Marc Surer: «Rosberg und Hamilton – nix mit kuscheln»
TV-Experte Marc Surer
Marc, Nico Rosberg und Lewis Hamilton sind bei Mercedes als befreundete Fahrer in die Saison gestartet. Inzwischen hat man das Gefühl, dass sie die grössten Rivalen der Formel 1 sind. Bekommt Mercedes diesen Streit noch mal in den Griff?
In Belgien ist es dumm gelaufen, aber sie gehen noch nicht aufeinander los. Der Streit hat noch nicht die Dimensionen, die er zwischen Alain Prost und Ayrton Senna hatte. Bis jetzt stufe ich die Auseinandersetzung der beiden eher als harmlos ein.
2007 kämpften Lewis Hamilton und Fernando Alonso bei McLaren mit allen Mitteln um die WM-Krone. Am Ende war Kimi Räikkönen der lachende Sieger. Droht Mercedes ein ähnliches Szenario?
Die Gefahr sehe ich noch nicht, weil der Mercedes auf jeder Strecke das schnellste Auto ist. Aber wenn Hamilton und Rosberg sich nicht einig sind, könnten Daniel Ricciardo und Red Bull Racing als derzeitiger WM-Dritter auf ähnliche Weise profitieren. Mercedes muss ihn im Auge behalten. Aber man muss auch sehen, dass Ricciardo bisher immer mit ein bisschen Glück gewonnen hat. Er hat jeweils nicht aus eigener Kraft gewonnen, sondern die Gelegenheiten genutzt, wenn Mercedes Probleme hatte.
Ist eine solche Rivalität, wie es sie derzeit zwischen Rosberg und Hamilton gibt, unvermeidlich, wenn zwei ähnlich talentierte Fahrer in einem Auto sitzen, mit dem man Weltmeister werden kann?
Ja, wenn eine klare Hierarchie fehlt, wer Nummer 1 und Nummer 2 ist, dann muss man damit rechnen. Der Ursprung des Konflikts der beiden liegt wohl im Vorfall von Monaco, wo Rosberg mit einem Verbremser Hamiltons mögliche Pole-Position-Runde zerstörte. Das hat die Atmosphäre vergiftet.
Glaubst du, dass die beiden jetzt vorsichtiger fahren werden?
Nein, die werden nicht anders fahren. Jeder wird weiterhin auf seinen Vorteil bedacht sein. Das liegt in der Natur der Sache – und so verhalten sich die beiden, auch in Monza.
Somit könnte es wieder ein spannendes Duell an der Spitze geben.
Ja, aber Rosberg kann es sich dank seines grossen Vorsprungs nun erlauben, auch mal nur Zweiter zu werden. Das könnte ein bisschen den Biss rausnehmen. Für Hamilton gilt hingegen: Bloss nicht mehr ausfallen! Er muss Punkte sammeln und hoffen, dass Rosberg es mal nicht ins Ziel schafft.