Ferrari? McLaren? Verstappen? Die Pirelli-Beurteilung
Jetzt mal Hand aufs Herz: Nur unbeirrbare Fans von Carlos Sainz glauben nach seiner Bahrain-Testbestzeit, dass der spanische Williams-Fahrer auch beim WM-Auftakt in Australien die Nase vorn haben wird.
Nein, der Wahrheit näherkommen dürfte: Wer im Albert-Park von Melbourne siegen will, der muss einen Weg vorbei finden an den Piloten von McLaren (Lando Norris, Oscar Piastri) und Ferrari (Lewis Hamilton und Charles Leclerc). Oder zückt Weltmeister Max Verstappen mit Red Bull Racing in «down under» ein Ass aus dem Ärmel? Und wo steht Mercedes?
Pirelli-Rennchef Mario Isola weiss genau, zu welchem Zeitpunkt der Bahrain-Tests die 20 Fahrer mit welchen Reifenmischungen auf der Bahn war. Der Italiener kann auch aus den eher klammen Umgebungstemperaturen die richtigen Schlüsse ziehen. Was aber selbst dem erfahrenen Mailänder verborgen bleibt – mit wie viel Kraftstoff die Fahrer jeweils auf der Bahn gewesen sind.
Die Einschätzung des 55-jährigen Isola nach dem Wintertest: «Wir haben in Bahrain drei eher ungewöhnliche Testtage erlebt. Seit Jahren wählt die Formel 1 diese Strecke für den einzigen Vorsaisontest aus, weil das Wetter normalerweise sehr angenehm ist. Das war dieses Mal jedoch nicht der Fall, vor allem nicht an den ersten beiden Tagen.»
«Verhältnismässig tiefe Temperaturen, deutlich niedriger als in den Vorjahren zu dieser Jahreszeit, und starker Wind haben die Arbeit der Teams beeinträchtigt und machen es noch schwieriger als sonst, die Ergebnisse jetzt korrekt zu interpretieren.»
«Was uns angeht, so haben wir die meisten Daten gewonnen aus Versuchen mit den Mischungen C3 und C2 und etwas weniger vom C1. Das war zu erwarten, da dies die Mischungen sind, die normalerweise für das GP-Wochenende von Bahrain gewählt werden.» (Die härteste Mischung ist C1, die weichste der C6, M.B.)
«Mit dem C4 wurden nur wenige Runden gedreht, während der C5 und der C6 nie auf der Strecke auftauchten, was zu erwarten war, da nur Ferrari und Williams sich dafür entschieden hatten, diese Reifen überhaupt in ihr Testkontingent von Bahrain aufzunehmen. Von dem, was wir sehen konnten, verhielt sich der C2 wie erwartet.»
«Das bestätigt, dass er etwas weiter vom C1 entfernt ist als im letzten Jahr und damit näher am C3 liegt. Die härteste Mischung hatte bei diesen Temperaturen etwas zu kämpfen, weil es schwierig war, sie auf die richtige Arbeitstemperatur zu bringen, während der C3 sich als der vielseitigste der Reihe erwies.»
Was also ist das alles wert?
Mario Isola warnt: «Wir haben keine echten Leistungsläufe gesehen, die es uns ermöglicht hätten, den Leistungsunterschied zwischen den Mischungen vollständig und schlüssig zu bewerten. Was den Abbau der drei härtesten Mischungen angeht, so ist klar, dass der Verschleiss aufgrund der niedrigen Temperaturen minimal ist.»
«Jetzt haben wir eine Fülle von Daten zum Auswerten. In Melbourne werden wir die gleichen Reifenmischungen einsetzen wie im letzten Jahr, nämlich den C3 als Hard, den C4 als Medium und den C5 als Soft, so dass wir erst dann einen ersten aussagekräftigen Blick auf die weicheren Mischungen werfen können.»
Die Arbeit auf dem Bahrain International Circuit ist mit Abschluss der Wintertests am Abend des 28. Februar übrigens nicht zu Ende gegangen für Pirelli: Am 2. und 3. März führt das Mailänder Traditionsunternehmen weitere Probefahrten durch, mit den für 2026 geplanten Reifen. An der Arbeit sind Alpine (mit den Testfahrern Paul Aron und Ryo Hirakawa) sowie Williams (mit den Stammfahrern Carlos Sainz und Alex Albon). Gefahren wird mit auf 2026er Reifen angepassten 2024er Autos.
Bahrain-Wintertest, 26.–28. Februar 2025
01. Carlos Sainz (E), Williams, 1:29,348 (DO)
02. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:29,379 (DO)
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:29,431 (DO)
04. George Russell (GB), Mercedes, 1:29,545 (FR)
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:29,566 (FR)
06. Alex Albon (T), Williams, 1:29,650 (FR)
07. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:29,784 (DO)
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:29,940 (FR)
09. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:30,040 (FR)
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:30,229 (DO)
11. Liam Lawson (NZ), Red Bull Racing, 1:30,252 (DO)
12. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:30,368 (DO)
13. Lando Norris (GB), McLaren, 1:30,430 (MI)
14. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:30,497 (FR)
15. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:30,675 (DO)
16. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:30,700 (DO)
17. Esteban Ocon (F), Haas, 1:30,728 (FR)
18. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:31,057 (DO)
19. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:31,457 (DO)
20. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:32,361 (FR)
MI = Zeit vom Mittwoch, 26. Februar
DO = Zeit vom Donnerstag, 27. Februar
FR = Zeit vom Freitag, 28. Februar