Belgien-GP-Promoter Maes: «Ich habe immer Angst»
Die GP-Promoter François Dumontier (Kanada) und André Maes (Belgien)
André Maes: gelernter Anwalt, in der Familienfirma tätig (Import/Export von Holz), seit 1983 an der traditionsreichen Rennstrecke von Spa-Francorchamps tätig – verantwortlich für die Finanzen. Nachdem er zwischendurch für Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone tätig war (unter anderem in Arabien und in Südkorea) ist er heute Promoter für sein Heimrennen.
André, wie habt ihr euch vorbereitet?
Wir haben versucht, die Werbetrommel für das Rennen in Spa-Francorchamps anders zu rühren. Wir haben in England eng mit Jenson Button zusammengearbeitet und in Holland mit Giedo van der Garde. Wir wollten wieder mehr Ausländer an die Rennstrecke locken. Das haben wir erreicht. Früher kam die Hälfte der Zuschauermenge aus Belgien, heute kommen 60 Prozent der Fans aus dem Ausland. Das ist gut, auch für die regionale Wirtschaft. Wir haben auch mit dem französischen Canal+ eine Kooperation in die Wege geleitet und Anzeigen in benachbarten Ländern geschaltet, in Zeitungen und Magazinen.
Ihr habt 2012 mit einem Verlust von sechs Millionen Euro abgeschlossen.
Ja, daran gibt es nichts schönzureden. Wir hatten es im vergangenen Jahr schwer, unter anderem auch deshalb, weil eine holländische Agentur Tickets im Internet verkauft hat, die Fans aber nie Karten erhielten. Es blieb uns nichts übrig, als diesen Fans andere Karten zu geben. Das kam unerwartet und war sehr unangenehm.
Was erwartet ihr für dieses Rennen?
Dass wir 60.000 Besucher haben, das wären 10.000 mehr als vor einem Jahr. Wir hoffen, dass wir noch viele kurzentschlossene Rennbesucher haben werden. Aber die goldenen Zeiten sind vorbei. 1992 hatten wir 112.000 Fans hier ...
Was ist aus dem Plan geworden, das Rennen abwechselnd mit einem Frankreich-GP auszutragen?
Wir waren diesem Abkommen ganz nahe. Es war enttäuschend, dass es nicht zustande gekommen ist, weil die Franzosen ihren Teil des Abkommens nicht umsetzen konnten. Wir haben drei Jahre mit stabilem Plan vor uns (bis einschliesslich der Rennausgabe 2015, A.C.). Wir werden im Jahr 2015 auch Wahlen haben, und das Gesetz schreibt vor, dass die heutige Regierung keine Deals eingehen kann, die ein Jahr über ihre Amtszeit hinausgeht. Wir werden 2015 sehen, wie es weitergeht.
Der Österreich-GP kehrt zurück. Ist das zum Schaden anderer europäischer Rennen?
Das finde ich nicht. Ich finde vielmehr, Bernie Ecclestone sucht nach Stabilität bei der Austragung eines Rennens. Natürlich braucht ein WM-Lauf auch starke finanzielle Unterstützung, aber damit alleine ist es nicht getan.
Welches ist für euch als Promoter der kostspieligste Teil?
Die Tatsache, dass wir für die Hälfte der Fans Videoschirme aufstellen wollen, das bedeutet Kosten von einer halben Million Euro und jede Menge Generatoren und Leitugen, das kostet nochmals 100.000 Euro. Und dann gibt es noch Vorschriften wie etwa, dass die Hälfte der Fans unter Dach sitzen muss. Verkehrsführung und Sicherheit erzeugen ebenfalls hohe Kosten. Du kannst dich nicht alleine auf belgische Polizisten verlassen, wir haben auch Beamte hier aus Frankreich, Holland und Deutschland. Wir arbeiten mit 950 belgischen Polizisten und mit 30 aus dem Ausland. Das hängt auch damit zusammen, dass wir den Fans die Möglichkeit geben wollen, mit einem Polizisten in ihrer Sprache reden zu können.
Wie sehr steckt die Formel 1 in einer Krise?
Wenn es nach unseren Vorverkaufszahlen geht, dann kann ich davon nicht viel erkennen. Viele Bereiche sind ausverkauft. Wir haben 7000 Karten mehr verkauft als vor einem Jahr. Wir haben 50.000 Tribünentickets abgesetzt. Von daher glaube ich, dass wir die 60.000 schaffen, es ist ein realistisches Ziel.
Wie geht es dir nun, so kurz vor dem ersten Training?
Ich bin gestresst – ich habe immer Angst, dass ich an etwas zu wenig gedacht habe. Ich wache oft in der Nacht auf und mache mir ein paar Notizen. Einen Grand Prix vorzubereiten, ist ein Ganzjahres-Job.