Sergio Perez vs. Felipe Massa: Freispruch für Pérez?
Sergio Pérez und Felipe Massa: Eiszeit seit dem Crash
Felipe Massa war in Spielberg immer noch auf 180. In Montreal war der Williams-Pilot seinem Force-India-Konkurrenten Sergio Pérez in das Heck gerauscht. Für beide Piloten kam nach einem spektakulären Abflug das Aus. Die Schuldfrage? Beantworteten die Stewards mit einer Strafe für den Mexikaner, weil er in der Bremsphase die Spur wechselte.
So eindeutig war es aber offensichtlich nicht, denn Force India hat mit einem Antrag erwirkt, dass der Fall noch einmal neu aufgerollt wird. Man habe neue Beweise, die den 24-Jährigen aus Guadalajara entlasten, verriet Pérez selbst. Normalerweise würde er in der Startaufstellung um fünf Plätze zurückversetzt. Heißt: Möglicherweise wird Pérez nachträglich freigesprochen.
Dem komplexen Thema Strafen hat sich inzwischen auch die Formel-1-Kommission angenommen. Der Konsens: Die Strafen sollen deutlich zurückgefahren werden. «Der Plan ist, dass nur noch schwerwiegende Verstöße mit eindeutiger Schuldzuweisung bestraft werden», wird FIA-Rennleiter Charlie Whiting von den Kollegen von «auto, motor und sport» zitiert.
Im Rahmen des Treffens vor dem achten Saisonrennen in Spielberg war eine Diskussion zwischen den Teamchefs entstanden, dass man für zu viele Kleinigkeiten bestrafe. Der Katalog ist lang: Fünf Sekunden zusätzlich zum Boxenstopp, Durchfahrtsstrafe, Zurückversetzung, zehn Sekunden Stop-and-Go. Auch die neue Sünderkartei à la Flensburg sorgte dafür, dass die Piloten es sich zweimal überlegten, hart um ihre Position zu kämpfen. Und zusätzlich dafür, dass die Fans kaum noch durchblickten.
Die Ironie: Whiting kritisierte, dass die Team selbst schuld an der Strafenflut seien. «Ich bekomme während des Rennens laufend Post von den Teams, die mir sagen, das ich dieses und jenes untersuchen soll. Ich muss dann der Sache nachgehen und den Fall an die Sportkommissare berichten. Die Flut an Bestrafungen lag auch mit an den Teams. Ich bin bereit, bei Lappalien die Kommissare anzuweisen, dass sie der Sache nicht mehr nachgehen müssen. Wenn die Teams einverstanden sind», so Whiting.
Unter dem Strich sei dies aber keine Regeländerung, sondern nur eine andere Herangehensweise. «Die Teams haben versprochen, uns nicht mehr mit jeder Kleinigkeit zu bombardieren. Und wir nehmen uns die Freiheit heraus, aufgrund der vorliegenden Beweislage und der Schwere des Falles zu entscheiden, die Akte zu schließen. Und wenn wir eine Untersuchung einleiten, dann muss ein klarer Schuldiger her. Es wird deshalb deutlich mehr Urteile geben, die auf 'normaler Rennunfall' hinauslaufen.»
Und damit kommen wir zurück zum Ausgangsfall zwischen Pérez und Massa. «Eine Kollision wie die zwischen Pérez und Massa in Montreal würde sicher auch jetzt noch untersucht, aber möglicherweise mit anderem Ausgang. Wir wollen nur noch bestrafen, wenn die Schuldfrage absolut eindeutig ist. In diesem Fall wären wir vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass es ein normaler Rennunfall ist, weil die Schuld nicht 100-prozentig einen der beiden Fahrer trifft», so Whiting.