Vettel und das Quali-Spiel
Die Fans staunen: Wo bleibt Vettel?
Sebastian Vettel auf Startplatz 8, Mark Webber (nach den Pole-Positions 2010 und 2011) nicht mal in den Top-Ten – so hatte sich Red Bull Racing als Formel-1-Champion das Abschlusstraining zum Barcelona-GP bestimmt nicht vorgestellt.
Der Australier Mark Webber, ein Meister der feinen Zwischentöne, über sein Ausscheiden im zweiten Quali-Segment: «Die Strecke wurde schneller und schneller, mehr als wir das erwartet hatten. Unsere Strategie sah vor, dass wir uns einen Reifensatz fürs letzte Quali-Segment sparen wollten, den haben wir auch gespart, leider war ich aber nicht im letzten Quali-Segment. Ob ich enttäuscht bin? Natürlich, aber wir gewinnen zusammen und wir stehen auch zusammen, wenn es nicht so gut gelaufen ist. Als ich auf der Strecke war, musste ich mir nichts vorwerfen. Um genau zu sein, war es ein ziemlich reibungsloses Abschlusstraining – einfach ohne passenden Schluss.»
Die Fans entlang des «Circuit de Catalunya» staunten über die teilweise seltsame Quali-Taktik einzelner Fahrer. Weltmeister Sebastian Vettel war nur zwei Mal kurz auf der Bahn zu sehen, um Reifen einzufahren .
Ex-Red-Bull-Schützling Jaime Alguersuari erklärt: «Weil das Überholen nicht mehr so schwierig ist wie früher – dank des verstellbaren Heckflügels und der Charakteristik der Reifen – achtest du ab und an mehr aufs Rennen als auf die Quali. Du willst verhindern, das Rennen mit einem Satz Reifen anzufangen, der viel zu schnell abbaut, dann wirst du nach hinten durchgereicht. Vettel wird in Ruhe starten und dann schauen, was sich als schneller erweist, härter oder weicher.»
Besagter Vettel meint: «Vom Reglement her ist es so – derjenige, der im Quali zuerst über die Ziellinie fährt, aber dann keine gezeitete Runde hinlegt, ist vorne, sofern andere das auch machen. Daher stellte ich mich früh in die Ausfahrt und ging früh wieder rein. Leider haben bei diesem seltsamen Rennen dann nicht so viele mit dabei. Wir spürten dann, dass wir vom Speed her nicht besonders weit vordringen würden, also entschlossen wir uns dazu, eben keine gezeitete Runde zu haben. Und damit ist es uns vom Reglement her erlaubt, mit weichen oder harten Walzen loszufahren.»
Zur Erinnerung: Wer eine gezeitete Runde fährt, der muss das Rennen mit der gleichen Mischung aufnehmen …
Und womit wird Vettel nun losfahren?
Sebastian: «Das ist noch nicht entschieden. Wir haben nun strategisch Spielraum. Fest steht nur, dass unser Reifen schwarz und rund sein wird.»
Ist das nun die neue Form eines Abschlusstrainings?
Vettel: «Nein. Hätte ich die Chance gehabt auf die Pole, dann wäre ich auch gefahren. Aber wir haben 2012 schon sehr turbulente Rennen erlebt, also können wir uns auch für morgen auf einiges gefasst machen. Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken – abgerechnet wird morgen.»