Toto Wolff: «Morgen gibt es eine Lewis-Hamilton-Show»
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff: «Sebastian hat eine gute Runde gedreht, aber am Ende waren es doch fast fünf Zehntel, die ihm auf dieser kurzen Strecke gefehlt haben»
Toto Wolff erlebte im Qualifying von Ungarn ein Déjà-vu. Wie schon in Hockenheim wurde die Freude des Mercedes-Motorsportdirektors über die Pole-Position von Nico Rosberg von Lewis Hamiltons bitterem Aus getrübt. Der 42-jährige Wiener gestand denn auch: «Es ist sehr schwierig, ich fühle mich irgendwie zerrissen. Einerseits freue ich mich natürlich über die Pole und ich möchte Nico natürlich auch dazu gratulieren. Er musste den richtigen Kompromiss finden, um so schnell zu sein, dass es noch für die Pole reicht, aber gleichzeitig auch genug vorsichtig, um das Auto nicht wegzuschmeissen. Das war bei diesen Wetterbedingungen nicht einfach und er hat das sehr gut hinbekommen. Andererseits tut es mir auch unheimlich Leid für Lewis.»
Wolff erklärt: «Natürlich ist das sehr schwierig für ihn, und Lewis ist auch sehr enttäuscht, die Körperhaltung sagt alles. Natürlich ist es schwierig, auf diesem Kurs, auf dem das Überholen so schwierig ist, nach vorne zu fahren. Aber wenn einer das Feld von hinten aufrollen und aufs Podest fahren kann, dann ist das Lewis. Ich würde ihm alles zutrauen. Ich bin überzeugt, wir werden morgen eine Lewis-Hamilton-Show erleben.»
Dass Hamilton nach dem obligaten Gang vor die Presse gleich in Richtung Hotel verschwinden wollte, versteht Wolff: «Er hat das Debriefing nach dem dritten Training ja gemacht und im Qualifying hat er ja nicht viel Neues dazulernen können. Seine Ingenieure werden ihm berichten, was beim Feuer alles in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber dazu muss er nicht am Rennplatz sein.»
Der Hobby-Rennfahrer weiss: «Das ist eines dieser Dinge, die man verstehen muss. Lewis ist ein sensibler Mensch und er muss das Ganze jetzt erst einmal verdauen. Er hat uns gefragt, ob es okay ist, wenn er nach Hause geht, und wir haben ja gesagt.» Der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky Sport-TV-Experte Marc Surer ist überzeugt: «Das war die einzig richtige Entscheidung. Wenn er jetzt im Fahrerlager rumsteht und die blöden Fragen der Journalisten beantwortet, dann nervt das Ganze doch noch viel mehr. Was soll er dazu auch gross sagen.»
Die Tatsache, dass Champion Sebastian Vettel bis auf knapp fünf Zehntelsekunden an Pole-Setter Rosberg heranfahren konnte, will Wolff nicht überbewerten: «Sebastian hat eine gute Runde gedreht, aber am Ende waren es doch fast fünf Zehntel, die ihm auf dieser kurzen Strecke gefehlt haben. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Nico nicht volles Risiko gefahren ist, denn sein ärgster Konkurrent war ja schon ausgeschieden. Ich will aber die Gegner nicht schlechtreden, ich freue mich, dass Sebastian wieder zurück ist.»