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Sauber und die Russen: Geheimer Deal mit Rostec?

Von Mathias Brunner
Die russische Zeitung «Kommersant» spekuliert: Hinter dem Deal zwischen Sauber und den drei Investoren steckt der Gemischtkonzern Rostec.

In Russland sind die Menschen so schlau wie in der Schweiz: Die meisten Fachleute im Osten fragen sich, wieso ausgerechnet zwei wenig bekannte Staatsfonds und ein etwas in die Jahre gekommenes Forschungs-Institut den Formel-1-Rennstall Sauber unterstützen. Keiner zweifelt daran, dass die Staatsnähe der drei Investoren den Zugang zu Geld erlaubt. Die russische Zeitung «Kommersant» spricht nun aus, was viele in Russland denken – hinter dem Deal steckt noch jemand anders. Ein direkter Draht zum Energie-Riesen Gazprom ist gegeben (siehe Link unten), aber die russische Zeitung spekuliert, es könnte sich auch um einen anderen Schwergewichtler handeln: Rostec.

Die Verbindung zur Familie Sirotkin besteht bereits: Rostec prangt unübersehbar auf dem Rennwagen des 17jährigen Sergey (siehe Bild). Aber wer ist Rostec?

Rostec ist ein Kürzel für «Rostkehnadzor» (russische Technologien). Es handelt sich um einen Ende 2007 gegründeten Staatskonzern aus Moskau mit 900.000 Mitarbeitern, der dreizehn verschiedene Holdings und insgesamt 663 Unternehmen umschliesst!

Acht dieser Holdings sind in der Militärindustrie tätig, fünf in zivilen Bereichen. Die Bandbreite ist enorm: Autoindustrie, Luftfahrttechnik, Triebwerkbau, Metallurgie, Baugewerbe, Optik, Verbundstoffe, Medizintechnik, Pharmazie, industrielle Biotechnologie, Radioelektronik, Informationstechnik und Telekommunikation, Werkzeugmaschinenbau, Waffen- und Rüstungsproduktion. Chef von Rostec ist Sergey Chemezov, ein Wegbegleiter des heutigen Staats-Chefs Vladimir Putin.

Die Idee hinter Rostec war, den technischen Rückstand gegenüber des Westens aufzuholen und den Anschluss an die Klassenbesten der Weltwirtschaft zu finden. Dazu wurden Partnerschaften mit zahlreichen europäischen Firmen geschlossen, darunter Renault oder Boeing.

Rostec: 350 Mia Euro Investitionen

Um diesen Plan umzusetzen werden bis ins Jahr 2020 mehr als 350 Mia Euro investiert – zu zwei Fünfteln stammen die Mittel von der Gesellschaft selber, zu einem Viertel von Fremdinvestoren, den Rest übernimmt der Staat.

Rostec befindet sich mitten in einem Aufbauprozess, der 2011 begann, mit Strukturänderungen innerhalb der Gesellschaft. Ende 2012 wurden die vier Gliederungsrichtungen der Unternehmen beschlossen: Entwicklung neuer Handlungsstrategien, Leitung der Holdingunternehmen, Restrukturierung und finanzielle Sanierungsarbeiten und Fonds für Innovations- und Investitionsentwicklungen. Mittelfristige Strategien und Programme der Holdingunternehmen wurden beschlossen. Auf deren Grundlage werden die restlichen nicht profitablen Unternehmen herauskristallisiert und verkauft oder neu strukturiert. Dieser Prozess wird 2013 abgeschlossen sein.

Des Weiteren ist die Gründung von Optimierungszentren für Produktionssysteme und Schlüsselelementen innovativer Infrastruktur vorgesehen. Auch die Umwandlung staatlicher Einheitsunternehmen in Aktiengesellschaften ist vorgesehen. Das und die Sanierung der Holdingunternehmen von nicht profitablen Unternehmen wird endgültig die Optimierung der bestehenden Aktiva hervorrufen. Ebenso wird während der ersten Etappe in technische Ausstattung und in Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Holdingunternehmen investiert um deren Rückstand zu den weltweiten Marktführern zu verkürzen und gleichzeitig zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit deren Produkte beizutragen.

Wir stecken mitten in Phase 2: der Umstrukturierungsprozess der wirtschaftlichen Sorgenkinder wird beendet. Sie werden aus der Holdingstruktur ausgeschlossen und in den Bereich der Umstrukturierung und finanzieller Sanierung übergeben. Danach werden diese Unternehmen entweder wieder eingegliedert oder saniert. Die meisten Unternehmen werden bis zu diesem Zeitpunkt ihre Investitionsattraktivität für den Börsengang erreichen. Bis 2017 wird ein Teil der Aktien an die Öffentlichkeit verkauft. Mit Mitteln aus dem Börsengang und dem Einkommen der Unternehmen wird der Fonds für Innovations- und Investitionsentwicklungen gegründet. Seine Aufgabe wird der Kauf russischer und ausländischer Unternehmen und das Anwerben von Finanzierungsmitteln für die Holdingunternehmen sein. 2014 wird Rostec in eine offene Aktiengesellschaft umfirmiert.

In Etappe 3 schliesslich werden die Holdingunternehmen ihr Anfangswachstumsstadium hinter sich haben und voll konkurrenzfähig sein. Die in der ersten Etappe erfolgten Investitionen in Ausstattung, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie Neugestaltung des Business-Modells sollen auf Weltniveau führen. Ab 2015 wird in Weiterentwicklung und Einnahme der Marktführungspositionen investiert und es werden weitere Gemeinschaftsunternehmen mit ausländischen Partnern gegründet. Die Aufmerksamkeit der Arbeit wird immer mehr auf neue Märkte fallen. Bis 2020 werden Aktienpakete der Holdinggesellschaften auf dem Markt verkauft. Zum Ende der dritten Etappe wird sich Rostec aus den Unternehmen zurückziehen, die keine Unterstützung oder Kontrolle mehr benötigen.

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