Qualifying Kanada: Sebastian Vettel auf Pole!
Die Stossgebete von Red-Bull-Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko und Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff wurden nicht erhört: Auch das Qualifying zum Grossen Preis von Kanada begann wie schon das dritte freie Training auf nasser Piste. Die Formel-1-Piloten mussten auf Intermediate-Reifen ausrücken, und die kleineren Teams hofften bei diesen tückischen Bedingungen auf ihre Chance. Doch auch nach den ersten 20 Minuten fanden sich die üblichen Verdächtigen auf den vorderen Rängen: Weltmeister Sebastian Vettel drehte im ersten Quali-Segment die schnellste Runde, Ferrari-Star Fernando Alonso sicherte sich den zweiten Platz vor Vettels Teamkollegen Mark Webber. Der Red Bull Racing-Pilot hatte schon am morgen die Bestzeit in den Asphalt des Circuit Gilles Villeneuve gebrannt.
Eine negative Überraschung erlebten Force-India-Pilot Paul Di Resta und Lotus-Fahrer Romain Grosjean. Während die Teamkollegen Adrian Sutil und Kimi Räikkönen auf dem Zeitentableau die Positionen 14 bzw. 13 besetzten und damit den Sprung ins zweite Qualifying schafften, war das Stechen um die Startaufstellung für den Schotten und den französisch-schweizerischen Doppelbürger nach 20 Minuten gelaufen: Di Resta fand sich auf dem enttäuschenden 17. Startplatz wieder, und klagte: «Etwas stimmte nicht dem Getriebe zu Beginn, und zum Schluss fiel der Regen wieder stärker.» Später klagte er: «Wir haben zu viel Zeit verloren, als wir versucht haben, bei guten Wetterbedingungen ein Problem am Auto zu lösen. Es war schon wieder der Fehler des Teams. Das ist einfach nicht gut genug.» Es ist das zweite Mal in Folge, dass der DTM-Champion von 2010 den Sprung ins Q2 nicht schafft.
Grosjean wird gar von ganz hinten starten müssen – zwar war er schneller als Jules Bianchi, Max Chilton und Giedo van der Garde unterwegs, doch eine Strafversetzung von zehn Startplätzen, die er für seinen Monaco-Rammstoss aufgebrummt bekommen hatte, wirft ihn ans Ende des Startfeldes zurück. «Zum Schluss hat es wieder stärker geregnet», entschuldigte er sich über Funk. Das Lotus-Team wird ihn wohl aus der Boxengasse starten lassen, weil es dann das Auto nach belieben verändern darf. Erstmals seit dem Brasilien-GP 2012 darf der 27-jährige im zweiten Qualifying nicht mitmischen.
Felipe Massa: Wieder ein Crash des Ferrari-Piloten
Der stärkere Regen forderte im zweiten Abschnitt ein prominentes Opfer. Ferrari-Star Felipe Massa, der schon in Monaco zwei härtere Abflüge hatte wegstecken müssen, geriet beim Anbremsen auf die dritten Kurve auf die Streckenmarkierung und setzte sein neues Chassis seitlich in die Wand. Der ehemalige Formel-1-Fahrer und Sky-TV-Experte Marc Surer erklärt: «Wenn man die Wiederholung anschaut, dann sieht man, dass Massa schon beim Anbremsen geschlingert hat, da war er schon auf dem letzten Drücker.» Und Ex-GP-Pilot Martin Brundle fügt an: «Da reiht schon das Runterschalten, du musst nicht mal bremsen.»
Nachdem der Renner aus Maranello abtransportiert worden war, durften die Piloten für eine letzte schnelle Runde auf die Piste. Alle stürmten raus und knapp zwei Minuten später war klar, dass neben Massa auch das McLaren-Duo Sergio Pérez (Startplatz 12) und Jenson Button (Startplatz 14) sowie Sauber-Neuzugang Nico Hülkenberg (Startplatz 11), Williams-Pilot Pastor Maldonado (Startplatz 15) und Sauber-Rookie Esteban Gutiérrez (Startplatz 15) nicht ins Stechen um die Top-Ten der Startaufstellung eingreifen durften.
Schnelle Finnen: Überraschung für das Williams-Team
So kam es, dass erstmals in dieser Saison kein McLaren mehr im Kampf um die ersten zehn Startpositionen eingreifen durfte. Und das nur, weil Button die Ziellinie nach seiner letzten schnellen Runde zu spät kreuzte. Ex-GP-Pilot Damon Hill erklärte: ««Es liegt in der Verantwortung des Teams, den Fahrer da beim letzten Sprint in die richtige Position zu bringen.» Und sein ehemaliger Kontrahent Johnny Herbert schimpfte: «Das Team hat das voll verbockt, man hätte ihm mindestens einen Countdown einspielen sollen.»
Weltmeister Vettel sicherte sich letztlich die Pole-Position vor Hamilton. Den dritten Startplatz eroberte Neuling Valtteri Bottas und sorgte damit für viel Applaus in der Boxengasse. Surer lobt: «Unter diesen Bedingungen war er verdammt schnell, aber wenn es trocken wird, wird er wahrscheinlich wieder durchgereicht. Dennoch: Die beste Startposition für Williams seit 2004 – das ist beachtlich.» Nico Rosberg, Mark Webber, Fernando Alonso, Jean-Eric Vergne, Adrian Sutil, Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo komplettieren die ersten zehn Startplätze.