Giedo van der Garde: Sauber-Fahrt geplatzt, abgereist
Giedo van der Garde freute sich darauf, wieder fahren zu können
Sauber macht derzeit eher neben als auf der Rennstrecke Schlagzeilen: Das Team steht vor der ersten punktelosen Saison seiner Firmenhistorie, Teamchefin Monisha Kaltenborn kämpft Tag und Nacht, den Rennstall finanziell wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Dazu gehören auch die Entscheidungen, für 2015 den Schweden Marcus Ericsson und den Brasilianer Felipe Nasr zu engagieren.
Das hat im Rahmen der WM-Läufe in den USA und in Brasilien mächtig Wirbel erzeugt, weil der Holländer Giedo van der Garde und der Deutsche Adrian Sutil beide beteuern, für 2015 unterzeichnete Verträge zu haben. Monisha Kaltenborn in Brasilien: «Wir haben unsere Fahrer verkündet, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»
Ein Engagement durchzwingen, das hat sich im Rennsport selten als zielführend erwiesen. Stimme aus dem Fahrerlager: «Teamchefin Monisha Kaltenborn ist gelernte Anwältin. Wer wüsste besser als sie, was rechtlich machbar ist und was nicht? Viel Glück jedem Fahrer, der sich mit ihr anlegt. Zudem – was will ein Pilot in einem Rennstall, wenn er genau weiss, dass er dort nicht mehr erwünscht ist?»
Wie sich das anfühlt, haben Sutil und van der Garde in Abu Dhabi erlebt. Adrian Sutil musste im ersten Training zuschauen, wie der überschaubar begabte Chinese Adderly Fong seinen Wagen um den Kurs chauffierte.
Giedo van der Garde hätte am Freitag fahren sollten, erfuhr gemäss Informationen aus Holland erst in Arabien davon, dass er nicht zum Einsatz kommen wird. Und dass er auch den geplanten Test in der kommenden Woche auf dem Yas Marina Circuit vergessen kann.
Gemäss den Kollegen des Schweizer «Blick» soll es zwischen dem 29jährigen Holländer und Steuerfrau Kaltenborn zu einem Streit gekommen sein, worauf man den Piloten de facto aus dem Fahrerlager geschmissen habe. Aus Teamkreisen ist jedoch zu hören: Die Geschichte, wonach Giedo dessen Fahrerlagerpass abgenommen worden sei, stimmt nicht.
Giedo van der Garde äussert sich aus rechtlichen Gründen derzeit weder zu dieser Szene noch dazu, wie es mit Sauber weitergehen soll. Aber Fakt ist, dass er in der Nacht auf Samstag aus dem Mittleren Osten nach Hause abgereist ist. Aber nicht, weil er nicht mehr ins Fahrerlager durfte, sondern aus dem schlichten Grund, weil es für ihn nichts zu tun gab.
Wir treffen einen langjährigen GP-Insider im Fahrerlager von Abu Dhabi. Er sagt zur verfahrenen Situation: «Giedo ist klug genug, sich derzeit nicht zu äussern. Denn jedes unbedachte Wort könnte bei einer rechtlichen Auseinandersetzung eine Rolle spielen. Aber er war in der felsenfesten Überzeugung nach Arabien geflogen, am Freitag zu fahren und auch am kommenden Mittwoch beim Test. Das entspricht dem Abkommen mit Sauber, und dafür hat er auch bezahlt. Wie es weitergeht, weiss keiner. Giedo hat auch keinen Plan B, was die Formel 1 betrifft. Er hat im Juli bei Sauber einen Vertrag für 2015 unterschrieben und ging davon aus, dass er im nächsten Jahr für die Schweizer Grands Prix fahren würde.»