Formel-1-Feld 2014: Alles wartet auf Kimi Räikkönen
Mark Webbers Porsche-Vertrag blockiert die halbe Formel 1: Denn bis die Nachfolge des Australiers bei Red Bull Racing nicht geklärt ist, fallen auch die anderen Puzzle-Steine des Formel-1-Feldes 2014 nicht an ihren Platz. Nach dem Traditions-GP von Silverstone präsentiert sich die Ausgangslage folgendermassen.
Red Bull Racing: Räikkönen oder ein Toro-Rosso-Junior
Sebastian Vettel ist bis Ende 2015 ans Team gebunden. Wunsch-Nachfolger für Mark Webber ist Kimi Räikkönen. Sollte RBR den grossen Schweiger nicht verpflichten können, steht Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo auf der Pole-Position für den Platz neben Vettel. Ausser, Jean-Eric Vergne zeigt eine markante Steigerung. Teamchef Christian Horner hat in Silverstone klar gemacht: Kein anderer Fahrer hat Chancen auf dieses Cockpit.
Ferrari: Massa wieder auf dem Prüfstand
Fernando Alonso ist bis Ende 2016 unter Vertrag. Die Leistungen von Felipe Massa sind nach gutem Saisonstart abgeflacht – Unfälle an jedem der drei vergangenen GP-Wochenenden: Geht das so weiter, wird eine Auswechslung des Brasilianers wieder zum Thema.
McLaren: Die Fahrer sind nicht das Problem
Ende 2011 hat Jenson Button einen Mehrjahres-Vertrag unterzeichnet. Die exakte Vertragsdauer ist weder von McLaren, noch von Button je erklärt worden. Unseren Informationen zufolge handelt es sich um einen Dreijahres-Vertrag (also bis Ende 2014) mit gegenseitigen Optionen für zwei weitere Jahre. Sergio Pérez steht im ersten von drei Vertrags-Jahren. Es gilt als sicher, dass in diesem Abkommen Leistungsklauseln verankert sind, die ein vorzeitiges Auflösen des Vertrags möglich machen.
Lotus: Wie kann Räikkönen gehalten werden?
Kimi Räikkönen bleibt nur dann, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: Eine breiter aufgestellte Finanzierung, welche den Entwicklungs-Rhythmus eines Top-Teams erlaubt; und eine Team-Atmosphäre, die seinen Wohlfühl-Faktor hoch hält. Die zweite Bedingung ist gegeben: man lässt Kimi Kimi sein. Lotus will Renault von einem prominenteren Auftritt überzeugen, das ist auch der Grund, wieso die Verlängerung des Motoren-Deals noch nicht verkündet ist.
Natürlich hat das Management von Nico Hülkenberg und Adrian Sutil Antennen Richtung Lotus ausgefahren, sollte sich Kimi Richtung Red Bull Racing verabschieden. Ein Wechsel von Maldonado zu Lotus erscheint schwerlich umsetzbar: Wie soll Renault-Öl- und Treibstoff-Partner Total mit Maldonados staatlicher Ölfirma PDVSA unter einen Hut gebracht werden?
Renault und Total stützen das Engagement von Romain Grosjean. Doch seine Verpflichtung steht anhaltend auf dem Prüfstand von Teamchef Eric Boullier. Der will Leistungen auf dem Niveau von Räikkönen sehen.
Mercedes: Das stärkste Fahrerduo?
Ähnlich wie Button bei McLaren hat Nico Rosberg bei Mercedes 2011 einen Mehrjahres-Vertrag mit nicht öffentlich kommentierter Laufzeit unterschrieben. Auch hier dürfte es sich um einen Dreijahres-Vertrag mit Option für zwei weitere Jahre handeln (also minimal bis Ende 2014, maximal bis Ende 2016). Lewis Hamilton ist für drei Jahre unter Vertrag (2013, 2014, 2015). Viele im Fahrerlager glauben – Mercedes verfügt über das stärkste Fahrer-Duo. Wenigstens so lange, bis Räikkönen bei Red Bull Racing andockt.
