Jack Brabham tot: Rennlegende stirbt mit 88 Jahren
Sir Jack Brabham
Am Montagmorgen ist John Arthur Brabham in seinem Heim an der australischen Gold Coast sanft eingeschlafen, das hat seine Familie heute Morgen bestätigt. Jack Brabham wird in der Ahnengallerie der Formel 1 auf immer einen Ehrenplatz haben: Er war 1966 der erste Grand-Prix-Fahrer, der in einem Rennwagen seines eigenen Namens Weltmeister wurde – was kaum je wiederholt werden wird.
Der am 2. April 1926 in Hurstville (New South Wales) geborene Brabham begann schon 1947, eigene Sportwagen zu konstruieren. Ein Teil des Rüstzeugs dafür hatte er sich als Mechaniker bei der Royal Australian Air Force geholt. Bei Midget-Rennen in Australien lernte er seine unnachahmlichen Slides. Er lernte auch, nötigenfalls seine Gegner mit einem Sandregen einzudecken, um seine Position zu verteidigen. Zeit seiner Karriere fuhr Brabham diamanthart, an der Grenze der Fairness balancierend.
Sein früherer Gegner Sir Stirling Moss sagt: «Mit Jack Brabham hatte ich die härtesten Gefechte überhaupt. Er hat gerne Steine aufgewirbelt und wenn er mir die Strasse wegnahm, versuchte ich auf der anderen Seite anzugreifen. Einmal fuhren wir in Neuseeland gegeneinander und bei mir brach die Halbachse. Obwohl ich sein härtester Konkurrent war, offerierte er mir die Halbachse seines Ersatzautos. Ich nahm dankend an und holte mir den Sieg, Jack wurde Zweiter. Das war damals so. Jack hat immer alles versucht mich auf der Piste zu schlagen, aber er hätte nie gewinnen wollen, wenn ich Zuschauen hätte müssen.»
Von 1955 bis 1970 bestritt Brabham in der Formel 1 insgesamt 126 Rennen für die Rennställe Cooper, Maserati, Lotus und für das von ihm selbst gegründete Team Brabham, wo er mit dem Techniker Ron Tauranac eine ideale Ergänzung gefunden hatte.
Jack Brabham gewann 14 Rennen und wurde dreimal Formel-1-Weltmeister (1959, 1960, 1966), zwei Mal mit Cooper, 1966 mit dem eigenen Rennwagen. Noch 1970, in seiner letzten GP-Saison, war er Siegfahrer und hätte mehr Rennen gewinnen müssen als die Saisoneröffnung in Südafrika. Doch in Monaco rutschte er unter dem Druck von Jochen Rindt von der Bahn, in England ging ihm der Sprit aus, wieder erbte Rindt.
Zu wenig Sprit hatte schon bei seinem ersten WM-Titelgewinn eine dramatische Rolle gespielt: Beim letzten Rennen der Saison 1959 in Sebring ging Brabham als Leader der Weltmeisterschaftswertung mehrere hundert Meter vor der Ziellinie überraschend der Sprit aus. Er schaffte es jedoch, seinen Wagen noch auf dem vierten Platz über die Ziellinie zu schieben. Da in der Saison nur die besten fünf Resultate eines Fahrers in die Wertung eingingen, hätte er in diesem Rennen mindestens Zweiter werden müssen, um mehr Punkte als seine Konkurrenten zu haben. Seine Titelkontrahenten Tony Brooks und Stirling Moss hätten diesen Grand Prix gewinnen müssen, um eine Titelchance zu haben. Da Brooks Dritter wurde und Moss ausfiel, entschied Brabham seine erste Weltmeisterschaft trotz des Spritmangels noch für sich.
In den Jahren 1958 und 1966 war Brabham zudem britischer Formel-2-Meister. In der Formel-2-Saison 1965 fuhr er mit dem Brabham-Honda BT16 in fünf Rennen auf je einen zweiten und neunten Platz sowie in zwei Rennen die schnellste Runde. In der Saison 1966 fuhr er zusammen mit seinem Teamkollegen Denis Hulme im Brabham-Honda BT18. Er gewann diese Formel-2-Meisterschaft mit 36 Punkten und zehn Siegen in zwölf Rennen vor Hulme mit 28 Punkten.
1966 wurde der Hubraum in der Formel 1 auf drei Liter verdoppelt, worauf kein Team vorbereitet war – doch der clevere Brabham hatte eine Idee. Brabham liess von der australischen Firma Repco einen verhältnismässig einfachen V8-Motor bauen, mit dem er aufgrund dessen Zuverlässigkeit die Fahrerweltmeisterschaft 1966 gewann, Basis dazu waren vier Siege zur Saisonmitte. Dies war gleichzeitig das erste und bisher einzige Mal, dass ein Fahrer in einem selbst konstruierten Wagen Weltmeister wurde.
Als er sich 1970 im Alter von fast 44 Jahren vom aktiven Rennsport zurückzog, hielt der bis dahin als wortkarg geltende Australier eine rhetorisch brillante, selbstironische Rede. Hintergrund seiner sonst eher kurzen Antworten war vielleicht seine Schwerhörigkeit, die er auf den hohen Geräuschpegel der direkt hinter dem Fahrer eingebauten Mittelmotoren zurückführte.
Brabham machte sich 1970 auch selber über sein angeblich hohes Alter lustig – als er mit Rauschebart und Krückstock zu seinem Rennwagen humpelte, ungeachtet seiner schwarzen Haare, für die er «Black Jack» gerufen wurde.
Sein Team verkaufte Brabham an den heutigen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone – Nelson Piquet holte sich damit 1981 und 1983 den Titel.
1979 wurde Brabham von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. 2008 wurde ihm der Titel Officer des Order of Australia für seine Verdienste für den Motorsport als Botschafter, Mentor und Promotor von Sicherheit und für die Allgemeinheit durch die Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen verliehen.
Noch beim Australien-GP 2014 war Brabham Ehrengast in Melbourne, allerdings in sichtlich zerbrechlicher Verfassung.
Sein Sohn David sagt: «Unser Vater ist friedlich von uns gegangen. Er hat ein unglaubliches Leben geführt.»
Brabhams drei Söhne Geoff, Gary und David sind selber erfolgreiche Rennfahrer geworden, die Enkel Matthew und Sam stehen am Anfang ihrer Karriere.
Der Name Brabham wird nicht so bald vergessen.
Ein Interview mit der Rennlegende sehen Sie hier: