Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Kaltenborn: «Ferrari-Simulator für Sirotkin möglich»

Von Mathias Brunner
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist erleichtert

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist erleichtert

Die Sauber-Teamchefin über ihren Russen: «Ich habe ihn als ruhigen, sehr zielorientierten jungen Mann kennengelernt. Das ist für sein Alter beeindruckend.»

Irgendwie passen sie gut zusammen – Monisha Kaltenborn und Sergey Sirotkin: Eine gewisse Unaufgeregtheit vereint sie charakterlich, ruhige Konzentration auf den Job ist auch ein Merkmal des ganzen Sauber-Teams. Die Österreicherin mit indischen Wurzeln spricht in Hinwil über ihren Teenager.

Frau Kaltenborn, in Ungarn haben wir darüber gesprochen, in welcher Form Sergey zu Formel-1-Kilometern kommen könnte. Ist man da schon einen Schritt weiter?

Wir wissen, was wir alles machen möchten. Es gibt grundsätzlich drei Bereiche. Das eine und wohl auch das Wichtigste ist, dass Sergey reichlich Kilometer abspulen kann. Dazu gibt es trotz des Testverbots innerhalb einer Formel-1-Saison gewisse Möglichkeiten. Wir müssen beispielsweise ein älteres Auto nehmen, die Benutzung eines aktuellen Modells ist ja verboten. Wir werden in den kommenden Wochen die genauen Daten festlegen, wann und wo er diese Kilometer fahren kann. Das wird tendenziell ab November passieren. Der zweite Bereich besteht darin, in physisch vorzubereiten. Dabei wird sich unser Team-Physio Jo Leberer intensiv mit ihm beschäftigen. Der dritte Bereich besteht darin, das Team besser kennen zu lernen und mit den Ingenieuren zusammen zu arbeiten – vom Termin her immer abgestimmt auf unsere Rennen auch auch jene von Sergey in der Formel Renault.

Wie sieht der Zeitplan in Sachen Formel-1-Führerschein namens Superlizenz aus?

Sergey ist im Besitz einer so genannten A-Lizenz. Nun gilt es, die im Reglement erforderliche Kilometerzahl zu erreichen. (In diesem Falle muss der Fahrer unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, ein Formel-1-Auto über die Distanz von 300 Kilometern (eine Renndistanz) in konkurrenzfähigem Tempo zu bewegen. Dieser Test muss maximal 90 Tage vor Einreichen des Superlizenz-Antrags komplettiert sein vom Landesverband abgenommen sein. M.B.) Wir haben das Vertrauen, dass er diese Lizenz erhalten wird.

Gibt es aufgrund der Kooperation mit Ferrari die Möglichkeit, Sergey in den Simulator von Maranello zu setzen?

Es gibt in Sachen Simulator einige Optionen, darunter auch Ferrari. Wie diese Arbeit aussehen kann, werden wir in den kommenden Wochen festlegen.

War es immer geplant, Sergey ausgerechnet jetzt in die Schweiz zu holen? Oder ist das eine Reaktion auf die weiterhin kritischen Stimmen zum Deal mit den Russen?

Wir haben es mit allen Fahrern so gemacht, dass wir sie dem Team vorgestellt haben. Bei uns kam jedoch die Formel-1-Sommerpause dazwischen, in welcher wir gar nichts machen konnten. Aber von langer Hand war das nicht geplant. Was sehr spontan kam, war die Geschichte mit Sotschi, also eine Demo-Fahrt im Rahmen des Internationalen Investment-Forums. Wir sind sehr froh darüber, wie schnell das über die Bühne gegangen ist. Wir hatten ja bekannt gegeben, dass wir auch an der Promotion des ersten Russland-GP teilhaben. Natürlich lag es dabei auf der Hand, mit unserem russischen Fahrer auf der künftigen russischen Strecke aufzutreten – eine tolle Gelegenheit.

Hängt der Auftritt auch damit zusammen, dass anlässlich des Forums Kontakte zu potentiellen Sponsoren gepflegt werden können?

