Qualifying Silverstone: Drama für Lewis Hamilton
Nico Rosberg drehte mit 1:35,566 min die schnellste Runde im Qualifying zum Grossbritannien-GP
Schon in den ersten 18 Minuten gab es für die Formel-1-Fans am Silverstone Circuit und vor den TV-Schirmen den ersten Qualifying-Schock zu verdauen: Weil Adrian Sutil seinen Sauber ins Kies setzte, konnte das Ferrari-Duo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen keine schnelle Runde mehr drehen. Die Folge: Die beiden Weltmeister werden morgen von den Plätzen 19 und 20 in den Grossbritannien-GP starten müssen!
Erstmals seit Malaysia 2010 bleiben beide Boliden aus Maranello im ersten Qualifying-Segment hängen. «In der Mitte meiner Runde hat es zu regnen begonnen, da bist du als Fahrer machtlos. Das war von unserer Seite aus ein nicht so tolles Timing», erklärte Räikkönen hinterher trocken. Alonso erklärte etwas wortreicher: «Das war der perfekte Sturm – wir sahen, dass die Sauber auf Slicks sofort schneller sind, also wechselten wir auch, gingen raus und waren sofort die Deppen. Die Entscheidung an sich, auf Trockenreifen rauszugehen, war an sich richtig. Wir waren nur einen Tick zu spät, das war einfach Pech. Jetzt müssen wir ans Rennen denken.»
Susie Wolff: «Gute Strategie gefragt»
Der zweite Schock: Vor den beiden roten Rennern aus Maranello werden die beiden Williams-Piloten Valtteri Bottas und Felipe Massa ins Rennen gehen. Der kleine Brasilianer machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und stapfte sichtlich verärgert in die Box des Traditionsrennstalls aus Grove. Williams-Technikchef Pat Symonds seufzte: «Rückblickend bist du immer der Gescheite und natürlich hätten wir früher mit Trockenreifen rausfahren müssen, aber um ehrlich zu sein, haben wir den nächsten Regen nicht kommen sehen.»
Auch Williams-Entwicklungsfahrerin Susie Wolff übte sich in Zweckoptimismus und erklärte: «Wir müssen nun eine möglichst gute Strategie festlegen und auf das unberechenbare Wetter hoffen. Wir dürfen jetzt den Kopf nicht hängen lassen und müssen einfach weitermachen.» Bottas schimpfte: «Un-fass-bar!» Ähnlich enttäuscht blickte Sutil drein, der zwar die neuntschnellste Runde drehte, aber nicht mehr ins Q2 eingreifen konnte, weil sein Dienstwagen im Kiesbett steckte.
Auf der anderen Seite der Gefühlsskala fand sich das Marussia-Duo wieder: Jules Bianchi liess sich die viertschnellste Zeit gutschreiben, Max Chilton drehte die sechstschnellste Runde. Die Bestzeit sicherte sich – wenig überraschend – WM-Leader Nico Rosberg. Hinter dem Silberpfeil-Piloten reihte sich Toro Rosso-Neuling Daniil Kvyat ein, der auf seiner Ausfahrt gleich mehrere Schreckmomente erlebte, aber immer auf der Strecke bleiben konnte.
Zweiter Sauber-Abflug nach Fahrfehler
Auch das zweite Qualifying-Segment endete wegen eines Sauber-Abflugs vorzeitig. Esteban Gutiérrez verlor zwischen der Brooklands- und Luffield-Kurve die Kontrolle über seinen Dienstwagen und landete dabei in den Leitplanken. Marc Surer, der ehemalige GP-Pilot und heutige TV-Experte für Sky Sport F1, analysierte: «Da ist er auf den Randstein gekommen und dann war er mit Slicks auf der feuchten Strecke – da hatte er keine Chance. Er hat die Kontrolle über sein Auto verloren, das war schon wieder ein Fahrfehler eines Sauber-Piloten.»
Auch für die beiden Lotus-Piloten Romain Grosjean (11.) und Pastor Maldonado (15.) war im zweiten Abschnitt Schluss. Maldonado musste seinen E22 an der Strecke abstellen, nachdem die Ingenieure ein Problem entdeckt und ihn dazu angewiesen hatten. Bianchi und Chilton sicherten sich die Plätze 12 und 13, doch der Brite wird noch um fünf Plätze zurückversetzt, weil sein Getriebe am Morgen hatte ausgewechselt werden müssen.
Die Sauber-Piloten Sutil und Gutiérrez komplettierten die Gruppe der Ausgeschiedenen. Auch Gutiérrez wird zurückversetzt: Wegen der Boxenstopp-Panne vom Österreich-GP bekam der Mexikaner eine Rückversetzung um zehn Startplätze aufgebrummt – er wird das Rennen folglich vom Ende des Feldes in Angriff nehmen müssen.
Regen sorgt für Spannung im Top-Ten-Stechen
Die Zeitenjagd im letzten Abschnitt des Abschlusstrainings wurde vom Wetter bestimmt. Kaum hatten die letzten zehn Minuten begonnen, funkte Rosberg an die Box: «Da nieselt es in der Stowe-Kurve». Trotz des einsetzenden Regens sicherte sich Hamilton mit 1:39,232 min die vorläufige Bestzeit. Der Weltmeister von 2008 wollte alles richtig machen und ging kein Risiko mehr ein. Das war ein Fehler.
In den letzten Sekunden wurde Hamilton schliesslich auf den sechsten Platz zurückgereicht: Teamkollege Rosberg sicherte sich die Pole-Position und wird neben Weltmeister Sebastian Vettel ins Rennen starten. Dahinter werden McLaren-Pilot Jenson Button und Force India-Rückkehrer Nico Hülkenberg angreifen. Erst in der dritten Startreihe, hinter McLaren-Neuling Kevin Magnussen, darf sich Hamilton einreihen. Force India-Fahrer Sergio Pérez, Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo und das Toro Rosso-Duo Kvyat und Vergne komplettieren die Top-Ten der Startaufstellung.