Bundesratsreise: Schweizer Regierung besucht Sauber
Der Schweizer Bundesrat bestaunt einen Sauber-Boliden
Was in anderen Ländern unvorstellbar ist, hat in der Schweiz seit 1961 Tradition. Der Bundesrat, die siebenköpfige Regierung der Eidgenossenschaft, absolviert jeweils im Sommer eine zweitägige Reise (das «Bundesratsreisli») in die Heimat des amtierenden Bundespräsidenten. Dabei sind die Politiker jeweils ohne aussergewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen mitten unter der Bevölkerung anzutreffen. Das Präsidentenamt wird von Jahr zu Jahr innerhalb des Gremiums weitergegeben, 2013 ist Ueli Maurer aus Hinwil Vorsitzender des Bundesrats.
Traditionell werden auf der Reise Sehenswürdigkeiten und wichtige Betriebe in der betreffenden Region besichtigt. Deshalb stattete der Bundesrat am zweiten Tag der Reise dem Sauber-Team einen Besuch ab – die bekannteste Firma und ein bedeutender Arbeitgeber im Zürcher Oberland.
Bundesrat Maurer und Firmenpatron Peter Sauber kennen sich schon seit Jahrzehnten. Der Teamgründer begrüsste die Regierung gemeinsam mit Teamchefin Monisha Kaltenborn, die wegen dieses Termins erst am Freitagnachmittag zum Deutschland-GP an den Nürburgring reist. Sauber und Kaltenborn führten die bekanntesten Politiker des Landes durch die verschiedenen Bereich des Werks, diese zeigten sich erstaunt, dass komplette Formel-1-Rennwagen am Standort Hinwil entwickelt und gebaut werden.
Bundespräsident Ueli Maurer: «Weit mehr als im Kreis fahren»
Bundespräsident Maurer sagte: «Sauber ist der wichtigste Hightech-Betrieb in der Schweiz überhaupt und ein Aushängeschild für das Land. Es gibt nicht viele Unternehmen, welche die Schweiz international so optimal verkörpern. Sauber bedeutet weit mehr als zwei Autos, die auf Rennstrecken im Kreis fahren.»
Für die in der Schweiz bei solchen Berührungspunkten reflexartig auftauchende Kritik, «der Bundesrat würde mit dem Besuch bei Sauber ein falsches Zeichen in Sachen Umweltschutz und Tempoexzesse im Strassenverkehr setzen», hatte Maurer von der Rechtspartei SVP wenig Verständnis. «Sauber ist etwas, das technologisch einfach interessiert. Mir ist es darum gegangen, einen Pionierbetrieb zu zeigen, den man hier nicht erwarten würde. Peter Sauber ist ein solcher Pionier», sagte er zu Radio24.
Angesichts der offenbar gravierenden Finanzprobleme bei Sauber wurde Eveline Widmer-Schlumpf, die dem Finanzdepartement vorsteht, auf die Situation angesporchen: «Ich bin schon lange politisch im Finanzbereich tätig. Deshalb ist eine solche Situation etwas, was mich nicht mehr erschreckt, Aber ich weiss, wie hart dies sein kann.» Staatliche Unterstützung für den Imageträger im Rennsport sei aber absolut kein Thema.