Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Formel 1-Gipfel: Wieso wird der GP-Fan ignoriert?

Von Mathias Brunner
Das Interesse der Fans ist da – wieso fragt man sie nicht um ihre Meinung?

Das Interesse der Fans ist da – wieso fragt man sie nicht um ihre Meinung?

Heute tagt die so genannte Arbeitsgruppe Popularität. Wenn es darum geht, Vorschläge einzubringen, welche die Formel 1 attraktiver machen, sitzt der wichtigste Mann nicht am Tisch: der Fan.

Heute Donnerstag trifft sich in London also erstmals die so genannte Arbeitsgruppe Popularität. Es ist zu befürchten – es werden Antworten erzeugt, für die sich gar keine Fragen aufdrängen. Wie das geht, kann sich die Arbeitsgruppe bei der Strategiegruppe abschauen. Dann kommen eben lächerliche Lösungen heraus wie etwa doppelte Punktzahl beim Finale.

Am Londoner Tisch sitzen Marco Mattiacci von Ferrari, Toto Wolff von Mercedes, Christian Horner von Red Bull Racing, Bob Fernley von Force India, Formel-1-Regelspezialist Charlie Whiting und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone.

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Der wichtigste Mann sitzt nicht am Tisch: der Fan ...

Halten wir uns für einen Moment vor Augen, wieso die Formel 1 grundlegend überlebt: weil sich Menschen das Grand-Prix-Spektakel überhaupt anschauen. Den grössten Teil der Zeche bezahlen Firmen, die sich nur deshalb im Sport engagieren, um dem Fan ihre Produkte schmackhaft zu machen. Sei dies ein Auto, ein Schmiermittel, ein Energy-Drink oder ein Apéritiv. Haben wir das einmal festgelegt, wundern wir uns schon ein wenig, wieso nicht besonders aufmerksam auf die Fans gehört wird. Und wir wundern uns offenbar nicht als einzige.

Der frühere FIA-Chef Max Mosley sagt meinem Kollegen Jonathan Noble: «Mich irritiert die geschäftliche Seite der Formel 1 – da wird ein Riesengedöns über den angeblich mangelhaften Sound gemacht, seitens Bernie Ecclestone, seitens Luca Montzemolo, aber eine Marktstudie gibt es nicht. Die Formel 1 ist wohl die einzige weltweite Aktivität dieser Grössenordnung, bei der von Marktforschung rein gar nichts verstanden wird. Wenn ich doch erste Klagen höre, dass der Sound den Anhängern nicht gefalle, dann gehe ich sie fragen. Und wenn dann bei einer Umfrage, sagen wir in Silverstone herauskäme, dass 98 Prozent der Fans den Sound grauslig finden, dann muss ich auch nicht mehr lange darüber nachdenken, auf welchem Gebiet ich aktiv werden muss. Heute sind wir am Punkt, wo vorwiegend die Traditionalisten schimpfen, aber ist das aussagekräftig? Schliesslich müssen wir nicht die Älteren für den Sport gewinnen, sondern die Jungen.»

Die Arbeit der Strategiegruppe hat gezeigt: Die Teams sind viel zu zerstritten, um einen gemeinsamen Nenner und vernünftige Vorschläge zu finden. Die Idee, den Paradiesvogel Flavio Briatore als Ideenspender zurückzubringen, zeugt davon, dass wenig verstanden wurde – der Sport muss glaubwürdiger werden. Mit Show-Elementen ist es da nicht getan.

Wieso sieht sich ausgerechnet Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone dazu berufen, die Formel 1 zu verbessern? Jener Mann, der die sozialen Netzwerke nicht versteht und vom Internet nichts hält, weil es keine sprudelnde Geldquelle für die Rechthalter ist.

Nein, wir bleiben dabei: der Show Formel 1 geht es gut, siehe Ungarn, Danke der Nachfrage. Der Hebel muss woanders angesetzt werden: Alle Rennen im freien Fernsehen, bezahlbare Tickets, offene Arme für die neuen Medien, Stars zum Anfassen, weniger Maulkorbdenken bei den Rennställen und Sponsoren – Fans wollen keine Rennfahrer, die gelangweilt PR-Worthülsen herunterleiern, sie wollen Emotionen spüren, sie wollen Blitz und Donner, auf und neben der Rennstrecke. Formel 1 sollte pure Leidenschaft sein.

Wieso finden es die mächtigsten Männer im Automobilsport so schwierig, den Kunden nach seiner Meinung zu fragen?

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