Derek Warwick: «Wollten Silverstone verkaufen»
Derek Warwick: «MEPC hat viel Geld bezahlt, um die Einrichtung langfristig zu nutzen»
Derek Warwick, sie sind jetzt seit drei Jahren Präsident des British Racing Drivers’ Club. Wie ist der BRDC organisiert und welche Rolle nehmen sie dabei ein?
Der BRDC ist 60 Jahre alt, er umfasst 800 Mitglieder, davon sind 500 Rennfahrer. Der Rest sind Leute, die viel für den Motorsport gemacht haben, etwa Patrick Head, Sir Frank Williams oder Ron Dennis. Auch grosse Rennlegenden wie Sir Stirling Moss und Jackie Stewart sind BRDC-Mitglieder. Allen zusammen gehören 760 Morgen Land (rund 1,9 Quadratkilometer, Anm.). Natürlich verfallen alle Besitzansprüche, wenn ein Mitglied stirbt. Der Klub wird von sieben Leuten geleitet. Dieser Vorstand spricht Empfehlungen aus – ich bin seit fünf Jahren Mitglied des Vorstands. Ich wurde drei Mal gewählt und werde mich auch ein viertes Mal zur Wahl stellen.
Ist BRDC-Präsident ein Vollzeit-Job?
Er nimmt mindestens zwei ganze Tage meiner Arbeitswoche in Anspruch. Daneben gehe ich noch anderen Geschäften nach.
Wie wird der Grossbritannien-GP in diesem Jahr über die Bühne gehen?
Es wird ein sehr beliebter Event. Wir haben den Grand Prix in ein viertägiges Festival verwandelt.
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Wir haben vor allem an der Zukunft des Klubs gearbeitet und die Verpachtung der Strecke an das britische Geschäftsimmobilien-Unternehmen MEPC abgeschlossen. MEPC hat einen Vertrag über 999 Jahre abgeschlossen, das nicht nur die Strecke und die ganze Infrastruktur darum herum umfasst, sondern auch das Land, das die Strecke umgibt, und das bebaut werden darf. Dieser Vertrag umfasst aber nicht die Leitung und den Umbau der Strecke selbst.
MEPC gehört dem BT Pensionsprogramm und somit dem grössten kommerziellen Pensionsprogramm Grossbritanniens, das auch die Hermes-Vermögensverwaltung besitzt. Was uns wichtig war: MEPC ist ein langfristiger Investor, der sich mit der Errichtung und Verwaltung von grossen Einrichtungen auskennt und dessen Interessen sich mit jenen des BRDC hinsichtlich der Zukunft von Silverstone decken.
MEPC hat viel Geld bezahlt, um die Einrichtung langfristig zu nutzen. Dieses Geld erlaubte es dem BRDC, alte und jüngere Forderungen der Lloyds Banking Group und der Bezirksgemeinde Northamptonshire zu begleichen. Der BRDC ist beiden Geldgebern für ihre Unterstützung dankbar.
Wir befinden uns nun am Anfang des 21. Jahrhunderts und fühlen uns nun sehr viel wohler. Wir hatten versucht, einen Teil der Einrichtungen zu verkaufen, aber das funktionierte nicht. Wir haben auf gewisse Art und Weise zu unseren Wurzeln zurückgefunden. Wir behalten alles im Klub. Wir werden unser Erbe also behalten und darauf aufbauen, um in allen Bereichen Erfolg zu haben.
Was haben sie im letzten Jahr erreicht?
Ein Grand Prix ist eine grosse Sache und erfordert viel Verantwortung. Silverstone ist ein wichtiger Teil des Sports. Monaco, der Grossbritannien-GP und der Italien-GP sind legendäre Strecken, die immer noch vom WM-Zirkus befahren werden. Nach einem Jahr Vorbereitungszeit werden wir am Sonntag die dritthöchsten Besucherzahlen der Geschichte der Strecke verbuchen. Wir haben das GP-Wochenende in ein Festival verwandelt. Es gibt viele Konzerte, Parties und natürlich auch das Qualifying und das Rennen. Wir werden auch nach dem Rennen ein Konzert sehen, das ich natürlich nicht verpassen werde. Der Grand Prix ist ein grosses Geschäft geworden.
Was macht Silverstone so besonders?
Er ist einzigartig. Der Grossbritannien-GP ist der einzige WM-Lauf, der ohne staatliche Unterstützung auskommt. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die von Bernie Ecclestone geforderten Ausrichtungsgebühren zu hoch sind. Wir würden diese gerne senken, aber das wird nicht passieren.
Was wollen denn die Fans ihrer Meinung nach?
An einem Formel-1-Wochenende wollen die Fans ein gutes Rennen sehen. Sie wollen ihre britischen Helden bejubeln. Wir haben einige britische Piloten im Feld und die britischen Fans wissen sehr viel über den Sport. Wir wissen aus Umfragen, dass 75 Prozent der Fans wiederkommen wollen. Wir müssen also Wege finden, die restlichen 25 Prozent für uns zu gewinnen.
Was wünschen sie sich persönlich für den BRDC?
Ich will, dass der Silverstone Circuit der beste Rundkurs der Welt ist. Finanziell können wir Aufbauarbeit leisten und jedes Jahr wachsen. Wenn ich gehe, will ich, dass Silverstone in einem besseren Zustand ist als bei meiner Ankunft im BRDC. Die ganze Einstellung hat sich seither verändert. Auch wir haben uns verändert und in die Strecke investiert. Damit haben wir die fantastische Arbeit von Damon Hill weitergeführt.