Montreal: Motor von Vettel und Räikkönen im Stress
Rémi Taffin von Renault
Auf den Schultern von Rémi Taffin lastet eine Menge: Er ist der verantwortliche Techniker von Renault Sport für die Formel-1-Einsätz vor Ort, er koordiniert die Arbeit der Renault-Spezialisten, die Red Bull Racing, Lotus, Williams und Caterham zugeteilt sind.
Der «Circuit Gilles Villeneuve» von Montreal, das bedeutet für den Techniker in Zahlen: 4,36 km Rundenlänge, knapp 200 km/h Schnitt, Topspeed rund 320 Sachen, 57% Vollgas-Anteil, zwei Kilo Spritverbrauch pro Runde.
Rémi Taffin hebt einige Pistenteile hervor: «Die löffelartige erste Kurve bedeutet für den Motor 11000/min Drehzahl über rund fünf Sekunden, das ist die längste Phase von niedrigen Umdrehungen auf diesem Kurs. Montreal ist eine Stop-and-go-Bahn, die Abstimmung der Motoren muss sicherstellen, dass die Beschleunigungsphasen sanft, aber kraftvoll genug sind. Sanft, um die Hinterräder nicht zu entlasten; kraftvoll, um möglichst schnell auf Spitzentempo zu kommen.»
«Wir müssen auch die oft wechselnden Windrichtungen im Auge behalten. Das ist elementar bei der Getriebeabstufung. Die längste Gerade zurück zur letzten Kurve vor Start und Ziel ist 1064 Meter lang. Bei Gegenwind musst du das Getriebe kürzer abstufen, bei Rückenwind länger. Die Windrichtung hat auch einen direkten Einfluss auf den Spritverbrauch.»
«Die harten Bremsmanöver und Beschleunigungen belasten die Motoren sehr. Früher galt der Kurs als Motorenkiller, und der Ruf ist verdient. Heute, vor dem Hintergrund einer weitgehend eingefrorenen Triebwerks-Entwicklung, erleben wir weniger Motorschäden.»
«Die Charakteristik des Kurses bedeutet auch, dass die Tanks randvoll sind. Nur in Abu Dhabi und Australien starten wir mit ähnlich viel Sprit an Bord.» «Und da ist dann noch das launische Wetter – nach dem heutigen Wettermodell müssen wir uns für die kommenden Tage auf alles gefasst machen. Das gestaltet die Aufgabe für die Motorentechniker nicht eben einfacher.»