Simona De Silvestro: «Rede derzeit nur mit Sauber»
Simona de Silvestro: Zu Besuch bei Motorrad-Pilot Tom Lüthi am Sachsenring
Simona De Silvestro, du durftest in Fiorano im zwei Jahre alten Sauber C31 testen. Wie nützlich war dieser Test angesichts der Tatsache, dass die aktuellen Renner durch die neuen Turbo-Antriebseinheiten ganz andere Fahreigenschaften aufweisen als ihre Vorgänger?
Ich war vier Jahre in der IndyCar-Serie unterwegs, und die Formel 1 ist da schon eine ganz andere Stufe. Die Testfahrten sind sehr nützlich, um die Arbeitsweise eines Formel-1-Teams zu verstehen. Da sind viel mehr Ingenieure und Leute, und auch das Auto ist sehr viel komplexer. Es geht darum, mich als Pilotin zu akklimatisieren. Ich denke, es ist gut, dass ich jetzt ein ganzes Jahr zur Verfügung habe, um alles zu verstehen.
Wirst du in diesem Jahr noch einmal im Formel-1-Renner sitzen?
Das hoffe ich. Die Vereinbarung mit Sauber ist ziemlich offen und langsam ist es auch an der Zeit, sich mit dem nächsten Jahr zu beschäftigen. Es ist wirklich das Ziel, dass ich nächstes Jahr fahre. Als Pilotin will ich natürlich immer im Auto sitzen, aber noch ist nichts konkret.
Wirst du auch das diesjährige Auto mal fahren können?
Wir hoffen es. Es ist schwierig, denn bis nach dem letzten GP der Saison in Abu Dhabi gibt es keine Testfahrten mehr. Die einzige Möglichkeit wäre also ein Freitagseinsatz. Mal schauen, die Türen stehen offen, mal schauen, was daraus wird.
Bei welchen Formel-1-Rennen wirst du vor Ort dabei sein?
Ich war schon ein paar Mal dabei, mein nächster Besuch wird vielleicht in Monza sein. Und dann bin ich sicher auch bei den letzten Drei dabei. Das Rennen in Amerika wird natürlich sehr wichtig sein, mal schauen, wie es kommt.
Wie laufen die Verhandlungen für 2015?
Ja, das ist sehr interessant. Wir arbeiten daran, unser Ziel zu erreichen, im nächsten Jahr im Auto zu sitzen. Die Gespräche mit Sauber laufen derzeit. Bis jetzt läuft alles, wie wir es uns wünschen.
Sprichst du nur mit Sauber oder auch mit anderen Teams?
Bis jetzt rede ich eigentlich nur mit Sauber.
Du warst bei deinem Fiorano-Test mit Sponsoren-Logos aus der AKW-Industrie unterwegs. Wie passt das zur grünen Formel 1?
Eigentlich ganz gut, die Clean & Energy-Kampagne hat 2008 in Amerika angefangen. Seit diesem Jahr ist die Formel 1 ein Hybrid-Auto, und das passt dann auch ganz gut zur Elektrizität, die auf verschiedene Arten produziert wird.
Was hat dich am Formel-1-Zirkus am meisten überrascht - im positiven wie auch im negativen Sinne?
Ich habe immer von der Formel 1 geträumt und wenn man dann als Pilot endlich in der Königsklasse angekommen ist, ist alles schön. Das Auto ist cool, das Team ist cool, die Technik ist super und die Fahrerlager-Atmosphäre ist auch ganz neu. In der IndyCar-Serie ist das Fahrerlager viel offener, es wäre cool, wenn die Formel 1 auch ein bisschen mehr so wäre. Ich weiss aber, dass Fan-Nähe schwierig wäre.
Die neuen Formel-1-Motoren sorgen auch wegen des Sounds für Diskussionen. Wie siehst du das, sind die neuen Triebwerke zu leise?
Mir gefällt der Sound, er ist nur schon sehr leise. Ein bisschen mehr Lautstärke wäre schon cool, aber es ist, wie es ist. Wichtig ist ohnehin die Technologie, die dahinter steckt, ob es laut ist oder nicht, ist am Ende egal, solange die Autos schnell sind. Aber ich muss zugeben, der V8-Sound ist schon ziemlich geil.
Und was denkst du zu den Plänen, die Rennen künftig nach jeder Safety-Car-Phase neu zu starten?
Ehrlich gesagt finde ich das etwas komisch.
Du bist als Rennfahrerin eine Ausnahmeerscheinung im Formel-1-Zirkus. Welche Tipps hast du für junge Rennfahrerinnen, die auch in der Königsklasse des Motorsports ankommen wollen?
Wenn du einen Traum hast, so wie ich, dann solltest du daran arbeiten, ihn zu erfüllen. Das ist nicht einfach, aber ich denke, mit harter Arbeit kommen auch die Resultate. Es ist eine eigene Welt, aber wenn man daran glaubt, dann kann man alles erreichen.
Hat man es als Frau im Motorsport schwerer als die männlichen Kollegen?
Schwer zu sagen, ich kenne ja nur meine Situation. Eine Karriere im Motorsport ist aber in jedem Fall keine einfache Angelegenheit. Und dass so wenig Frauen dabei sind, hat auch damit zu tun, dass weniger in den Motorsport einsteigen. Auf Kart-Ebene kommen auf 200 Jungs etwa fünf Mädchen – das Verhältnis ist da schon sehr einseitig. Ich denke, es ist für alle schwierig. Natürlich ist man als Rennfahrerin in der Formel 1 noch eine Ausnahmeerscheinung, und man steht wohl unter verschärfter Beobachtung. Ich habe mir aber immer gesagt, dass letztlich nur die Ergebnisse zählen. Wenn diese stimmen, wird man in erster Linie als Rennfahrerin und nicht als Frau wahrgenommen.