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Mexiko-GP 1964: Eine Runde, drei Weltmeister

Von Peter Nygaard
Zwei Hauptdarsteller des WM-Finales 1964: John Surtees und Lorenzo Bandini

Zwei Hauptdarsteller des WM-Finales 1964: John Surtees und Lorenzo Bandini

Die skurrilsten Momente der Formel-1-Historie. Heute: Die Steigerungsform des WM-Finales 2008 zwischen Felipe Massa und Lewis Hamilton hiess Mexico-City 1964.

Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.

Mexico-City (Mexiko), 25. Oktober 1964

Die Formel 1 hat uns schon einige hinreissende WM-Entscheidungen geschenkt. Wenn unter Fans die Rede auf Dramatik beim Finale kommt, dann nennen viele sofort die letzte Runde des Brasilien-GP 2008 – an der Ferrari-Box freute sich der Massa-Clan bereits über den ersten Titel ihres Felipe, der eben die Ziellinie als Sieger gekreuzt hatte. Leider hatte weiter hinten Lewis Hamilton in einer atemraubenden Aufholjagd im Kampf um Rang 5 eben Timo Glock überholt, und das reichte zum Titel, mit einem Überholmanöver in der zweitletzten Kurve!

Historien-Kenner verweisen auch gerne auf Adelaide 1986 (Reifenplatzer bei Nigel Mansell, Sicherheits-Reifenwechsel bei Piquet, Alain Prost damit zum zweiten Mal in Folge Champion), aber es geht noch dramatischer – zu verschiedenen Zeitpunkten der letzten Runde beim WM-Finale 1964 in Mexico-City lagen drei Fahrer auf Weltmeisterkurs! Und das kam so ...

Vor dem Finale führte Graham Hill (BRM) die WM an, mit 39 Punkten. John Surtees (Ferrari) lag auf dem zweiten Rang, mit 34 Zählern. Jim Clark (Lotus) besass ebenfalls noch Chancen, dazu musste er jedoch gewinnen (und damit neun Punkte holen) und auf etwas Pech der Gegner hoffen.

Hills Siegesaussichten waren zunichte, als er ausgerechnet von Surtees’ Stallgefährte Lorenzo Bandini auf die Hörner genommen wurde (ein Schelm, der Böses dabei denkt). Der Stubser reichte, um die Auspuffanlage von Hills BRM zu verbiegen. Das führte zu einer Reihe von Boxenhalten und letztlich zum elften Platz – also keine Punkte für den Weltmeister von 1962.

Jim Clark machte an der Spitze alles richtig. Er war von Pole-Position in Führung gegangen. Als er auf die letzte Runde ging, glaubte sich die Lotus-Truppe am Ziel ihrer Träume – mit dem Sieg würde er ebenfalls 39 Punkte erobern, wie Hill, aber mehr Siege zu Gunsten von Clark würden Jim den Titel schenken.

Doch an Bord des Lotus fuhren Sorgen mit: der Wagen verlor seit längerem Öl. Den Titel vor Augen, rollte Clark wegen Motorschadens aus! Der Schotte wurde schliesslich noch als Fünfter gewertet. Es führte nun Gurney vor Bandini und Surtees, Rang 3 würde für den früheren Motorrad-Star Surtees aber nicht reichen. Zu diesem Zeitpunkt war Graham Hill trotz Aussicht auf eine Nullrunde Champion.

Als der Ferrari-Mannschaft klar wurde, welches Drama sich beim überlegend führenden Clark abspielte, hing die halbe Truppe über der Boxenmauer, um Bandini zu signalisieren, er solle Surtees vorbeziehen lassen. Zur Erinnerung: es gab damals noch keinen Sprechfunk.

Bandini überriss die Situation schnell und liess Surtees überholen. So hiess die Reihenfolge nach 65 Runden: Gurney, Surtees, Bandini. Das reichte für Surtees zum Titel.

Graham Hill blieb in der Niederlage ganz Champion: «Lorenzo Bandini war heute jede Lira seines Gehalts wert», verkündete der Geschlagene – und sandte dem Italiener zu Weihnachten ein Fahrlehrbuch.

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