 Stunden von Le Mans mit Dr. Helmut Marko und Gijs van Lennep.

Als Dechent bei Porsche eigentlich nur einen weiteren 908 bestellen wollte, bot ihm Ferdinand Piech für Le Mans 1970 einen Porsche 917 Langheck an. Dechent griff zu und machte seinen 917er zu einem der legendärsten Fahrzeuge in Le Mans.

Von Porsche-Designer Anatole Lapine liess er den Porsche in einem psychedelischen Farbmuster in lila und grün lackieren, die Lackierung ist bis heute legendär. «Das Auto kam weiss in Le Mans an, wir haben es mit 3.000 Spraydosen vor Ort zwischen den Trainings lackiert.»

1971 übernahm Dechent von Louise Piech das gesamte Material von Porsche Salzburg, gewann für Porsche mit dem 917 Le Mans (mit Dr. Helmut Marko und Gijs van Lennep) und Sebring. Noch vor Ablauf der Saison 1971 sperrte Dechent das Martini Racing Team zu. Martini wanderte samt Streifenmuster zu Porsche ab und Dechent sich anderen Tätigkeiten zu.

Seither war Martini Racing mit Porsche, Ferrari, Alfa Romeo, Lotus, Brabham, Lancia und Ford unterwegs.

Der erste WM-Titel folgte 1976, als das Porsche Martini-Team sowohl die Gruppe-5-WM als auch die Gruppe-6-WM für Zweisitzer gewann – und nebenbei in Le Mans triumphierte. Danach mussten sich die Fans bis 1982 gedulden: Mit dem Lancia Beta Montecarlo Turbo folgte der zweite Titel.

In der Formel 1 konnte Martini Racing nichts gegen die damalige Übermacht von Ferrari, McLaren und Lotus ausrichten. Unvergessen die bildschönen Brabham-Renner in Martini-Farben mit GP-Legenden wie Carlos Pace oder Carlos Reutemann. Mit Kimi Räikkönen und Ferrari wurde Martini 2007 Formel-1-Weltmeister. Dann folgte obige Episode mit Williams.

Grosse Erfolge feierte Martini Racing in der Rallye-WM. Mit dem Modell Delta kam der Erfolg und der Name Lancia-Martini Racing stand für viele Rennsiege und WM-Titel in den 80er und 90er-Jahren. 1983 feierte man mit dem Lancia 037 Erfolge und gewann mit dem Delta in sechs aufeinanderfolgenden Jahren von 1987 bis 1992 mit Juha Kankunnen und Mika Biasion die WM. 1995 und 1996 konnte Martini Racing in der DTM mit dem Alfa Romeo 155 Erfolge feiern – genau wie in der italienischen GT-Meisterschaft.

In einer Umfrage 2015 unter den Formel-1-Fans, welche Sponsoren am meisten auffallen, wurden diese Marken am häufigsten genannt:

1. Red Bull 46%
2. Shell 27%
3. Marlboro 24%
4. Martini 22%
4. Petronas 22%
6. Santander 20%
7. Pirelli 14%
8. Ferrari 13%
8. Mercedes 13%
10. Rolex 11%

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