Sauber: Beide Fahrer weg?
Nico Hülkenberg hat nur einen Einjahres-Vertrag unterschrieben, um sich alle Optionen für die Zukunft offen zu halten. Sein Problem: Er muss warten, wo sich eine Tür auftut. Von Esteban Gutiérrez wird eine Steigerung erwartet, sonst muss der Mexikaner damit rechnen, dass Sauber den Rohdiamanten Robin Frijns bringt.
Force India: Adrian Sutil soll bleiben
Adrian Sutil und Paul Di Resta könnten Ende 2013 beide weg, aber wo sollen sie hin? Der Schotte rechnete fest damit, bei McLaren in die engere Wahl zu kommen (als Nachfolger von Lewis Hamilton), dann erhielt Sergio Pérez diesen Platz. Einige britische Zeitungen wollten ihn in einen Ferrari schreiben, doch in jenem Auto sitzt weiterhin Felipe Massa. Di Resta wirkt frustriert, vielleicht hält sich auch deshalb das Interesse anderer Rennställe in Grenzen. Adrian Sutil zeigt eine sehr gute Saison, Force India will ihn behalten.
Williams: Das Lebenserhaltungs-System Maldonado
Valtteri Bottas soll bleiben. Das nasse Montreal-Qualifying, wo der junge Finne keck auf Rang 3 fuhr, hat angedeutet – hier wächst ein potentieller GP-Sieger heran. Pastor Maldonado soll aus rund 35 Millionen Gründen (pro Jahr) ebenfalls bleiben. Ohne die Mitgift von Maldonado-Partner PDVSA (staatlich venezolanische Ölgesellschaft) sähe es finanziell für Williams düster aus.
Toro Rosso: Viele offene Fragen
Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne zeigen beide eine aufsteigende Leistungskurve, sie stehen im direkten Duell um den Platz neben Sebastian Vettel bei Red Bull Racing – sollte RBR nicht an Kimi Räikkönen herankommen. Der Portugiese Antonio Felix da Costa ist langsam Formel-1-reif. Sollte Kimi bei Lotus bleiben, befördert Red Bull einen Toro-Junioren zu Red Bull Racing. Im Umkehrschluss heisst da aber auch, dass der andere nicht gut genug war. Dann müssten eigentlich zwei junge Fahrer her. Aus Gründen der Kontinuität könnte man einen bisherigen Toro-Junioren behalten und da Costa in die Formel 1 hieven.
Caterham: Van der Garde raus, Kovalainen rein?
Charles Pic soll bleiben – erstens wegen Motorenpartner Renault, zweitens aufgrund der Zusammenarbeit zwischen Caterham und Renault (fürs Sportwagenprojekt Alpine), drittens wegen Pics Sponsoren und viertens, weil der Franzose keine Aufstiegsmöglichkeit sieht. Ausser, Renault will das Engagement bei Lotus vertiefen und dort (im Falle, dass Räikkönen zu Red Bull Racing geht) zwei Franzosen einsetzen. Die Frage ist, ob das aus Sicht von Lotus wirklich wünschenswert wäre. Es besteht kein Zweifel, dass Charles Pic nicht der nächste Räikkönen ist. Giedo van der Garde zeigt derzeit zu wenig, um sich für 2014 sicher sein zu dürfen. Caterham braucht einen besseren Mann. So lange das Sponsorengeld aus Holland fliesst, kann ihn Caterham nicht durch Heikki Kovalainen ersetzen.
Marussia: Bianchi gesetzt, Chilton muss sich steigern
Jules Bianchi wird bleiben, nicht zuletzt aufgrund der künftigen Kooperation mit Ferrari. Max Chilton wirkt blass. Taucht jemand mit mehr Geld auf, dürften die Tage des Engländers bei Marussia gezählt sein.