Pirelli: Nüchterne Bilanz und Hoffen auf Bahrain
Seit dem ersten Vorsaisontest der Formel 1 in Spanien wissen wir: Pirelli steht nicht mehr im Fokus der Kritik. Auch wenn Fernando Alonso auch weiterhin keine Gelegenheit auslässt, um über das schwarze Gold abzuledern, so ist es ruhiger geworden um die italienischen Reifenbäcker.
Kein Wunder, schliesslich quälen ganz andere Sorgen die Ingenieure und Piloten der Königsklasse. Das weiss auch Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery: «Die Reifen standen bei diesem Test nicht im Mittelpunkt. Die Teams fuhren die ersten Kilometer mit den neuen Autos und versuchten, die Vielzahl der Änderungen aufgrund des neuen Reglements und deren Auswirkungen zu erfassen und damit zurechtzukommen. Weil es so viel über die neuen Motoren, Energierückgewinnungs-Systeme und aerodynamischen Regeln zu lernen gab, konzentrierten sich die Teams auf die Autos.»
Der Brite blickt nun mit Spannung auf den nächsten Test, der vom 19. bis 22. Februar im Wüstenstaat Bahrain stattfindet. Hembery ist überzeugt: «Bei den nächsten Tests sollten die Teams bereits in der Lage sein, sich mehr auf die Reifen zu fokussieren. Denn bis dahin bleiben ihnen zwei Wochen, um ihre Autos weiter zu entwickeln und jene Probleme zu beseitigen, die in Jerez auftraten. Auch wir sind völlig offen, flexibel und bereit, unsere Reifen den Erfordernissen weiter anzupassen, falls die Tests in Bahrain zeigen sollten, dass dies erforderlich ist. Denn dort werden zweifellos deutlich mehr Kilometer gefahren werden als in Jerez.»
Immerhin kamen die Intermediate- und Regenreifen zum Einsatz. Hembery freut sich: « Die neuen Testregularien für 2014 schreiben einen Tag vor, an denen die Reifen für nasse Streckenbedingungen getestet werden müssen, diese Vorgabe konnten wir am Mittwochvormittag erfüllen. Da es dann auch am Freitag leicht regnete, konnten die Fahrer weitere Erfahrungen mit den Intermediates und den Regenreifen sammeln.»
Pirellis Fakten zum Test
Der erste Testtag verlief sehr ruhig, obwohl die Italiener neben der ganzen neuen Reifenkollektion für 2014 auch eine «Winter-Version» der harten Slick-Mischung mitnahmen, damit die Teams bis zu einer Streckentemperatur von kühlen sechs Grad Celsius ausrücken konnten. Am Dienstag absolvierten acht Fahrer mit ihren Autos nur 93 Runden. An den nächsten Tagen war auf der Strecke mehr los, weil die Teams längere Testfahrten fuhren. Die meisten Runden drehten die Fahrer am letzten Testtag, insgesamt waren es 688.
Jedem Team standen in Jerez maximal 25 Reifensätze zur Verfügung. Davon hatte Pirelli die Zusammenstellung von 18 Sätzen vorgegeben: sechs Sätze der Winter-Mischung, vier Sätze der harten Mischung, zwei Sets der Mediums sowie jeweils drei Sätze der Intermediate- und der Regenreifen. Die restlichen sieben Reifensets pro Auto konnten die Teams frei wählen. Während der Reifentests im Verlauf des Jahres 2014 kann jeder Fahrer insgesamt 135 Reifensätze einsetzen.
Angesichts der zahlreichen Neuerungen und der grossen Abstände zwischen den Rundenzeiten, die an den vier Tagen in Jerez gefahren wurden, lassen sich keine fundierten Angaben zu dem Zeitunterschieden zwischen den einzelnen Mischungen machen. Aussagekräftigere Daten werden die Tests in Bahrain liefern, zu denen dann alle Teams – also auch Lotus, das den Jerez-Test abgesagt hatte – erwartet werden.
22 Fahrer nahmen am Test in Jerez teil. Sie absolvierten 1470 Runden und fuhren 6509 Kilometer.
Im Vorjahr drehten die Fahrer an gleicher Stelle beim Test 3531 Runden und legten insgesamt 15.634 Kilometer zuru¨ck. McLaren-Pilot Kevin Magnussen erzielte am Dienstag mit 1:23,276 min die schnellste Rundenzeit. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fuhr Felipe Massa im Ferrari die Bestzeit von 1:17,879 min.
Mit 188 Runden absolvierte Nico Rosberg in seinem Mercedes die höchste Rundenzahl aller teilnehmenden Fahrer.
Zahlen zum Test
Zahl der nach Jerez gelieferten Reifensätze: 250 Sätze mit 1000 Reifen
Extraweiche Mischung: 2 Sätze
Weiche Mischung: 9 Sätze
Medium-Mischung: 52 Sätze
Harte Mischung: 52 Sätze
Winter-Mischung: 69 Sätze
Intermediate-Mischung: 36 Sätze
Regenreifen: 30 Sätze
Zahl der genutzten Reifensätze: 99
Extraweich: 1 Satz
Weich: 2 Sätze
Medium: 23 Sätze
Hart: 11 Sätze
Winter-Mischung: 32 Sätze
Intermediate-Mischung: 20 Sätze
Regenreifen: 10 Sätze
Längste Ausfahrt pro Mischung:
10 Runden mit der extraweichen Mischung
09 Runden mit der Weichen Mischung
17 Runde mit der Medium-Mischung
24 Runden mit der harten Mischung
23 Runde mit der Winter-Mischung
26 Runde mit der intermediate-Mischung
13 Runden mit den Winterreifen
Höchste / niedrigste Aussentemperatur: 5 °C / 17 °C
Höchste / niedrigste Streckentemperatur: 6 °C / 23 °C
Testzeiten
Tag 1
1. Kimi Räikkönen (Ferrari) 1:27,104 min, Winter, neu.
2. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:27,820 min, Winter, gebraucht.
3. Valtteri Bottas (Williams) 1:30,082 min, Winter, gebraucht.
Tag 2
1. Jenson Button (McLaren) 1:24,165 min, Medium, neu.
2. Kimi Räikkönen (Ferrari) 1:24,812 min, Medium, gebraucht.
3. Valtteri Bottas (Williams) 1:25,344 min, Winter, neu.
Tag 3
1. Kevin Magnussen (McLaren) 1:23,276 min, Medium, neu.
2. Felipe Massa (Williams) 1:23,700 min, Hart, gebraucht.
3. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:23,952 min, Medium, neu.
Tag 4
1. Felipe Massa (Williams) 1:28,229 min, Hart, neu.
2. Fernando Alonso (Ferrari) 1:29,145 min, Medium, gebraucht.
3. Daniel Juncadella (Force India) 1:29,457 min, Weich, neu.