Sebastian Vettel: «Waren Alonso & Webber nackt?»
Kommt Vettel in Bahrain zum Pokal-Kuss?
Die Regel gilt: Ein Nadelstich ist nur dann zu spüren, wenn Mann ein zartes Häutchen hat. Vor dem Hintergrund des Verhältnisses zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber – natürlich war es eine zarte Provokation von Vettels Erzrivalen Fernando Alonso, ein Bild vom Abendessen mit Mark Webber zu twittern, mit der Zeile «Dinner unter Freunden».
Sebastian, geht die Veröffentlichung dieses Bildes in die Kategorie psychologischer Kleinkrieg?
Ich habe selber das Bild nicht gesehen, bin jetzt aber schon ein paar Mal drauf angesprochen worden. Jeder von uns muss früher oder später mal zu Abend essen. Und alleine ist es eben ein wenig fade, also ... (Beginnt zu lachen.)
Aber wie findest du das?
Wieso ist das so wichtig? (Beginnt wieder zu lachen.) Waren die beiden auf dem Bild nackt?
Nein, aber was glaubst du denn, wurde da besprochen?
Keine Ahnung. Worüber man sich beim Abendessen halt so unterhält. Es hängt immer davon ab, mit wem zu zusammen sitzt. Vielleicht waren sie auch einfach im gleichen Hotel, ich weiss es nicht.
Wärst du gerne dabei gewesen?
Vielleicht eher nicht. (Beginnt erneut zu lachen.) Hm, vielleicht schon, wenn es super-lecker war!
In China warst du weder im Training noch im Rennen unter den besten Drei. Bist du erleichtert, kannst du dieses Wochenende abhaken?
Ich sehe das Shanghai-Wochenende nicht als Katastrophe. Ich finde im Gegenteil, wir haben ein recht starkes Rennen gezeigt und dabei einen Podestplatz nur knapp verpasst. Wir glaubten an die Richtigkeit unserer Strategie. Die hat sich unterm Strich nicht ganz so ausgezahlt wie erhofft. Aber wir waren im zweiten Quali-Teil Drittschnellste, wir sind am Ende knapp Vierte geworden – das sind ja keine schlechten Ergebnisse und auch nicht so weit davon weg, was wir erreichen wollten. Wir haben halt zu Beginn des Rennens zu viel Zeit hinter Nico Hülkenberg verloren. Aber Nico fährt auch sein Rennen, und natürlich konnte ich nicht erwarten, dass er mich höflich vorbeiwinkt, nur so dass unsere Taktik aufgeht.
Die Reifenmischungen für Bahrain wurden geändert – von ursprünglich weich und hart auf medium und hart. Was sagst du dazu?
Es hat mich ein wenig überrascht. Bahrain war immer eines jener Rennen, von welchem wir nach einem Lauf gedacht haben – da könnte man in Sachen Mischungs-Auswahl etwas aggressiver vorgehen. Offenbar ist das 2013 anders. Nun haben wir die gleichen Mischungen wie in Malaysia. Wie lange sie halten, wird sich im Training abzeichnen.
Aber Nico Hülkenberg hat gemeint, er hätte hier lieber die weichere Mischung gehabt – einfach, weil der Sauber auf der weicheren ganz gut funktioniert. Wie sieht das bei euch aus?
Schwer zu sagen, wenn man den Reifen nicht mit dem anderen verglichen hat. Wir werden den weichen nicht hier haben. Mit der mittleren Mischung sind wir bislang ganz gut klar gekommen, mit der härteren war es etwas schwieriger.
Wir haben vier Weltmeister vorne in der Zwischenwertung, bereits mit einem kleinen Abstand zu den weiteren Piloten. Wird sich das Titelrennen zwischen diesen vier Fahrern abspielen?
(Schmunzelt schelmisch.) Um ehrlich zu sein, habe ich mir den Punktestand nicht angeschaut! Aber generell ist es noch zu früh, um aus den ersten Rennen eine Tendenz für die ganze Saison abzuleiten. Man braucht nicht Einstein zu sein, um abschätzen zu können – je mehr Punkte man holt, desto besser sind die Chancen für den Titel. Aber eigentlich hat sich nichts zu 2012 geändert, ich könnte die gleichen Sätze sagen: Es wird ein heisser, enger Tanz und die Saison ist sehr lang.
Aber hat der Sieg von Alonso nicht unterstrichen, dass er und Ferrari die heissesten Rivalen sind?
Es fällt jedenfalls auf, welche hervorragende Arbeit sie an den Sonntagen machen, selbst wenn sie in Malaysia ganz früh Alonso verloren. Das Auto scheint gut mit den 2013er Reifen zu harmonieren, und ich sehe keinen Grund, warum das am kommenden Sonntag anders sein sollte. Ich erwarte ein starkes Ferrari.
Aber eigentlich gucken wir gar nicht so sehr links und rechts. Wir wissen, dass wir aus diesen Reifen mehr herausholen können, und das wollen wir schon hier in Bahrain schaffen.
Wie sehr verschleiern die Reifen das wahre Leistungs-Potenzial deines Autos?
Es kommt auf die Strecke drauf an. In Shanghai waren wir einfach nicht schnell genug, auch nicht im Training. Also haben wir uns früh für eine eigenwillige Strategie entschieden. Das Rennfahren hat sich geändert: du kannst nicht mehr nach Herzenslust angreifen, sondern musst eine gewisse Schlagzahl einhalten, um die Reifen nicht zu überfordern. Du musst quasi im Rahmen der Möglichkeiten des Reifens bleiben, um deine Strategie zum Funktionieren zu bringen. Teilweise war das schon 2012 so, nun ist es etwas extremer geworden. Es stimmt schon, die Ergebnisse sind vom Reifen limitiert, aber nochmals – das ist das Gleiche für alles. Und einige Gegner haben einfach einen bessern Job gemacht als wir. Ich beklage mich nicht. Es liegt an uns, die Hausaufgaben besser zu machen.
Du bist nicht allzu gut in die vergangene Saison gestartet, dann hast du hier in Bahrain Pole und Sieg geholt. Passt diese Strecke zur DNA eurer Renner?
Ich würde das nicht in der DNA des Autos suchen. 2012 war für uns ein perfektes Rennen. Der Saisonbeginn war etwas Auf und Ab gewesen. Dieses Jahr ist noch mehr Reifen-diktiert. Aber wo das hinführt, werden wir nach dem Training erahnen können. Ich sehe keinen Grund, wieso wir nicht konkurrenzfähig sein sollten. Wir haben ein schnelles Auto, das haben wir in Australien und Malaysia bewiesen. China ist insofern eine besondere Strecke, weil du dort durch den Vorderreifen eingeschränkt bist. Das ist hier in Bahrain wieder eher der Normalzustand.
Pirelli solle die Mischungen zum Barcelona-GP hin leicht ändern. Was sagst du dazu?
Ich weiss nicht, ob das korrekt ist. Ich habe von diesen Gerüchten gehört, dann aber auch das Gegenteil davon. Ich denke noch nicht an Barcelona, ich denke jetzt an den Bahrain-GP.
Wo liegen derzeit die Stärken und Schwächen deines Autos?
Unser Auto ist schnell genug. Die Balance passt. Grob erklärt, fühlt sich der Wagen nicht wesentlich anders an als das Modell von 2012. Schwächen? Wir hatten offenbar mehr Probleme, bei zwei der drei Rennen die Reifen ideal am Leben zu erhalten.