Jenzer macht Sauber Hoffnung: «Sirotkin kann’s»
Peter Sauber und Andreas Jenzer sind Brüder im Geiste: beide Rennstall-Chefs haben ein sicheres Gespür für Talent. Jenzer setzt Fahrzeuge in der Formel Renault und in der GP3-Kategorie ein, Sauber hat eben sein Lebenswerk gerettet – allerdings unter der Auflage, dass Sergey Sirotkin für die Formel 1 aufgebaut wird, der Sohn von Oleg S. Sirotkin, der Chef jenes «National Institute of Aviation Technology» (NIAT) ist, der neuer Sauber-Partner aus Moskau ist.
Für einige Kritiker hat das einen faden Beigeschmack, das Wort Pay-Driver wird wie ein Schimpfwort herumgereicht. Wir dürfen daran erinnern: Wie kam der grosse Juan Manuel Fangio einst von Argentinien nach Europa, um seine beispiellose Karriere zu beschleunigen? Dank argentinischen Staatsgeldern, ein Pay-Driver. Wie kam Michael Schumacher zu seinem Formel-1-Debüt? Mit Mercedes als Steigbügelhalter, ein Pay-Driver. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.
Die Frage muss doch nicht sein, wie ein junger Mann unterstützt wird. Die Frage muss lauten, ob er das Talent dazu hat, sich durchzusetzen. Geld allein hilft im Cockpit wenig.
Ein Mann, der solche Fragen beantworten kann, ist der Lysser Teamchef Andreas Jenzer. Für ihn ist Sirotkin junior in der Formel Abarth gefahren – und Meister geworden. Jenzer sagt gegenüber den Kollegen vom «Tages-Anzeiger»: «Ich traue ihm den Durchbruch zu. Sergey ist zielgerichtet und arbeitet sehr hart. Er weiss exakt, was er will. Er ist nicht der erste Russe, der bei mir gefahren ist. Ich habe schon einige Buben in diesem Alter betreut, bei denen es jedoch nur die Eltern ernst meinten, der Sohn im Cockpit weniger.»
Sirotkin fährt derzeit in der Formel Renault 3.5. Andreas Jenzer weiter: «Das ist eine gute Nachwuchs-Kategorie. Aber die Formel 1 kommt für Sergey vielleicht zu früh. Er sollte gewiss noch ein Jahr in der GP2 weitere Erfahrung sammeln.»
Andere Mahnfinger betreffen die Seriösität der russischen Sauber-Partner. Aber auch hier macht Andreas Jenzer seinem Landsmann Peter Sauber Hoffnung: «Als ich 2008 erstmals mit russischen Förderern in Kontakt trat, hatte ich anfänglich auch wenig Sorge über die Seriosität der Sponsoren einzelner Fahrer. Aber ich habe in all den Jahren nie schlechte Erfahrungen gemacht.»