Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Kimi Räikkönen: Nicht um jeden Preis zu Red Bull

Von Rob La Salle
Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen

Monaco: Formel-1-Analyse vom «Iceman», wie der Lotus-Star sein Team für 2014 auswählt.

Es heisst ja immer, Kimi Räikkönen sei der grosse Schweiger. Aber das stimmt nicht. Der Australien-GP-Sieger kann auch gesprächig sein, wie hier im Interview mit unserem Kollegen Flavio Vanetti vom «Corriere della Sera».

Kimi, findest du, die Formel 1 befindet sich im Wandel?

Nein. Es wird halt geredet, was immer gerade ein Thema ist, wie jetzt über die vier Boxenhalte von Spanien. Aber das gab es früher auch schon. Wichtig ist, dass sich die Seele des Sports nicht ändert – wer nicht schnell ist, sollte keine Rennen fahren. Einfach, nicht wahr?

Ist die Formel 1 Reifen-dominiert?

Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, es allen Recht zu machen. Die Formel 1 war schon immer ein Kompromiss.

Sind die Techniker in der Formel 1 heute mehr wert als die Fahrer?

Du brauchst beides. Du musst Spitzen-Techniker haben, jedoch auch gute Piloten. Die Mischung muss stimmen. Ein Weichei gewinnt auch in einem guten Auto nicht.

Apropos Techniker: Ihr habt Technikchef James Allison verloren.

Ja. Es wäre schön gewesen, hätten wir ihn halten können. Aber wenn einer mit seinem Job nicht hundertprozentig happy ist, dann muss er gehen.

Mark Webber findet, in der Formel 1 müsse ein Umdenken stattfinden. Welcher Aspekt des Sports stört dich?

Aber das weisst du doch – die Interviews! Ich bin einfach nicht dafür geschaffen, ich will Rennen fahren und gewinnen, das ist alles.

Du hast gesagt: «Ich plane nicht in die Ferne. Ich nehme ein Rennen ums andere.» Ist das die Marschrichtung zum WM-Titel?

Ich glaube schon. Ich weiss nur nicht, ob es klappen wird. Du musst es schaffen, aus jedem Rennen das Maximum herauszuholen. Ein einziger Punkt kann entscheiden.

Da bist du auf gutem Weg – du bist gewissermassen zu Herrn Regelmässigkeit der Formel 1 gewonnen.

Es ist eine Art Rennen im Rennen. Du Leute vergessen oft: ein Detail kann den Ausfall bedeuten.

Mal Hand aufs Herz: Ist es nicht eine besondere Befriedigung, in einem Rennen einen Ferrari zu überholen?

Aber wo – ich habe mit Maranello gute Beziehungen bewahrt.

Die Formel 1 tritt so langsam ins Zeitalter der sozialen Netzwerke ein. Wo trifft man dich da?

Nirgens. Ich bin nicht auf Facebook, Twitter-Sprüche gibt es nur vom Team, nicht von mir. Es interessiert mich nicht, den Menschen auf die Nase zu binden, wo ich mich gerade befinde und was ich mache. Und mein Handy würde ich oft am liebsten ins Hafenbecken werfen – ich mag die Stille, ich hasse es, wenn das Telefon klingelt. Für mich könnte man ruhig auf den Stand vor vierzig Jahren zurück, als es noch Telefonzellen gab.

Du passt wirklich in die Formel 1 der 70er Jahre, wie mir scheint.

Ich sehne mich nach dem Frankreich-GP in Magny-Cours: ein Rennen ohne Firlefanz, wenig Leute, das Hotel in der Nähe, die Aussicht aufs Land eine Augenweide, kein Glanz, kein Glamour. Wir waren dort zum Rennen fahren, und das haben wir auch getan. Ohne den ganzen anderen Stress.

Etwas ganz anderes, Kimi: Braucht ein Team einen Nummer-1-Fahrer und einen Sekundanten?

Nein. Ein Top-Team kann beide Piloten mit bestem Material ausrüsten. Der schnellere Mann setzt sich von ganz alleine durch.

Noch ein GP-Sieg, und du bist der erfolgreichste finnische Formel-1-Fahrer ...

Das wäre hübsch, aber mein Leben würde sich deswegen kaum ändern. Ich habe schon bewiesen, was ich beweisen wollte.

Dein Funkspruch aus dem Abu-Dhabi-GP 2012 ist um die Welt gegangen: «Lasst mich in Ruhe, ich weiss schon, was ich mache.» Ist das dein Motto?

Nein, das ist viel zu sehr aufgebauscht worden. Ich habe das damals nur gebrüllt, weil die Qualität des Sprechfunks oft miserabel ist und ich kein Wort verstehen kann. Steht die Aussage für meinen Charakter? Vielleicht schon.

Lotus möchte dich behalten, du wirst aber auch mit Red Bull Racing in Verbindung gebracht. Wie gehst du bei der Entscheidung vor?

Ich könnte jetzt antworten: ich will einfach ein Siegerauto. Aber wer weiss heute schon, wer das für 2014 unter den neuen Regeln baut? Daher gilt für mich eher diese Antwort: Ich will ein Umfeld, das sowohl menschlich wie technisch stimmt.

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