Einer unserer russischen Partner nimmt am Forum teil. Das ist eine ziemlich grosse Veranstaltung, an welcher zahlreiche Firmen teilnehmen. Aber zu weiteren Partnern kann ich noch nichts sagen. Ich hoffe, dass wir auch da künftig bald mehr bekannt geben können. Das Abkommen mit den Russen ist sehr vielschichtig. Das eine ist die Zusammenarbeit mit dem Fahrer, die läuft. Ein Weiteres ist die Promotion des Sotschi-GP, da sind wir froh, dass wir mit der Demo-Fahrt die Möglichkeit erhalten, uns einzubringen. Das Dritte ist die technische Zusammenarbeit, die erfordert erheblich mehr Vorlaufzeit und Organisation. Punktuell beginnen wir bereits mit der Kooperation, in den Bereichen Aerodynamik oder Materialforschung können wir uns sehr schnell austauschen, aber der ganze Plane ist auf Langfristigkeit ausgelegt, das braucht Zeit.

Wie haben Sie Sergey wahrgenommen?

Ich habe nicht so viel Zeit mit ihm verbringen können, weil er fast immer mit den Ingenieuren beschäftigt war. Wir haben uns bei meinem letzten Besuch in Moskau kennen gelernt. Ich war überrascht, dass ich im Anschluss an den Ungarn-GP am Moskauer Flughafen von Sergey und seinem Manager abgeholt wurde. Ich finde, er ist ein sehr ruhiger, zielgerichteter Mann. Das ist angesichts seines Alters beeindruckend. Seine Einstellung stimmt. Er weiss, dass noch viel vor ihm liegt, und mit dieser Einstellung ist er auch beim Team gut angekommen.

Sie gehen ein grosses Risiko ein, mit einem Teenager.

Ich glaube nicht, dass man alles aufs Alter behaften sollte. Auch wenn wir andere Sportarten betrachten, dann ist es einfach eine Entwicklung, dass die Athleten viel früher mit ihrer Sportlerkarriere beginnen. Wir sind uns alle unserer Verantwortung bewusst. Und wir haben vielleicht schon vorher den einen oder anderen Fahrer in die Formel 1 gebracht, dem man nachsagte, er habe nicht genügend Vorbereitung auf den GP-Sport gehabt. Das Programm, das wir für Sergey zusammenstellen, gibt uns das Vertrauen, dass wir ihn auf diese Aufgabe richtig vorbereiten können.

Aber ist der Vertrag mit Sirotkin nun wirklich unter Dach und Fach?

Ja, er wurde in Moskau unterzeichnet, wir haben das auch so kommuniziert. Hier in der Schweiz ging es lediglich noch darum, gewisse administrative Details zu klären, so wie das mit jenem Fahrer üblich ist.

Handelt es sich dabei im einen Einjahresvertrag?

Über die Laufzeit sprechen wir grundsätzlich nicht.

Was lässt sich über weitere Kooperationen sagen, über weitere Zahlungen?

Sie wissen, dass unsere Antwort in Sachen Finanzen immer die gleiche ist. Wir reden darüber nicht öffentlich. Wir haben uns vor kurzem aufgrund der Berichterstattung einer Zeitung veranlasst gesehen, in Form einer Klarstellung zu reagieren. Es ist aus Russland Geld geflossen. Wir haben auch klargestellt, dass diese angeblichen Beträge zwischen unseren Partnern und uns völliger Unsinn sind. Wir sind, nun auf den ersten Teil ihrer Frage bezogen, zuversichtlich, dass wir schon bald weitere Partner bekannt geben können, die Verhandlungen mit potentiellen Geldgebern sind intensiviert. Aber das alles braucht Zeit. Auch wenn wir uns bei Details zurückhalten, auch aufgrund der Vertraulichkeit unserer Verträge – wir haben bei Sauber einen Aufwärtstrend eingeleitet, und die Kooperation wird wie geplant Schritt um Schritt umgesetzt. Wunder von einem Tag auf den anderen wird es aber keine geben.

Woher von ihren drei Partnern ist denn Geld geflossen?

Auch hier unterliegen wir der Vertraulichkeit. Nur so viel: Das Geld ist aus Quellen geflossen, die absolut verlässlich sind, und es ist gemäss unseren Abmachungen geflossen. Das Geld ist da, wir verfügen darüber. Es sollte da keine Zweifel geben.

Wer wird 2014 an der Seite von Sergey fahren?

Das werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren.

Gibt es seitens der russischen Partner die Anfrage nach einem zweiten russischen Fahrer?

Nein.

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