Die Russen bei Sauber: Die wichtigsten Antworten
Sergey Sirotkin 2011 mit FIA-Chef Jean Todt: Gute Kontakte können nie schaden
Endlich durchatmen bei Sauber: Die Partnerschaft mit den Russen ist das Einlösen jenes Versprechens, das Teamgründer Peter Sauber gestern gegeben hatte: «Es gibt eine Rettung, wir stehen kurz vor dem Abschluss.» Wir beantworten nach der Verkündung des Abkommens mit den drei russischen Partnern die wichtigsten Fragen.
Wieviel ist die Partnerschaft mit dem «Investment Cooperation International Fonds», dem Staatlichen Fonds zur Entwicklung der Nord-Westlichen Russischen Föderation sowie dem Nationalen Institut für Luftfahrt und Technologie wert?
Gerüchten zufolge mehr als 150 Millionen Franken – eine Zahl, die von Sauber nicht kommentiert wird.
Ändern sich bei Sauber die Besitzverhältnisse?
Nein, die beiden Besitzer des Rennstalls bleiben Peter Sauber und Monisha Kaltenborn. Frau Kaltenborn gegenüber den Kollegen von motorsport-total: «Das Team ist nicht verkauft worden, das Management bleibt so, wie es ist. Der Kern der Kooperation ist die technische Zusammenarbeit.»
Wie wurde der Deal eingefädelt?
Über Details der Verhandlungen, die seit Frühling dauerten, will Teamchefin Monisha Kaltenborn nicht sprechen. Russische Formel-1-Journalisten bestätigen uns: Ohne Zustimmung von ganz oben gibt es keine Deals mit staatlichen Fonds. Als Schlüsselfigur gilt dabei der Banker Boris Rotenberg, ein enger Freund von Staats-Chef Vladimir Putin.
Ist dies der erste Schritt zu weiteren russischen Sponsoren?
Das wäre angesichts der neuen Partnerschaften naheliegend: Zusammen mit seinem älteren Bruder Arkady Rotenberg besitzt Boris die SMP (eine 2001 gegründete Bank); darüber hinaus gehört den Rotenbergs die «SGM Group», in welcher die Bau-Aktivitäten gesammelt sind (vorwiegend Stahl-Leitungen für Gazprom). Gazprom wiederum ist das grösste Erdgasförder-Unternehmen der Welt (Umsatz 2011: 120 Milliarden Euro) und der grössten Arbeitgeber Russlands (rund 450.000 Fachkräfte).
Werden russische Techniker in Hinwil arbeiten?
Das ist denkbar. Sauber hat Erfahrung mit solchen Kooperationen – einige Angestellte der staatlischen malaysischen Öl- und Gasfirma Petronas wurden bewährte Mitglieder des Sauber-Rennstalls.
Wer ist dieser junge Sergey Sirotkin, der für die Formel 1 aufgebaut werden soll?
Sergey Olegowitsch Sirotkin ist am 25. August 1995 in Moskau geboren. Er bekann seine Karriere erst mit 13 Jahren im Go-Kart. Mit dem Schweizer Team «Jenzer Motorsport» debütierte er schon 2010 im Formel-Sport – in der Formel Abarth. 2011 gewann er die Europa-Wertung im Duell mit Patric Niederhauser, der heute in der GP3 fährt. 2012 rückte der Russe in der Auto-GP-Serie an und fiel sofort auf: Aufholjagd von Rang 14 auf Platz 4 in seinem zweiten Rennen, Sieg und Rang 3 am zweiten Rennwochenende (es gibt immer zwei Läufe pro Veranstaltung), dritter Gesamtrang. Sirotkin trat ferner in der italienischen Formel 3 an (zwei Siege, fünfter Gesamtplatz). Dort konnte er aber nicht alle Läufe bestreiten, wegen Terminkollisionen mit der Auto GP. 2013 fährt Sirotkin in der Formel Renault 3.5 – dort liegt er gegenwärtig auf dem achten Zwischenrang, mit einem zweiten und vierten Platz in Aragon als beste Rennergebnisse. Sirotkin ist schnell, aber unkonstant. Der späte Beginn seiner Karriere und der rasante Aufstieg zeigen jedoch: da ist Potential vorhanden. Nun gilt es, den Teenager sorgfältig aufzubauen.