Triumph oder Schande: Neun Männer auf dem Prüfstand
Kimi Räikkönen zeigte leider nur unfreiwillige Höhenflüge
Taten sagen mehr als Worte, so lautet ein geflügeltes Wort, das bis heute nichts an Aussagekraft verloren hat. Natürlich achten die meisten Formel-1-Fans in der zweiten Saisonhälfte auf die Gretchenfrage – wer wird Weltmeister? Bei normalem WM-Verlauf könnten wir da gleich fragen: Nico Rosberg oder Lewis Hamilton? Doch viel auf dem Spiel steht auch für zehn weitere Männer, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Reihenfolge ist willkürlich gewählt und entspricht keiner Wertung.
Sebastian Vettel, vierfacher Weltmeister
Der 27jährige Heppenheimer ist in der ersten Saisonhälfte vom neuen Stallgefährten Daniel Ricciardo glatt entzaubert worden: Zwei Siege für Red Bull Racing, und beide Male war es der Australier. Vettel weiss, dass der WM-Zug längst abgedampft ist. Jetzt geht es um die Ehre.
Jean Todt, FIA-Präsident
Die Formel 1 hat ein Nachwuchsproblem auf den Tribünen, das sollte eigentlich nicht nur die Angelegenheit von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sein, sondern Chefsache. Hiess es nicht mal, der Autoverband wolle auf die Fans hören? Warum passiert dann so wenig? Der Franzose ist überdies die Antwort auf die Frage schuldig, wie viel Fingerspitzengefühl der Umgang mit Russland und die Durchführung des Prestige-GP von Sotschi erfordert.
Felipe Massa, Williams-Fahrer
Der GP-Veteran wird vom jungen Valtteri Bottas gnadenlos in den Schatten gestellt. Sky-Formel-1-Experte Marc Surer meint: «Müsste da vielleicht nicht jemand langsam über Rücktritt nachdenken?»
Ivan Capelli, Präsident des ACI Mailand
Die Mailänder Sektion des Automobilklubs von Italien hat den früheren Formel-1-Fahrer und Ferrari-Piloten Ivan Capelli als Heilsbringer geholt, den traditionsreichen Monza-GP zu retten. Fortsetzung noch offen.
Kimi Räikkönen, Ferrari-Star
Vom mit viel Wasser im Mund erwarteten Duell zwischen den beiden Ferrari-Champions Räikkönen und Fernando Alonso ist nichts übrig geblieben, weil Kimi sein Auto zu wenig spürt. Wieso bekommt der Champion von 2007 das mit seinen Ingenieuren nicht in den Griff?
Bernie Ecclestone, Formel-1-Promoter
Wir moralisieren jetzt nicht noch einmal über das Urteil von München. Das ist schon zur Genüge getan worden. Aber der 83-Jährige muss in den kommenden Wochen und Monaten beweisen, wie fest er das Formel-1-Ruder noch in der Hand hält und ob er die Zusammenhänge des Zuschauerschwunds versteht. Mit Firlefanz wie doppelten WM-Punkten darf die so genannte Arbeitsgruppe Popularität unter seiner Führung jedenfalls nicht daherkommen, vielen Dank.
Marco Mattiacci, Ferrari-Teamchef
Die Flitterwochen sind vorbei: Jetzt muss der frühere Ferrari-Nordamerika-Chef beweisen, dass er wirklich der richtige Mann als Ferrari-Teamchef ist. Die Art und Weise, wie Motorenchef Luca Marmorini abserviert wurde (jedenfalls nach Darstellung Marmorinis), hat bei vielen Tifosi Zweifel geweckt, ob der Mann mit der Sonnenbrille den richtigen Durchblick hat.
Jenson Button, McLaren-Fahrer
Noch ein erfahrener Mann, der gegen einen jungen Stallgefährten nicht gut genug aussieht. Wir vermissen bei McLaren ein klares Bekenntnis zum Formel-1-Champion von 2009. Buttons gutes Verhältnis zum künftigen Motorenpartner Honda könnte ihm den Platz retten, im Gegensatz zum begabten, aber blassen Kevin Magnussen. Ein paar zünftige Rennergebnisse würden helfen.
Kamui Kobayashi, Caterham-Pilot
Der frühere Caterham-Besitzer Tony Fernandes hat den Japaner ins Team geholt, um gegen Jules Bianchi im Marussia gerüstet zu sein. Das hat nicht funktioniert. Bianchi wurde Neunter in Monaco, Kobayashi ist es nicht gelungen, auch nur einen Punkt zu holen. Was primär am jämmerlichen Auto liegt, aber auch daran, dass Kamui aus den Möglichkeiten zu wenig macht. War das nicht schon bei Sauber so? Nun soll André Lotterer in Belgien den Platz des Japaners übernehmen ...