Jerez-Testtag 1: Peinliche Bilanz, Marc Surers Urteil
Im Editorial (mehr dazu HIER) gehen wir der Frage nach, ob dieser erste Testtag nun eine Blamage gewesen ist oder ob die spärlichen Testrunden unausweichlich waren.
Einer, der das Geschehen aufmerksam verfolgt hat, ist Marc Surer, der Formel-1-Experte von Sky. Der 62jährige Schweizer weiss: «Was mich wirklich überrascht hat – dass die Rennställe nicht fertig geworden sind. Die kommen hier nach Jerez und bauen dann in der Box die Autos zusammen. Wenn man zu einem Test reist, dann dürfte schon erwartet werden, dass ein Rennstall ein fertiges Auto im Gepäck hat und damit auf die Bahn geht. Dass es Probleme gibt, damit habe ich gerechnet. Dass die Probleme offenbar schon in der Box entstanden sind, damit habe ich nicht gerechnet. Unfertige Autos hier zu haben, das spricht nicht unbedingt für die Teams. Es unterstreicht allerdings, welches Messer die Rennställe offenbar in Sachen Zeitplan am Hals haben. Es zeigt auch, dass sich die Formel 1 mit einem verhältnismässig früh angesetzten Test keinen Gefallen getan hat.»
Lange Sorgenliste der Teams
Um exakt 16.35 Uhr schien die Hoffnung von McLaren zu Ende zu gehen, am ersten Testtag noch ein Auto auf die Bahn zu bringen: es begann zu regnen. Der Wetterbericht ist auch für morgen Mittwoch schlecht. Der Chrompfeil von Jenson Button wurde wegen Schwierigkeiten mit der Hydraulik sowie einem Elektrikschaden an die Box gefesselt. Die Sonne kam schon bald wieder heraus, nicht aber der McLaren. Über Installationsrunden kamen die Autos von Force India, Williams und Caterham nicht hinaus.
Weltmeister Red Bull Racing war wegen einer verkehrt herum montierten Feder an der Hinterachse bis 14 Minuten vor dem Fallen der karierten Flagge nicht auf der Bahn zu sehen.
Lewis Hamiltons Testtag wurde von einem kaputten Frontflügel und anschliessendem Flug ins Kiesbett beendet. Bei Ferrari wurde viel Zeit verloren wegen der Suche nach einem angeblichen Defekt, der sich jedoch später als Softwarefehler herausstellte. Immerhin konnte Kimi Räikkönen am meisten Runden zurücklegen (31).
Nochmals Marc Surer: «Natürlich hatte ich Probleme erwartet und dass einige Autos stehen bleiben. Dass jedoch so wenig gefahren wird, das ist für mich dann doch etwas überraschend gekommen.»
Sound: Ist das noch Formel 1?
Marc Surer über den Sound der neuen Formel 1: «Den hellsten und besten Sound hat Mercedes. Der dumpfste Sound, so ungefähr, wie die Turbos damals klangen, als ich selber sie fuhr, hat der Ferrari. Renault liegt irgendwo dazwischen.»
Woher kommen diese Unterschiede? Der Schweizer TV-Experte von Sky weiter: «Das liegt am Lader selber und an der Auspuffführung.»
Viele Fans hatten sich bange gefragt, ob die neue Formel 1 noch nach Formel 1 klingen würde, aber Marc Surer kann sie beruhigen: «Ja, auf alle Fälle. In der ersten Turbo-Ära klangen die Triebwerke dumpfer und unspektakulärer. Der Vorteil heute besteht darin, dass sechs Auspuffrohre in eines zusammengeführt worden sind. Das gibt einen trompetenartigen Sound, der ist besser als früher.»
Marc Surer ist keiner, der den V8- oder gar V10-Triebwerken viele Tränen nachweint. Denn der Basler gibt zu bedenken: «Der V10 klang besser als der V8. Aber der Achtzylinder hat mich nach der Hubraumverringerung auf 2,4 Liter immer etwas an eine Kreissäge erinnert. Das war schmerzhaft hoch und klang nicht nach Power.»
Jerez-Bestzeiten, Tag 1
1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari F14 T, 1:27,104 (31 Runden)
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W05, 1:27,820 (18)
3. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW36-Mercedes, 1:30,082 (6)
4. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM07-Mercedes, 1:33,161 (10)
5. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR9-Renault, 1:36,530 (15)
6. Esteban Gutiérrez (MEX), Sauber C33-Ferrari, 1:42,257 (7)
7. Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing RB10-Renault, – (3) *
8. Marcus Ericsson (S), Caterham CT05-Renault, – (1) *
* nur Installationsrunden