Federico Gastaldi: «Wie einst mit Michael Schumacher»
Federico Gastaldi: «Auch die jüngste Mitteilung über den Unfalltod von Christophe de Margerie war natürlich ein Schock für uns, er war ein enger Freund des Teams»
Federico Gastaldi, kürzlich verkündete Lotus den Mercedes-Deal. Ist dieser Wechsel eine Art Renaissance für das Team?
So lautet der Plan! Natürlich war das schon längerfristig geplant. Hinter den Kulissen haben wir realisiert, dass wir in eine neue Richtung gehen müssen. Und wir sind nun sehr glücklich, diesen Richtungswechsel öffentlich verkünden zu können. Die Mercedes-Triebwerke haben in diesem Jahr schon positiv beeindruckt und ich bin überzeugt, dass sie in Zukunft ein wichtiges Erfolgselement darstellen. In dieser Saison wurde klar, dass die Antriebseinheit der Silberpfeile das beste Paket darstellt. Diese Stärken werden wir nun mit unseren eigenen Stärken kombinieren und das sollte eine gute Kombination für 2015 geben. Die Partnerschaft mit Mercedes ist auch ein wichtiges Element in der Langzeitplanung von Lotus.
Weiss man schon mehr über die Fahrerpaarung für 2015?
Romain Grosjean ist in der Pole-Position für ein Cockpit und ehrlich gesagt geht es nur noch um einige Details, die geklärt werden müssen. Wir erwarten, dass wir sehr bald etwas dazu verkünden können. Wie schon auf der technischen Seite war auch deshalb in Enstone schon viel los, wie auch in der Boxengasse und im Fahrerlager. Es sieht gut aus und es ist spannend, das Team in seiner Entwicklung zu erleben.
Ist der Formel-1-Test von Formel-3-Europameiter Esteban Ocon eine logische Folge der Lotus-Nachwuchsförderung?
Ganz genau, wir blicken auf eine erfolgreiche Nachwuchsförderung zurück und haben in Enstone schon vielen Talenten eine Chance gegeben, wie etwa Michael Schumacher, Fernando Alonso oder Romain. Esteban Ocon ist Teil des Formel-1-Juniorprogramms von Lotus und offensichtlich ein sehr talentierter Fahrer. Mit seinem Siegesrekord hat er in diesem Jahr gezeigt, dass er den Aufgaben im Formelsport gewachsen ist. Das war sein erstes Formel-3-Jahr und trotzdem konnte er fünfzehn Siege feiern und die Meisterschaftskrone erobern. Das ist umso beeindruckender, als die Konkurrenz mit Max Verstappen auch hochkarätig war. Wir haben diese Leistung mit einem zweitägigen Formel-1-Test in Valencia in dieser Woche belohnt, wo er jeden mit seiner Einstellung und Einsatzfähigkeit begeistere. Wir freuen uns, mit ihm zusammen zu arbeiten, während er sich die Karriereleiter hocharbeitet. Er beweist, dass das Nachwuchsprogramm von Lotus zu den besten der Welt gehört und grosse Talente hervorbringt.
In einer Woche steht der dritte GP auf dem Circuit of the Americas an. Was kann man zur Rennstrecke und zum US-GP sagen?
Es ist eine unglaublicher Ort, um Rennen zu fahren. Die Fans sind grossartig, die meisten kommen aus den USA oder Mexiko, aber einige reisen auch aus der ganzen Welt an. Die Strecke ist eine Herausforderung und die Fahrer und Fans lieben sie gleichermassen. Die USA gehört zu den wichtigsten Märkten der Formel 1. Es dauert sicher noch eine Weile, bis sich der US-GP bei den meisten amerikanischen Fans als Pflichttermin etabliert hat, aber Lotus wird alles daran setzen, um die US-Fans zu erreichen und eine spezielle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wir hoffen natürlich, dass wir nächste Woche in Austin eine grossartige Show auf die Beine stellen werden.
Der provisorische WM-Kalender für 2015 steht schon, und er sieht eine Rückkehr nach Mexiko vor. Wie gross ist die Vorfreude?
Mexiko ist ein Racing-Land durch und durch. Seit die Rodriguez-Brüder fuhren und natürlich auch wegen des grossartigen Carrera Pamanericana-Rennens haben die Mexikaner das Racing im Blut. Die Formel 1 wird dort mit offenen Armen empfangen und ich bin sicher, dass dort eine grossartige Atmosphäre herrschen wird. Die mexikanischen Fans sind sehr leidenschaftlich. Viele von ihnen kommen nach Austin und sorgen für die richtige Geräuschkulisse. Mexiko ist auch ökonomisch ein starkes Land und es gibt dort für die Formel 1 grossartige kommerzielle Möglichkeiten. Der Mexiko-GP wird im nächsten Jahr sicher ein Highlight im WM-Kalender darstellen.
Wie schwierig ist es für das Team, nach den jüngsten Schicksalsschlägen von Jules Bianchi und Total-Chef Christophe de Margerie die letzten Rennen der Saison zu bestreiten?
Das ganze Fahrerlager und auch jeder in Enstone betet für Jules. Auch die jüngste Mitteilung über den Unfalltod von Christophe de Margerie war natürlich ein Schock für uns, er war ein enger Freund des Teams. Unsere Gedanken sind jetzt auch bei seiner Familie sowie bei den anderen drei Opfern des Flugzeug-Unglücks vom Montag (der Privatjet von de Margerie kollidierte mit einem Schneeräumungsfahrzeug, Anm.).