Ecclestone-Prozess: Biograf bestätigt Erpressung
Ende Juli muss Bernie Ecclestone noch einmal Gribkowsky gegenübertreten
Nach drei Tagen, an denen Gerhard Gribkowsky von der Münchener Staatsanwaltschaft und den Richtern zu den Bestechungsvorwürfen gegen Bernie Ecclestone befragte wurde, reichte am Ende die Zeit für das ursprünglich geplante Kreuzverhör nicht mehr aus.
«Ich habe das Gefühl, die Verteidigung hat noch Fragen», sagte Richter Peter Noll und kündigte an, dass Gribkowsky am 30. Juli erneut vorgeladen werde. Bis dahin stehen noch weitere 15 Verhandlungstage auf dem Plan, an denen andere Zeugen aussagen werden. Bernie Ecclestone muss an allen Tagen persönlich vor Gericht erscheinen.
Aussagen wird der 83-Jährige nach Angaben seines Anwalts Sven Thomas somit frühestens im August. Außerdem gebe es in den Aussagen Gribkowskys «erhebliche Widersprüche», betonte Thomas gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er und seine Kollegen wollen die Aussagen des Bankers noch gründlich hinterfragen.
Gribkowsky, der seit 2011 wegen Bestechlichkeit in Haft sitzt, hatte den Briten mit seinen Aussagen an den drei Tagen schwer beschuldigt. Ecclestone habe 2006, als die BayernLB ihre Anteile an der Formel 1 verkaufen wollte, Angst um seinen Job gehabt und ihm 44 Millionen Dollar gezahlt, damit er den Verkauf an CVC unterstütze, sagte Gribkowsky. So habe Ecclestone sein Lebenswerk erhalten wollen.
Bernie Ecclestone und seine Anwälte betonen dagegen, dass er das Opfer einer Erpressung gewesen sei, da Gribkowsky gedroht hatte, ihn bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen. Das Bild der Erpressung unterstützte am Mittwochnachmittag Bernie Ecclestones Biograf Tom Bower, der aus London angereist war.
Er habe 2010 bei seinen Gesprächen für sein Buch «Bernie Ecclestone: Die Formel 1 bin ich» mit beiden gesprochen und den Eindruck gehabt, dass Krieg herrschte. «Es gab einen Kampf um die Kontrolle der Formel 1», erklärte er und sagte, dass er viele «peinliche Dinge» für beide Seiten zu hören bekommen habe. Seine damaligen Gesprächsnotizen übergab er den Richtern.
Von den 44 Millionen Dollar sei damals jedoch keine Rede gewesen, sagte Bower, es habe aber einen offenen Machtkampf zwischen Ecclestone und Gribkowsky gegeben; der Deutsche hätte Ecclestone schließlich mit einem kompromittierenden Dokument über dessen Steuerverhältnisse unter Druck gesetzt und «erpresst».
Gribkowsky hatte im Verlauf seiner Aussage bereits zugegeben, dass er «Mr. Formula One» mit Gerüchten über dessen Steuerangelegenheiten nach seinem Willen gelenkt habe. Dies sei jedoch nicht mit der Absicht geschehen, ihn zu erpressen, sondern rein «im Interesse der BayernLB».