Kobayashi: Sauber-Gespräche, Nein zu 10 Jahre Ferrari
Kamui Kobayashis Weg zurück zum GP-Stammfahrer war eine Strasse mit Umwegen. In Japan sind Einzelheiten jenes Vertrags durchgesickert, den ihm Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali vorlegte. Es handelte sich um ein Abkommen, das Kobayashi für zehn Jahre an Maranello gebunden hätte. Doch die Formel-1-Aussichten waren für Kobayashi zu wenig reizvoll: mehr als Simulator-Arbeit und spärliche Tests konnte ihm Domenicali nicht versprechen.
In Japan ist nun auch bekannt geworden: Kobayashi verhandelte mit Sauber über eine Rückkehr nach Hinwil! Der Japaner hätte dazu eine bestimmte Summe an Mitgift auftreiben müssen. Die Verhandlungen mit den Russen führte zum Abbruch des Kontakts zu Kamui. Im SPEEDWEEK.com-Interview erzählt der 27-Jährige aus Amagasaki von seinen Rückkehrbemühungen, die ihn schliesslich zum Caterham-Team von AirAsia-Besitzer Tony Fernandes führten.
Kamui Kobayashi, wie wurde Dein Comeback in Deinem Heimatland Japan aufgenommen?
Die Reaktionen waren überwältigend. Es war wie ein Traum, jeder war begeistert. Ich habe meine Fans letztmals vor über einem Jahr gesehen. Das war 2012 in Suzuka, wo sich eine riesige Fangemeinde versammelte. Da war so viel Leidenschaft im Spiel. Ich möchte mich auch bei all meinen Fans bedanken, die mich über die Initiative «Kamui Support» unterstützt haben. Das hat mich immer extra motiviert und ich freue mich besonders, dass das dabei gesammelte Geld nun auch Caterham weiterbringt. Jeder Fan, der gespendet hat, fährt 2014 mit mir mit und darauf bin ich sehr stolz.
Planst Du ein spezielles Treffen mit Deinen japanischen Fans?
Tony Fernandes und ich hecken da was aus, doch wir brauchen noch etwas Zeit. Es ist nicht einfach, das zu planen, aber wir sind dran...
Du hast Dein neues Team erstmals vor Weihnachten besucht. Wie lief dieses Treffen ab?
Ja, ich traf mich zum Jahresende hin mit Teamchef Cyril Abiteboul und Teambesitzer Tony Fernandes, um über das Cockpit für die Saison 2014 zu verhandeln. Ich war sehr überrascht, denn schon auf den ersten Blick wird in Leafield klar, wie sehr das Team nach einem Fortschritt lechzt. Die vergangene Saison war hart, doch die neuen Regeln für 2014 lassen alle wieder bei Null beginnen und das heisst, wir alle haben eine neue Chance, uns zu verbessern. Soweit ich das erkennen kann, hat Caterham alle nötigen Mittel, um weiter nach vorne zu kommen. Als ich das Werk in Leafield erstmals besuchte, konnte ich einen Vergleich zum vermögenden Toyota-Team ziehen. Das Caterham-Team wird den Toyota-Windkanal verwenden, und ich weiss, was das bedeutet. Zudem hat Tony viele gute Ingenieure in seiner Mannschaft, das ist neben den guten Einrichtungen auch wichtig, gerade hinsichtlich der neuen Regeln. Ich bin überzeugt, dass wir am Ende gemeinsam erfolgreich sein werden.
Wie gefällt Dir Dein neues Team? Hast Du alle schon kennen gelernt?
Meinen Renningenieur Tim Wright kenne ich schon seit meiner Zeit bei Toyota anno 2009. Auch meinen Performance-Ingenieur Yoshi Iwashita kenne ich aus dieser Zeit. Mit Tim habe ich 2009 meine beiden Rennen in Brasilien und Abu Dhabi bestritten, ich kenne ihn also ganz gut, auch von unserer gemeinsamen Simulatorarbeit.
Was hat Dich seit Deiner Comeback-Ankündigung am meisten überrascht?
Dass mir viele Fahrerkollegen auf die Ankündigung hin per SMS oder Twitter angeschrieben haben.
Mit welchem Formel-1-Piloten aus dem aktuellen Feld verbindet Dich eine Freundschaft?
Jeder Fahrer ist ein guter Freund. Natürlich bekämpfen wir uns immer, wenn wir auf der Strecke sind. Doch daneben sind wir Freunde. Ich freue mich sehr über die vielen Glückwunsch-Meldungen, die ich nach der Caterham-Verkündung bekommen habe. Jetzt habe ich nur noch ein Ziel: Tony und das Team glücklich zu machen!
Hast Du Dir für die Saison 2014 schon konkrete Ziele gesetzt?
Nein, noch nicht. Erst müssen wir uns verbessern und ein paar gute Ergebnisse erzielen. Was die Saison 2014 angeht, wird es für Caterham – wie für jedes andere Formel-1-Team auch – schwierig werden, eine Voraussage für den Saisonverlauf zu treffen. Vor uns liegt ein grosses Fragezeichen. Wir wissen noch nicht, wie sich die neuen Regeln auswirken werden. Und das werden wir vor dem ersten Test, der nächste Woche in Jerez stattfindet, auch nicht wissen.