MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Sebastian Vettel: «Ich rechne nie im Cockpit»

Von Rob La Salle
Renault-Techniker Taffin mit Webber, Vettel und Grosjean auf dem Podest

Renault-Techniker Taffin mit Webber, Vettel und Grosjean auf dem Podest

Der Weltmeister spricht über die emtionale Achterbahnfahrt zu seinem vierten Suzuka-Triumph: «Ich will einfach die Rennen geniessen und nicht an den Titel denken.»

Für den früheren GP-Piloten Martin Brundle steht fest: «Ich habe von Sebastian Vettel noch nie so viele kleine Fehler gesehen. Und in diesem Rennen hätte für ihn einiges schief laufen können. Aber in den entscheidenden Momenten hat er oft das notwendige Quäntchen Glück. Die Kollision mit Lewis Hamilton nach dem Start hätte leicht einen beschädigten Frontflügel und einen Boxenstopp bedeuten können. Danach war es ein sehr strategisches Rennen, sehr intelligent geführt von Red Bull Racing. Ich bedaure eigentlich nur eines – dass die Taktik von RBR nicht aufging, wonach Mark am Ende auf dem Niveau von Sebastian Vettel hätte liegen müssen. Das hätte ich gerne gesehen!»

Sebastian Vettel ist da wohl anderer Meinung. Aber das ist ihm an diesem Sonntagabend in Japan egal. Er hat sein Liebslingsrennen gewonnen, besser geht es nicht, «und dieses Gefühl will ich nun geniessen. Ich will gar nicht so sehr daran denken, was alles in Indien passieren muss, um den Titel sicherzustellen.»

Da können wir gerne aushelfen: Kommt Sebastian in Indien auf einem der ersten fünf Ränge ins Ziel, ist das WM-Rennen gelaufen, völlig egal, was Fernando Alonso macht.

Sebastian Vettel weiter: «Ich freue mich wahnsinnig, dass ich dieses Rennen gewonnen habe. Allein schon der Weg vom Hotel zur Strecke ist jedes Mal der Hammer, weil die Fans hier so rennverrückt sind. Gestern Abend bin ich um die Strecke gelaufen, und auf den Tribünen sassen noch Tausende von Fans, die mir zugejubelt haben. Ich meine, auf welcher anderen Strecke gibt es so etwas?«

Vettel über sein Rennen: «Mein Start war wirklich schlecht, und eine Weile lang hatte ich Angst, dass ich mir bei der leichten Berührung mit Hamilton einen beschädigten Frontflügel eingehandelt habe. Später schien alles für Romain Grosjean zu laufen. Er it heute brillant gefahren. Das Rennen heute hat bewiesen, dass er mich schlagen kann, beim Race of Champions hat er das schon mal vorgemacht.»

«Wir haben heute mit einem besseren Rennrhythmus gewonnen, das ist nicht selbstverständlich, weil das sonst eigentlich die Stärke von Lotus ist. Ich bin zu Beginn des Rennens länger auf der Bahn geblieben als Mark und Romain, daher hielt ich mich am Anfang etwas zurück. Die Reifen haben insgesamt nicht so gut gehalten wie wir gehofft hatten, es gab einige haarige Momente. Aber ich konnte später Romain unter Druck setzen und überholen. Danach ging es erneut darum, die Reifen zu schonen.»

Manchmal muss sich der WM-Leader in den Arm kneifen, um zu glauben, was passiert: «All diese Siege, auf dem Weg zum vierten Titel – es ist manchmal schwer zu glauben. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Test in einem Formel-1-Rennwagen erinnern. Nach wenigen Runden dachte ich: Gut, das ist nichts für mich, das ist etwas für richtige Männer! Dann erhielt ich die Chance durch Red Bull, bei Toro Rosso zu fahren und dann zu Red Bull Racing zu wechseln. Bei all den Erfolgen ist für mich nie etwas selbstverständlich. Ich wache am Renntag noch immer auf und bin nervös. Gleichzeitig will ich die einzelnen Rennen auch geniessen. Also schaue ich nie zuerst auf den Punktestand oder bin im Auto am Rechnen. Dazu hatte ich heute auch gar keine Zeit. Das Reifen-Management war nicht einfach. Wenn du immer wieder ein Rad stehen lässt, da hast du nicht den Luxus, dir den WM-Stand auszurechnen.»

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