Mark Webber: «Porsche fährt auf Niveau der GP-Teams»
Mark Webber freut sich auf seine Zeit bei Porsche
Mark Webber ist ein künftiger Formel-1-Rentner: Der Grosse Preis von Brasilien wird sein letzter Grand Prix sein, dann widmet sich der Australier seiner neuen Karriere mit Porsche. Wir werfen mit dem neunfachen GP-Sieger einen Blick in den Rückspiegel und auch einen in die Kristallkugel.
Mark, wir haben es oft erlebt, dass ein Formel-1-Fahrer in den Sport- oder Tourenwagen wechselt, aber viele tun sich anschliessend mit dem Siegen schwer. Bei ihnen hatte man eher das Gefühl, sie lassen sich ihren Rennherbst vergolden. Wieso wird das mit dir und Porsche nicht passieren?
Eins ist zunächst klar: Die Formel 1 ist der Massstab und basta. Jeder Fahrer, mit dem ich nach seinem Rücktritt geredet habe, bestätigt mir – nichts ersetzt den Grand-Prix-Sport. Wenn du davon einmal gekostet hast, dann ist das, wie wenn du mal First Class geflogen bist. Da fällt es auch etwas schwer, sich wieder in die Holzklasse zu setzen!
Aber ich behaupte: Porsche operiert auf einem Niveau, das nur knapp unter jenem der Topteams der Formel 1 ist. Wenn wir also Red Bull Racing, Ferrari, Mercedds oder McLaren ausklammern, dann könnte es Porsche mit jedem anderen in Sachen Vorbereitung und Professionalität aufnehmen.
Für mich ist das eine ideal Übergangsphase meiner Karriere. Ich bin mit Porsche einer tollen Marke verbunden, die mir auch privat viel bedeutet. Und ich bleibe als Athlet der Firma Red Bull verbunden. Die modernen Sportwagen kommen dem Formel-1-Fahrgefühl noch am nächsten. DTM sind gewiss ganz flotte Tourenwagen, aber Sportwagen sind einfach schneller. Und wir werden mit Porsche Erfolg haben, dessen bin ich mir ganz sicher.
In der Formel hast du wegen der Pirelli-Reifen lernen müssen, dich zurückzuhalten, im Sportwagen wird volle Kanne gefahren. Wird das für dich eine grosse Umstellung sein?
Die ganzen Jungspunde kommen in den GP-Sport und stellen fest – aha, das ist also die Formel 1. Aber das ist überhaupt nicht die wahre Formel 1. Fahrer wie Jenson, Kimi oder ich, wir haben die wahre Formel 1 noch gekannt, mit dem Reifenduell zwischen Michelin und Bridgestone, und bei Gott, wurde da Vollgas gefahren, in jeder Sekunde!
Als Purist und Racer wäre es mir natürlich lieber gewesen, die Formel 1 wäre so geblieben. Aber du kannst dich den Entwicklungen nicht in den Weg stellen. Für mich wäre die Formel 1 von damals, gepaart mit KERS und dem verstellbaren Heckflügel von heute, der ideale Grand-Prix-Sport. Aber sich anzupassen, gehört eben auch zu einem guten Rennfahrer.
Wenn du nun zurückblickst, was bedauerst du?
Nun, ich hätte vielleicht der Grasnabe in Südkorea 2010 fernbleiben sollen! (Damals warf Webber die WM-Führung und wohl auch seinen Titel mit einem Unfall weg). Das wirkliche Traurige daran ist: Das war das allererste Mal, dass ich mit diesem Wagen in der ganzen Saison einen Dreher hatte! Auf der anderen Seite bin ich keiner, der sich im Bedauern ertränkt. Ich fuhr damals eine wirklich stattliche Rennen, die mich überhaupt erst in die Situation brachten, um den WM-Titel ein Wörtchen mitzureden. Also bedaure ich so gut wie nichts. Ich habe fast immer mein Bestes gegeben.
An welche Rennen erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Kein Fahrer, egal wie lange er Grands Prix fährt, vergisst je seinen ersten Einsatz. Bei mir kam noch dazu, dass es gleich vor heimischem Publikum war, in Melbourne, und dass wir als Fünfte auch gleich Punkte holten!
Dann vergisst du auch deinen ersten Sieg nicht, selbst wenn du nachher noch zwanzig mal gewinnst. Ein Triumph in Monaco ist doppelt so viel wert, der reinen Emotionalität wegen, wie ein GP-Sieg woanders. Insofern darf ich mich glücklich schätzen, dass ich gleich zwei Mal in Monte Carlo gewinnen konnte. Vielleicht ist das generell mit der Erinnerung so: am schärfsten bleibt, was die grössten Emotionen auslöste, sei das bei den Höhen wie auch bei den Tiefen.