Lewis Hamilton (Ferrari): Mit Trick zum 8. WM-Titel?
Im Herbst 2024 hat Ferrari bestätigt, wie der langjährige Mercedes-Techniker Loic Serra in die Technikermannschaft eingebaut wird: Der Franzose erhält in der Mannschaft unter Teamchef Fred Vasseur weitreichende Verantwortung.
Zur Erinnerung: Im März 2023 ist bei Ferrari Aerodynamik-Chef David Sanchez von Bord gegangen, er sollte bei McLaren James Key als leitender Techniker ersetzen. Aber die Chemie stimmte nicht zwischen Sanchez und McLaren, der Vertrag wurde im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Sanchez zog im Mai zu Alpine.
Anfang August wurde Diego Tondi neuer Aero-Chef bei Ferrari, früherer Assistent von Sanchez, an sich sollte er Enrico Cardile unterstellt werden, doch dann folgte die nächste Überraschung – Cardile, der Chassis-Chef von Ferrari wurde von Aston Martin abgeworben.
Am 1. Oktober 2024 hat Fahrzeug-Ingenieur Loic Serra die Arbeit bei Ferrari aufgenommen: Der 52-jährige Franzose ist für das Gesamtkonzept des Fahrzeugs verantwortlich, also Chassis und Aerodynamik, zudem für den Ferrari-Einsatz vor Ort. Er ist direkt Teamchef Vasseur unterstellt und führt die Abteilungsleiter Fabio Montecchi (Fahrzeug-Projekt), Marco Adurno (Leistungsfähigkeit des Autos), Diego Tondi (Aerodynamik), Matte Togninalli (Ingenieurs-Mannschaft am Rennplatz) und Diego Ioverno (Einsatz Chassis). Die Leitung der Motorabteilung bleibt bei Enrico Gualtieri.
Wo die Reise unter Loic Serra hingeht, beginnt sich nun anzudeuten, und ein einfacher Trick könnte für Lewis Hamilton mindestens die Weichen zu Rennsiegen, vielleicht sogar zu einem möglichen achten WM-Titelgewinn stellen.
An der Vorderachse des kommenden Ferrari SF-25 wird die Aufhängung umgebaut auf ein Zugstreben-Prinzip (pull rod), anstelle der bisherigen push rod-Ausführung (Schubstreben). Ferrari hat letztmals 2015 an der Vorderachse mit pull rod-Technik gearbeitet.
Der Hintergrund: Serra hat in seiner überaus erfolgreichen Phase bei Mercedes von 2014 bis 2020 mit Hamilton sein Wissen um die heikle Wechselwirkung zwischen Aufhängung und Reifen verfeinert.
Mit der 2025er Vorderradaufhängung sollen es Hamilton und Charles Leclerc einfacher haben, die vorderen Walzen auf Temperatur zu bringen und im besten Arbeitsbereich zu halten. Auch in Sachen Reifenverschleiss verspricht sich Serra von der geänderten Lösung Vorteile. Als Bonus kommt hinzu, dass die Zugstreben-Variante steifer ist und mehr Abstimmungsmöglichkeiten erlaubt.
Serra ist vom Gedanken beseelt, dass im Gebrauch der Pirelli-Reifen der Schlüssel zum Erfolg und damit zum WM-Titel liegt. Dass er die Gewichtung so legt, sollte keinen verblüffen, der den Werdegang des Franzosen kennt.
Serra war von 2003 bis 2006 in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Formel-1-Programms von Michelin tätig. Danach wechselte Loic Serra zu Sauber und von dort 2010 zu Mercedes, wobei er in beiden Fällen im Bereich Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs arbeitete.
Der neue technische Leiter in der berühmtesten Scuderia der Welt zeichnet sich nicht durch aerodynamisches Fachwissen aus, sondern vor allem durch jahrelange Arbeit auf dem Gebiet Fahrzeugdynamik, Aufhängung und Feinabstimmung.
Loic Serras beruflicher Werdegang zeigt, dass er ein tiefes Verständnis dafür entwickelt hat, wie ein Projekt sein Potenzial voll ausschöpfen kann und welche Design-Merkmale sich in Rundenzeitgewinn niederschlagen.