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Legende Mario Andretti: Urteil über die neue Formel 1

Von Rob La Salle
Rennlegende Mario Andretti

Rennlegende Mario Andretti

Formel-1-Weltmeister und IndyCar-Legende Mario Andretti (74) sagt, was ihn an den Neuheiten im Grand-Prix-Sport fasziniert und woran er etwas weniger Freude hat.

Seit Mario Andretti als kleiner Bub in Monza den grossen Alberto Ascari fahren sah, war er vom Gedanken beseelt – ich werde Rennfahrer. Umgesetzt wurde der Wunsch dann in der neuen Welt. Als US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln ist Andretti einer der klingendsten Namen der Branche und bis heute ein interessierter und kluger Beobachter des GP-Sports.

Gegenüber den Kollegen von «GPUpdate» sagt der Formel-1-Champion von des Jahres 1978 (mit Lotus) über ...

... das Duell Rosberg gegen Hamilton in Bahrain:

«Lewis hat seine Visitenkarte hinterlegt. Ich weiss, die beiden Mercedes-Fahrer waren ermahnt worden, bitteschön die Autos ins Ziel zu bringen. Und sie fuhren so toll! Ich glaube nicht, dass das noch spannender geht. Ich bin sicher, Nico dachte bei der Safety-Car-Phase, dass ihm alles in die Hände fällt. Aber Lewis hat sich perfekt verteidigt, und der Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen war jetzt auch nicht riesig.»

... den Ausgang dieses Duells während der Saison:

«Wenn ich Geld setzen müsste, dann auf Lewis. Er scheint mir in den entscheidenden Momenten mehr Erfahrung und Vertrauen zu haben. Es wird für Nico eine Riesenaufgabe, ihn zu schlagen. Hungrig sind sie beide. Beide wollen diesen Titel – das wird für uns Zuschauer Klasse.»

... den Mercedes-Verzicht auf Stallorder:

«Es ist besonders so früh in der Saison clever zu sagen – es gibt keine Stallorder. Wenn wir dann zu den letzten drei Rennen der Saison kommen ... Teamorder sollte es nur dann geben, wenn man die Position des einen Fahrers absichern muss und der andere keine mathematische Titelchance mehr hat.»

... Daniel Ricciardo:

«Daniel Ricciardo beeindruckt mich sehr. Ich mag seine ganze Einstellung. Er scheint mir sehr entspannt zu sein. Nicht über-selbstsicher, aber selbstsicher. Das scheint gut zu funktionieren. Er geht an die Arbeit heran, als hätte er nichts zu verlieren. Gleichzeitig arbeitet er sehr ernsthaft. Ihm gebührt viel Lob.»

... Ferrari:

«Es kann nicht sein, dass sich Ferrari um die restlichen Punkte für die Ränge 9 und 10 balgen muss. Ferrari muss vorne dabei sein! Mercedes ist eine Ikone, aber Ferrari ist doch noch immer der Gradmesser in Sachen Popularität. Man sieht aus der Ferne, wie frustriert alle sind, angefangen bei Luca Montezemolo. Bei den Fahrern habe ich den Eindruck, sie halten sich nur mühselig zurück, um sich nicht entsprechend zu äussern. Das ganze Auto muss besser werden.»

... einen möglichen Abgang von Alonso Ende 2014:

«Also überraschen würde es mich nicht. Er fährt im Zenith seines Könnens, und er verliert eine Saison nach der anderen. Wenn das richtige Angebot kommt, dann wird er sich das überlegen. Als Hamilton zu Mercedes ging, haben auch einige gesagt – was denkt er sich nur dabei. Aber es war die richtige Entscheidung.»

... die neuen Antriebseinheiten der Formel 1:

«Ich bin auch der Meinung, dass der Sound der V8-Saugmotoren mit 18.000/min einzigartig war. Jetzt klingen die GP-Renner wie Autos von anderen Rennserien. Das liegt in der Natur des Turbos, es geht einfach nicht anders. Und egal, was man noch machen wird – so wie die früheren Motoren werden diese V6-Turbos nie klingen. Was die neue Technik angeht, so meine ich: Wieviele Fans auf der Tribüne wissen das zu schätzen? Vielleicht fünf Prozent. Die anderen vermissen den früheren Sound. Aber ich schätze, wir werden uns alle daran gewöhnen.»

... das Reizthema Spritsparen:

«Formel 1 sollte Spitzentechnik sein. Aber vielleicht haben die Regelmacher hier einen zu grossen Happen abgebissen, um ihn schlucken zu können. 100 Kilo Sprit sind schon ziemlich wenig. Vielleicht hätte man mit dieser Regel noch ein Jahr warten sollen, bis die Teams die neue Technik im Griff haben. Auf schnellen Kursen wie Monza oder Spa-Francorchamps sehe ich da Probleme auf uns zukommen. Wenn es für mich einen Punkt gibt, den es zu kritisieren gäbe, dann ist es dieser.»

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