Chris Pook: «Man muss den Zuschauern was bieten»
Die Skyline von NY
Chris Pook weiß das eine oder andere über Stadtkurse. Er rief 1975 das Rennen in Long Beach ins Leben – das Rennen wurde eines der am längsten existierenden und bekanntesten Stadtrennen der Welt – und er war an einer ganzen Reihe anderer Stadtrennen in den USA beteiligt, inklusive Detroit, Denver, St. Petersburg (Florida), Dallas und Las Vegas.Der Grand Prix von Amerika wird in den Straßen von Weehawken, New Jersey ausgetragen werden, mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund. Ursprünglich war das Rennen für 2013 geplant, aber Vertragsprobleme mit Bernie Ecclestone, die nötigen Baugenehmigungen und Verzögerungen beim Bau führten zu einer Verschiebung auf 2014.
Bitte sagen Sie uns, wie weit das Projekt bisher gediehen ist.
Wir sind an den normalen Planungen, die vor einer Veranstaltung wie dieser nötig sind. Die Ingenieure überprüfen alle Vorschläge bezüglich der Sicherheit und Pläne. Wir planen die Anlage und das mögliche Fußgängeraufkommen. In etwa einem Monat werden wir die Planungen für die Zuschauerplätze abgeschlossen haben und die Kunden können einen Blick darauf werfen. Wir machen momentan das, was ich als das Zuschleifen des Projekts bezeichnen würde. Das sind die Dinge, die man bedenken muss, wenn man eine erfolgreiche, temporäre Strecke haben will.
Es gab bei dem Projekt bisher einige Stolpersteine. Ist jetzt alles startklar?
Ja, es ist alles startklar. Bei einer temporären Strecke – und das habe ich nach 40 Jahren jetzt endlich verstanden – hat man drei verschiedene Szenarien. Man hat die temporäre Strecke, wie so jetzt aussieht, mit normalen Straßen, Geschäften und dem alltäglichen Leben. Dann hat man die Situation, in der sie umgestaltet wird und sie ist voller Betonwände, Fußgängerbrücken, Zäune, Tribünen und Plätzen, an denen die Verkaufsstände sein werden etc. Das endgültige Szenario ist dann, wenn sie voller Menschen ist. Man muss einen Schritt nach dem anderen machen und alles ergründen. Es ist eine harte und anstrengende Arbeit, aber man darf kein Detail übersehen, denn wenn man etwas übersieht, hat man später daran zu knabbern.
Sie sind nicht direkt in den finanziellen Aspekt involviert, aber Bernie Ecclestone sagt, dass er selbst in das Projekt investiert hat. Wissen Sie etwas darüber?
Nur das, was Sie und ich im Internet lesen.
Das Rennen in New Jersey wird eine Woche nach dem Grand Prix von Kanada in Montreal sein. Wie sehen Sie diese beiden Veranstaltungen? Werden sie voneinander profitieren, oder sich gegenseitig Zuschauer wegnehmen?
Die Menschen werden davon profitieren, zwei Rennen an zwei fantastischen Orten innerhalb von 10 Tagen sehen zu können. Leute aus Europa, Lateinamerika, den westlichen Teilen Kanadas und der USA werden des nutzen. Man hat zwei bemerkenswerte Veranstaltungsorte. Montreal ist eine fantastische Stadt. New York City und das angrenzende New Jersey sind tolle Gebiete der USA. New York ist eine Stadt, in der man Spaß haben kann. Und dann gibt es auch die schöne Landschaft zwischen New York City und New Jersey und viele andere Orte, die man besuchen kann. Die Leute werden das mit einem 10- bis 14-tägigen Urlaub verbinden. Die Rennen werden einander ergänzen.
Es ergibt Sinn. Darum geht es in der Formel 1 – der enorme wirtschaftliche Schub, den sie den Ländern gibt, die einen Grand Prix austragen. Hier werden die beiden Gewinner Ost-Kanada und der Nordosten der Vereinigten Staaten sein.
Die Formel 1 hatte erfolgreiche Austragungssorte in den USA, inklusive Watkins Glen, Long Beach und sogar Detroit. Früher oder später gab es aber einen Bruch zwischen der F1 und der Strecke. Wieso glauben Sie, dass das Rennen in New Jersey langfristig Erfolg haben wird?
Abgesehen von Indianapolis hat sich das Bild seit dem letzten Mal, als die Formel 1 mit Rennen in Phoenix (1989 – 1991) war drastisch geändert und auch die Formel 1 hat sich geändert: die wirtschaftlichen Daten der F1, die Firmen, die involviert sind, die Art, wie die Firmen in der die Formel 1 ihr Geld bei den Rennen ausgeben, die große Beteiligung der Hersteller und der Unterschied auf dem Markt.
Austin, Texas, hat mir dem Grand Prix der USA 2012 einen unglaublichen Job gemacht. Sie haben ein großartiges Produkt geliefert und der Gedanke ist nun: Wird das nächste Jahr so gut sein wie das erste? Der Ticketverkauf läuft und die Nachfrage ist größer als im ersten Jahr.
Probieren geht über studieren. Wenn man einen guten Job macht, dann kommen die Kunden zurück und bleiben. Wenn man sich Long Beach 1976 anschaut, dann war der Zuspruch riesig. Als Long Beach 1984 zu den IndyCars wechselte, gingen die Zuschauerzahlen zurück, erholten sich dann aber wieder. Es ist egal, ob es die Formel 1 ist, IndyCar oder Motorradrennen oder ein Fußballspiel, wenn man dem Zuschauer für sein Geld etwas bietet und er eine schöne Zeit hat, dann wird der Kunde zurückkommen und noch andere mitbringen.