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Axel Plasse (Renault): Mercedes- und Honda-Märchen

Von Rob La Salle
Motorentechniker Axel Plasse

Motorentechniker Axel Plasse

Der Franzose Axel Plasse – Projektleiter des früheren V8-Saugmotors von Renault – spricht über die Konkurrenz von Mercedes und Honda sowie über den eigenen Turbo-Motor.

Axel Plasse ist vierfacher Weltmeister, aber so gut wie keiner kennt ihn: Der Franzose war Projektleiter jenes RS27-Aggregats von Renault, mit dem Sebastian Vettel und Red Bull Racing vier WM-Titel in Folge erobert haben. In Monaco beobachtet er mit grossem Interesse das Geschehen. Obschon Mercedes dominiert, meint Plasse: «Wir haben in den letzten Monaten enorm gearbeitet, um dem Rückstand auf Mercedes aufzuholen. Ich bin sicher, dass wir noch dieses Jahr Rennen gewinnen.»

Plasse gibt zu bedenken: «Es gibt nicht nur einen Abstand zu Mercedes, was den Motor angeht. Wir sprechen auch vom Chassis, von der Aerodynamik. Der Mercedes hat keine Schwächen, er ist schnell im Trockenen und auf nasser Bahn. Er ist schnell auf jeder Art von Rennstrecke. Vor dem Rennen in Spanien gingen wir davon aus, dass wir den Rückstand erheblich verringern würden, aber das ist nicht passiert. Denn Mercedes hat weiter Fortschritte gemacht.»

Im Winter war davon die Rede, dass der Motor von Renault 80 PS weniger habe als das Aggregat von Mercedes. Plasse meint gegenüber den Kollegen von «Omnicorse»: «Auf solche Zahlenspiele lasse ich mich nicht ein. Was ich bestätigen kann: Wir waren mit der Arbeit im Rückstand, aber wir holen schnell auf.»

Dazu gehört auch die enge Zusammenarbeit mit Benzinpartner Total. Axel Plasse: «Wir haben für die ersten sechs GP-Wochenenden drei verschiedene Sprittypen entwickelt. Wir könnten theoretisch sogar für jeden Grand Prix ein neues Benzin entwickeln, aber wir müssen ja auch im Auge behalten, dass der Sprit handelsüblichem Kraftstoff entsprechen muss.»

Plasse hält derzeit Petronas für den «Marktführer. Das sehen wir doch allein an den Unterschieden zwischen dem Werksrennstall und McLaren, die den gleichen Motor, aber Mobil verwenden.»

Plasse verrät auch, dass in den Renault-Aggregaten von Red Bull Racing, Lotus, Toro Rosso und Caterham «nicht immer der gleiche Kraftstoff steckt. Das liegt an den verschiedenen Evo-Stufen der Aggregate. Die Wahl des Benzins liegt nicht bei uns, sondern ergibt sich aus der Rotation der Triebwerke bei den jeweilen Rennställen.»

Der Motorentrick von Mercedes

Glaubt Plasse wirklich, dass der grosse Motorentrick von Mercedes die Tatsache ist, dass Turbo und Verdichter an verschiedenen Enden des Motors liegen? «Nein», erwidert der Franzose. «Diese Lösung haben wir uns auch angeschaut. Aber wir fanden, die Verbindung ist zu starken Vibrationen ausgesetzt, wir hatten Bedenken wegen der Standfestigkeit. Auch der angeblich so grosse Verdichter, das wurde doch alles nur aufgebauscht. Was soll der bringen, wo wir doch vom Spritverbrauch her sowieso beschränkt sind?»

Gemäss Plasse wird derzeit bei Renault unter vielem mehr an einem anderen Ladeluftkühler gearbeitet. Mercedes und Ferrari arbeiten mit einem System, das zwar schwerer ist, aber kleiner gestaltet werden kann. Renault will da nachlegen.

Der Vorteil von Honda

Plasse räumt auch mit dem Märchen auf, Honda werde beim Debüt 2015 davon profitieren, sich die Arbeit der Gegner anschauen zu können: «Das wäre erst dann der Fall gewesen, wenn sie 2016 kommen würden. Um 2015 bereit zu sein, muss ein Motor spätestens im Sommer 2014 auf dem Prüfstand laufen, will heissen: er muss ungefähr im September 2013 definiert sein. Zu dem Zeitpunkt war doch von den anderen Motoren noch gar nichts zu sehen.»

Plasse glaubt auch nicht, dass wir nach Saisonschluss bei den Abu-Dhabi-Testfahrten einen McLaren-Versuchsträger mit Honda-Motor sehen werden: «Nach meinem Verständnis erlauben das die Regeln nicht.»

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