Platzt der Indien-GP wegen eines Steuerstreits?
Müssen sie die indische Flagge bald einrollen?
Indien ist nicht eben der beliebteste WM-Lauf im GP-Terminkalender: die Rennställe stöhnen über Zollformalitäten, welche komplexer und undurchsichtiger sind als bei jedem anderen Formel-1-Rennen. Der ständige Smog im Grossraum Neu Delhi und die jämmerlichen hygienischen Zustände kommen hinzu. Vom Verkehrschaos, unwürdiger Bauqualität der Rennstrecke und sinkenden Zuschauerzahlen ganz zu schweigen. Seit vergangenem Jahr schwelt auch ein Streit, der den Indien-GP glatt platzen lassen könnte – und zwar nicht erst die Ausgabe von 2014, sondern schon das Rennen vom kommenden Oktober! Worum geht es?
Seit zwei Jahren streiten sich die indischen Behörden mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone um die Entrichtung von Steuern. Die Inder sind der Meinung, dass die Rennställe für ihren Auftritt auf dem «Buddh International Circuit» eine Quellensteuer von einem Neunzehntel bezahlen sollten (was die Rennfahrer beispielsweise längst tun). Gemäss Informationen unserer Kollegen von «auto motor und sport» hat Bernie Ecclestone diese Forderung zwei Mal abwenden können, nun aber wollen die Inder offenbar hart bleiben. Der Knackpunkt: Das Finanzamt in Indien will die Steuer nicht auf den Gewinn der Teams erheben, sondern auf die kompletten Einkünfte. Nur: Selbst wer mit einem Budget von, sagen wir 190 Mio Dollar operiert (ein Top-Team wie McLaren oder Ferrari), der will kaum 10 Mio davon nach Indien überweisen.
Beharren beide Seiten auf ihrem Standpunkt, kann sich der Formel-1-Tross die Reise nach Indien sparen. Spätestens 2014 wäre das für Bernie Ecclestone sowieso eine elegante Lösung: Mit der geplanten Rückkehr nach Österreich sowie den neuen Grands Prix von New Jersey (USA) und Sotschi (Russland) käme er auf ein Programm aus 22 WM-Läufen. Die Teams jedoch wollen maximal 20 Rennen. Entfielen Indien und ein anderes Sorgenkind (Südkorea), hätten wir exakt diese 20 Läufe.